[LIKE A DREAM] Anthologie – Leseprobe

Hallo in die Runde,

nur noch eine Woche, dann erscheint endlich die Benefizanthologie “Like a Dream”. Erstmals wird sie auf der Gay Book Fair erhältlich sein, die am Buchmesse-Samstag (22.10.2016) ab 16 Uhr im Restaurant Schnitzel Paul (Oeserstraße 220, 65933 Frankfurt). Merkt euch den Termin, denn an diesem Tag werden viele der Autoren vor Ort sein, sprich sie können euer druckfrisches Exemplar natürlich auch signieren. Folgende Autoren werden auf der Gay Book Fair sein:

  • Chris P. Rolls
  • Bianca Nias
  • Elisa Schwarz
  • Jobst Mahrenholz
  • Tanja Meurer
  • Jannis Plastargias
  • Anna Maske
  • Savannah Lichtenwald
  • Alexa Lor
  • Juliane Seidel

Wir freuen uns auf euch <3

Hier aber endlich die Leseproben zu “Like a Dream” als PDF, epub und mobi zum Download. Die Autoren und ich wünschen euch viel Spaß beim Lesen. Kommende Woche erscheint die Antho dann auf den gängigen Verkaufsplattformen.

PDF | epub| mobi

Damit verabschiede ich mich und wünsche euch einen schönen Restsonntag. Wir sehen uns auf der gay Book Fair, bzw. hören kommenden Sonntag wieder voneinander.

Liebe Grüße,
Juliane

[LIKE A DREAM] Anthologie – Coverenthüllung

Hallo ihr Lieben,

vor einer gefühlten Ewigkeit (im März 2016) habe ich euch eine Benefizanthologie zum Thema Träume, Hoffnungen und Wünsche versprochen. Auch wenn es diesbezüglich lange ruhig geblieben ist, so hat sich das Projekt im Hintergrund doch beständig weiterentwickelt und steht kurz vor der Fertigstellung. Ich freue mich ungemein ab sofort jeden Sonntag etwas von unserer Anthologie “Like a Dream” zu erzählen und euch die Wartezeit bis Ende Oktober ein wenig zu verkürzen.

Den Anfang macht das wundervolle Cover, das von Casandra Krammer gestaltet wurde, und der Klappentext, damit ihr wisst, worum es in der Anthologie geht.

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Nimm dir Zeit zum Träumen – es bringt dich den Sternen näher. (Irisches Sprichwort)

Seit über 15 Jahren beschäftigt sich der Blog „Like a Dream“ mit queeren Romanen, Comics und Filmen. Grund genug, den Geburtstag mit einer besonderen Anthologie zu feiern. 15+ Autor*innen präsentieren fantasievolle, nachdenkliche und sinnliche Geschichten zum Thema Träume, Wünsche und Hoffnungen.

Der Erlös der Anthologie geht an das Mainzer LSBTI-Zentrum “LBSK e.V.”, das nicht nur mit der „Bar jeder Sicht“ einen Treffpunkt in Mainz geschaffen hat, sondern auch zahlreiche Gruppen und Vereine unterstützt.

Mit Beiträgen von: Tanja Meurer, Florian Tietgen, Bianca Nias, Elisa Schwarz, Laurent Bach, Leann Porter, Sabrina Železný, Jobst Mahrenholz, Karo Stein, Thomas Pregel, Alexa Lor, Chris P. Rolls, Anna Maske, Savannah Lichtenwald, Jannis Plastargias und Juliane Seidel

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Die Anthologie erscheint vorr. am 20.10.2016 und wird erstmals auf der Gay Book Fair erhältlich sein (ein Besuch auf der Messe lohnt sich – ein Großteil der teilnehmenden Autoren werden vor Ort sein :)). Das eBook wird 6,99€ kosten, das Taschenbuch vorr. 14,99€. Sobald die Anthologie auf Amazon verfügbar ist, erfahrt ihr es natürlich hier und auf Facebook. Wir sind sehr gespannt, was ihr von “Like a Dream” halten werdet.

Bis nächsten Sonntag,
Juliane

[ZITATE-FREITAG] Zusammen finden

Hallo ihr Lieben,

den heutigen Zitate-Freitag möchte ich noch einmal dazu nutzen, auf unsere Benefiz-Anthologie aufmerksam zu machen, die im letzten Jahr erschienen ist. Da ich selbst eine Geschichte für „Zusammen finden“ geschrieben habe, habe ich nie eine Rezension verfasst, sondern lediglich eine Buchvorstellung geschrieben. Sämtliche Einnahmen kommen einer schwer kranken Autorenkollegin zugute, daher will ich den Zitate-Freitag nutzen, um euch einen kleinen Einblick in die Geschichten zu gewähren – aus diesem Grund findet ihr dieses Mal mehr Zitate, da ich mir aus jeder Kurzgeschichte eine kurze Passage herausgesucht habe. Ich hoffe sehr, dass der ein oder andere der Anthologie eine Chance gibt. „Zusammen finden“ ist ein lesenswertes Projekt, das von 15 Autor*innen ins Leben gerufen wurde.


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Buchvorstellung

Innerlich bin ich wie betäubt, gelähmt durch den Schmerz, der sich in mir ausbreitet und mir die Luft abschnürt. In meinem Hals ist es eng, in meinen Augen sammeln sich Tränen. Noch so ein Kerl, dem ich nicht gut genug bin! Aber ich will jetzt nicht heulen! Nein, nicht schon wieder!

Scheiße, Olli, du hast es verbockt. Da steht ein toller Typ vor mir und ich habe nichts Besseres zu tun, als mich ihm an den Hals zu werfen und damit alles zu verderben.

Nee, Momentchen mal. Stopp und zurück auf Anfang … schließlich hat er doch angefangen, mich zu küssen, oder? Was ist nur in seinem Kopf vorgegangen? Sämtliche Signale, die er aussendete, sagten mir, dass er mich mag, dass er mich begehrt …

“Der Werwolf von nebenan” / “Zusammen finden”, S. 40 (c) Bianca Nias / Susann Julieva

Der junge Mann hob die Achseln. »Ich bekomme zwar einen Zugang zu den Magielinien, kann sie aber nicht kontrollieren und meinem Willen unterwerfen. Die magischen Formeln wollen mir einfach nicht im Gedächtnis bleiben.«

Nazar stieß ein kurzes, bellendes Lachen aus. »Bei den Göttern, Marit hatte recht. Wir passen wirklich gut zusammen – du kannst die Macht des Landes anzapfen, ich merke mir die passenden Zaubersprüche.«

»Vielleich sollten wir uns zusammentun …« Kiama seufzte und ließ den Kopf in den Nacken fallen. »… wenn das nur möglich wäre.«

“Zwillingsmond” / “Zusammen finden”, S. 59-60 (c) Juliane Seidel

Schritt für Schritt nähere ich mich der blinkenden Holztribüne. Meine Hand greift in die Tasche, ertastet die Chips und …

Zwei!

Es sind nur zwei Chips in meiner Tasche.

Das kann nicht sein.

Genau in diesem Moment schaut er auf. Er sieht mich, lächelt und streckt mir seine Hand entgegen. Er will den Chip.

Der Traum, der fehlende Chip.

Ohne zu denken, drehe ich mich um.

Ich flüchte.

Nur zwei Chips? Wie kann das sein?

Magische Mandeln.

“Charlys Chip” / “Zusammen finden”, S. 91 (c) Jobst Mahrenholz

Ich habe noch nie ein dermaßen schwermütiges Lächeln gesehen.

»Etwas, das Flügel besitzt, darf man nicht einsperren.«

»Er käme draußen nicht mehr zurecht.« Vielleicht weiß er nicht einmal mehr, wie man sie richtig benutzt. »Er würde sterben, so alt, wie er ist.«

»Und vorher zum ersten und letzten Mal in seinem Leben fliegen.« Er entlässt den Rauch aus seinem Mund, drückt die Zigarette aus.

Seine Traurigkeit ist ebenso spürbar wie die Elektrizität in der Luft.

“Rabendieb” / “Zusammen finden”, S. 107 (c) S. B. Sasori

»Wegen heute Nachmittag? Bist du deswegen so komisch?«

»Ich bin einfach kaputt, Perk, mehr nicht.«

Thor drückte die Zigarette auf dem Boden aus. Für ihn schien die Diskussion beendet, doch in Dylan schürte sie nur erneutes Feuer. Er folgte Thor ins Wohnmobil, wo er zu zetern begann.

»Erzähl mir doch nichts … Seit meinem Besuch in diesem Bordell behandelst du mich wie Scheiße! Wenn es dir so gegen den Strich geht, dass ich dort war, wieso hast du mir dann Geld gegeben? Wieso hast du mich ermutigt, dorthin zu gehen?«

“Dylan und Thor – on the road – ein Zwischenspiel”/ “Zusammen finden”, S. 125 (c) Justin C. Skylark

Auf dem Flur vor ihrer Tür blieb er stehen. Etwas kribbelte in seinem Nacken. Das unangenehme Ziehen kannte er. Zumeist fühlte es sich so an, wenn ihn jemand anstarrte. Hinter ihm knackte der Schlüssel im Schloss. Das Fräulein hatte abgeschlossen. All seine Freunde, ausgenommen Konrad, der auf ihn wartete, gingen die Treppe hinunter. Ein kalter Hauch streifte Heinrichs Wange. Der Geruch nach ungewaschenem Mann umfing ihn. Hinter sich fühlte er einen warmen Körper, der ihn nicht berührte. Gänsehaut bildete sich auf seinen Armen. Sein Herzschlag beschleunigte sich und pumpte Hitze durch seine Adern. Hinter ihm stand jemand! Er fuhr herum.

“Hunger” / “Zusammen finden”, S. 139 (c) Tanja Meurer

Als ich mich nicht rühre, runzelst du die Stirn und bedeutest mir, mich aufzusetzen. Verwundert tue ich dir den Gefallen. Meine Rechte berührt etwas Kühles, doch ich kümmere mich nicht darum. Überhaupt kümmert mich kaum noch etwas, nicht einmal dein bekleidetes Ich neben meinem nackten Selbst.

Ich sehe den Bildschirm des Laptops, vielmehr das Foto darauf. Ich starre es an, würde es am liebsten löschen, nein, besser den Computer in einem Wasserfass versenken. Mir wird ganz anders. Ich kann nicht fassen, dass du mir das angetan hast. Mein Blick irrt zu meiner rechten Hand, zu dem Stein, den sie gestreift hat.

Da liegt er, hemmungslos, nackt, lang ausgestreckt neben mir. Dein Steingott. Er, mit dem unser Streit begann.

“Das steinerne Bild” / “Zusammen finden”, S. 188 (c) Raik Thostadt

»Wir haben uns zuletzt vor sieben Wochen getroffen. Sieben, Jonas!«

Schnell stopfe ich ein weiteres Stück des Kuchens in meinen Mund.

»Eigentlich sieht dir das gar nicht ähnlich. Ich meine, für ein paar Minuten hast du sonst immer Zeit. Was ist los, Jonas?«

Ich kaue hektisch, zerteile das restliche Kuchenstück in passende Happen. Konzentriere mich ganz auf diesen Teller.

»Habe ich dich verärgert?« , fragst du weiter. Du bist wirklich hartnäckig.

»Nein, nein!« , beeile ich mich zu sagen.

»Warum gehst du mir dann aus dem Weg?«

“Sehnsucht ist ein subtiles Gefängnis” / “Zusammen finden”, S. 196 (c) Rosha Reads

Auf dem Pariser Friedhof Père-Lachaise befindet sich das von Jacob Epstein gestaltete und einem fliegenden Engel getragene Grab von Oscar Wilde, der sich zu einer Zeit, als Homosexualität noch als Sodomie bezeichnet wurde, schwanken sah zwischen der Liebe zu seiner Frau und seinen beiden Kindern und jener zu Männern, im Speziellen zu dem  wesentlich jüngeren Lord Alfred Douglas, den er Bosie nannte. Inmitten der Bigotterie des viktorianischen England stand Wilde zu seiner Neigung und musste dafür teuer bezahlen.

“Liebe ohne Namen – Oscar Wilde (1997)” / “Zusammen finden”, S. 200 (c) Paul Senftenberg

Nach dieser ungestümen Nacht folgte ein zärtlicher Morgen. Jan war nicht in den Sinn gekommen, Camille hinauszuwerfen. Und Camille machte keine Anstalten zu gehen. »Es ist mir, als müsste das hier mit uns so sein«, begann Camille, als er am späten Nachmittag sichtlich ungern ins Auto stieg, um nach Hause zu fahren. Jan fühlte dasselbe. Trotzdem war er vorsichtig, seine Gefühle zu äußern. Camille war deutlich offener. Er schien sein Seelenleben genauer zu kennen. Jan hatte den Eindruck, dass er wusste, was er wollte, und zeigte es Jan.

Nach ihrem ersten Zusammentreffen folgten weitere. Camille legte eine Hartnäckigkeit an den Tag, die ihm imponierte. Mehr und mehr verfiel Jan seinem fröhlichen Temperament, dessen Art, das Leben zu sehen.

“Von Liebe, Anhänglichkeiten und Fluchten” / “Zusammen finden”, S. 209 (c) Karolina Peli

Einen Augenblick lang geschah gar nichts, doch dann hob der andere zögerlich seine Hand, deutete auf seinen Mund und schüttelte den Kopf, gestikulierte fahrig mit den Händen vor der Brust herum. Und es dauerte einen Moment, ehe Finn begriff, dass es kein nervöses Gefummel, sondern … Gebärdensprache war, die der andere ausführte. Finn war verwirrt. Und überfordert. Und ein klein wenig erleichtert. Mit allem hatte er gerechnet, nur damit nicht und doch … Es machte den anderen seltsamerweise nur noch liebenswerter für ihn, der jetzt mit rosa Wangen und gesenktem Kopf vor ihm stand.

Wieder griff Finn nach ihm, nach seinem Oberarm, vorsichtig, und drückte ihn leicht, ehe er seine Hand löste und sich auf das, was er einst gelernt hatte, besann.

“Zwischen Sojafleisch und Pinot noir” / “Zusammen finden”, S. 222 (c) Schännieh Dunkelstrauch

»Warst du schon einmal hier?«, frage ich ihn auf Englisch.

»Vor langer Zeit«, antwortet er und seine Augen werden dunkel. Oh mein Gott. Egal, ob er es ist oder nicht, ich hoffe, er bleibt bis heute Nacht – ich kenne da eine Stelle im Olivenhain, die ich ihm gern zeigen würde. Aber ich wage nicht, noch weiter zu fragen, und er sagt auch nichts mehr, obwohl ich sehe, dass ihm etwas auf der Zunge liegt. Ich wende mich wieder meinen Aufgaben zu, nur unsere Blicke treffen sich ab zu. Die Ravioli meiner Mutter scheinen ihm nicht zu schmecken.

“Nie vergessen – Non dimenticato mai” / “Zusammen finden”, S. 238 (c) Moritz Berg / J. Walther

Du hast so oft Tonnen von Wut und Frust neben mir in den Wald gebrüllt, hast mit Stöcken gegen die Stämme geschlagen, bis diese zersplitterten, Steine in den Bach geworfen, dass das Wasser bis zu uns hoch spritzte. So oft bist du vor mir durch die endlosen Grasflächen der Brachen und in den Traktorspuren der Felder gerannt. Wiesen und Getreidefelder gehörten uns. Milliarden von spindeldürren Fingern, die unsere Beine und Handflächen streichelten, die hilflose Wut, die unerwünschten Gedanken kurzfristig vertrieben. Deine wie meine.

Wir hatten uns. Untrennbar und dennoch nicht gemeinsam.

Je mehr ich dich leiden sah, desto stärker verschloss ich meine Probleme in mir. Du warst immer der Stärkere von uns beiden. Was habe ich dich dafür bewundert und konnte dir genau deswegen nie etwas sagen.

“Die Anmut von Gras” / “Zusammen finden”, S. 256 (c) Chris P. Rolls

Solltet ihr Lust auf mehr haben, würden wir uns freuen. Sämtliche Einnahmen werden gespendet 🙂

Liebe Grüße,
Juliane

[ZITATE-FREITAG] Haus aus Kupfer

Hallo ihr Lieben,

heute möchte ich ein Buch präsentieren, das mich auf eine Art und Weise beeindruckt hat, wie es nur sehr wenigen Büchern gelingt. Ich habe Jobst Mahrenholz’ Werke mit “Der linke Fuß des Gondoliere” lieben und schätzen gelernt – “Haus aus Kupfer” hat mich jedoch so tief berührt, dass das Buch inzwischen zu meinem absoluten Favouriten (neben “Adrian Mayfield”, “Das Schicksal ist ein mieser Verräter”, “Bruder” und “Die Bücherdiebin”) gehört. Wie schon bei “Tänzer & Schatten” hätte ich am liebsten das gesamte Buch zitiert – doch man muss sich ja beschränken 😉


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meine Rezension

»Okay! Versuch dir vorzustellen, du trägst eine Zahnspange, ja?«

Ich nickte, während ich an der Zigarette zog. »Felia war meine Zahnspange«, erklärte Felice. »Sie hat mein ganzes Leben lang versucht, mich in Form zu pressen. Damit ich perfekt bin. So, wie die Gesellschaft mich haben will. Ebenmäßig. Sie mein Leben lang zu tragen hat geschmerzt, gedrückt, mich eingeschränkt. Ich habe mich hässlich und fremd mit ihr gefühlt. Nun bin ich sie los, und die Schmerzen hören auf. Da ist kein Fremdkörper mehr, nichts, was versucht, mich in eine Form zu pressen. Da bin nur noch ich. Vielleicht etwas schief gewachsen, nicht ganz so perfekt. Doch ich bin es.«

“Haus aus Kupfer”, S. 53 (c) Jobst Mahrenholz / deadsoft Verlag

»Und Lu?«, fragte ich betroffen.

»Ich hab mich doch verabschiedet.«

»Was ist mit dem Mut?«, bohrte ich weiter. »Wäre das nicht eine ganz gute Übung, mal etwas Mut zu zeigen?«

»Ich bin eine Belastung«, erwiderte er mit gesenktem Blick.

»Du bist eine Bereicherung, Felice!«

»Das ist Quatsch, Giaco, und das weißt du auch.« Er lächelte traurig, schwang sich zur Seite und erhob sich. »Ich denke drüber nach, okay?«

“Haus aus Kupfer”, S. 88 (c) Jobst Mahrenholz / deadsoft Verlag

»Felia hat er immer sehr gemocht«, versicherte er mir mit unstetem Blick.

»Ja? Und?«

»Aber Felice findet er richtig klasse.«

»Wie meinst du das?«

»Genau so, wie ich’s sage.«

»Wie kommst du darauf?«

»Weil ich ihn … kenne … verdammt. Und weil ich das mitbekomme.« Er strich sich durchs Haar und sah mich direkt an, betroffen dabei. »Weil ich nicht blind bin, darum.«

Und in dem Moment begriff ich, was er mir da eigentlich offenbart hatte, über Giacomo.

“Haus aus Kupfer”, S. 111-112 (c) Jobst Mahrenholz / deadsoft Verlag

Also erzählte ich sie ihm, meine Version. Und während ich das tat, betrachtete er mich wieder, mit diesem unergründlichen Giaco-Blick seiner tiefgrünen Augen. Er versank in den meinen, verharrte dort und stürzte mich in eine kleine Verwirrung.

Als ich endete, hob er leicht den Kopf. Vorsichtig strichen seine Finger über meine Lippen.

»Vergiss das alles«, sagte er leise. Er seufzte.

Und dann küsste er mich. Kühle, feuchte Lippen legten sich sanft auf die meinen. Zart und sinnlich.

“Haus aus Kupfer”, S. 131 (c) Jobst Mahrenholz / deadsoft Verlag

Felices erstes Mal.

Tatsächlich war es das: Felices erstes Mal.

Zum ersten Mal als – ich.

Sanft strichen meine Hände über Giacos Brust, entdeckten ihn behutsam. Er sehnte sich nach mehr, spürte ich.

Noch vor Stunden war da vor allem Angst gewesen. Es gab so vieles, was ich ihm nicht geben konnte. Nicht mit diesem Körper. Ich war – unvollkommen. Doch nun …

“Haus aus Kupfer”, S. 170 (c) Jobst Mahrenholz / deadsoft Verlag

»Na, beim Blondieren gegen die Tür gelaufen?«, wollte er wissen. Sein humorloses Lachen zeigte, was er von mir hielt, mittlerweile. Klar, ich hatte ihm in die Suppe gespuckt.

»Oberflächlich, wie gehabt«, erwiderte ich lächelnd, nachdem wir uns gesetzt hatten. »Aber das mit den Haaren, Aldo, das ist tatsächlich extra für dich.«

Nun schaute er sichtlich irritiert in die Runde.

»Ich dachte mir«, erklärte ich so, dass es alle hören konnten, »… mit dieser simplen Äußerlichkeit einfach mal von Felice abzulenken. Damit er wenigstens für einen Moment das Gefühl hat, hier nicht die Dauerrolle des Aussätzigen übernehmen zu müssen.«

“Haus aus Kupfer”, S. 195 (c) Jobst Mahrenholz / deadsoft Verlag

Dann betrachtete ich mich im Spiegel. Das Make-up hatte etwas gelitten. Da musste ich nachbessern. Die blonden Haare, sie gefielen mir. Ich fand das erotisch. Meine Zunge fuhr lüstern über die Lippen, meine Augen halb geschlossen. Plötzlich musste ich loslachen.

Mein Äußeres stand für einen neuen Abschnitt in meinem Leben. Kein Lu mehr. Dafür viel Felice. Nicht Giaco – Jack! Wow, nicht übel. Das Lachen ging in ein Grinsen über. Es gefiel mir wirklich.

“Haus aus Kupfer”, S. 214 (c) Jobst Mahrenholz / deadsoft Verlag

Mit diesen Zitaten mache ich euch hoffentlich neugierig auf dieses tolle Werk, bei dem es um Transexualität, Akzeptanz und Toleranz geht. Ich kann es auf jeden Fall jedem ans Herz legen <3

Liebe Grüße,
Juliane

[ROMAN] Haus aus Kupfer von Jobst Mahrenholz


Autor: Jobst Mahrenholz
Taschenbuch:  244 Seiten
ISBN: 978-3-945934-78-4
Preis: 4,99 EUR (eBook) |11,99 EUR (Taschenbuch)
Bestellen: Amazon

Story:
Nach dem Tod des großen Lu trifft die Großfamilie Pedetti im Stammsitz des italienischen Clans ein, um sich gebührend vom ehemaligen Familienoberhaupt zu verabschieden. Giacomo trifft der Verlust seines Großvaters am meisten, stand er Lu doch näher als manch anderer. Dennoch freut er sich auf das Wiedersehen mit seiner Cousine Felia, mit der ihn eine Menge verbindet. Zu aller Überraschung taucht jedoch (gegen den Willen seiner Eltern) Felice auf, denn Felia hat sich dazu entschieden fortan als Mann zu leben und sich einer entsprechenden Hormonbehandlung zu unterziehen. Während in der konservativen Familie Chaos ausbricht und Felices Entscheidung diskutiert wird, ist Giacomo neben den Hausangestellten der Pedettis der Einzige, der Felice so akzeptiert wie er ist. Schnell kommen sich die beiden näher und nicht nur Felice entwickelt sich während der Beerdigung weiter, auch Giacomo wird im Laufe der Zeit erwachsener, insbesondere als er sich seiner Gefühle gegenüber Felice im Klaren wird.

Eigene Meinung:
Der Roman „Haus aus Kupfer“ stammt aus der Feder von Jobst Mahrenholz und erschien 2016 im deadsoft Verlag. Erstmals wagt sich der Autor an ein Trans-Thema heran und bietet dem Leser einen sehr eindringlichen, tiefgründigen Einblick in das Thema Transsexualität. Leser der Reihe „Il Gusto di Lauro“ werden in Giacomo den Nebencharakter Jack wiedererkennen – „Haus aus Kupfer“ spielt jedoch einige Jahre vor den Büchern um Luca Lauro. weiterlesen…

[BLOGGEBURTSTAG] Ankündigung Anthologie

Hallo ihr Lieben,

es ist soweit – endlich darf ich das Geheimnis lüften und ein Projekt bekanntgeben, auf das ich mich schon jetzt wahnsinnig freue: “Like a Dream” wird eine eigene Benefizanthologie auf die Beine stellen. Die Planungen laufen bereits seit einigen Wochen und ich freue mich, dass ich für das Projekt einige tolle Autoren gewinnen konnte. Da der Blog 15 Jahre alt wird, werden sich 15 Autoren beteiligen. Das grobe Rahmenthema lautet “Träume, Hoffnungen und Wünsche” – passend zum Titel des Blogs “Like a Dream”. Da das Cover noch nicht feststeht, gibt es an dieser Stelle nur ein kleines Promobild zu sehen, sprich ihr dürft euch in den kommenden Monaten auf regelmäßige Einträge zum Thema “Anthologie” freuen 🙂

Folgende Autoren nehmen an der Anthologie “Like a Dream” teil:

Im Herbst 2016 soll die Anthologie auf den Markt kommen – ich bin schon jetzt sehr gespannt. Auf jeden Fall könnt ihr euch auf sehr unterschiedliche und einzigartige Geschichten freuen – denn einige kenne ich bereits <3

In den folgenden Monaten werde ich immer wieder über das Projekt und die Teilnehmer berichten, also schaut immer wieder vorbei 🙂

Liebe Grüße,
Juliane

[ROMAN] Herzberührer von Jobst Mahrenholz

Autor: Jobst Mahrenholz
Taschenbuch:  380 Seiten
ISBN: 978-3944737546
Preis: 5,99 EUR (ebook) | 13,95 EUR (Taschenbuch)
Bestellen: Amazon

Story:
Lucas Leben läuft nach seiner Laufbahn als Fernsehkoch und der Trennung des Halbjapaners Shiro in halbwegs gemäßigten Bahnen: mit dem Erwerb eines alten Klosters in den italienischen Apenninen steigt er nicht nur in die Hotelbranche ein und heuert auch eine neue Chefköchin an, um seine Ausbildung fortzusetzen. Allerdings bringt das Auftauchen von Daniele, Shiros neuem Partner, Unruhe in Lucas Leben, ebenso die Tatsache, dass der Halbjapaner verschwunden ist. Als dieser einige Tage später mehr tot als lebendig vor dem Hotel liegt, stürzt Luca in ein Wechselbad der Gefühle. Schnell macht er Daniele als Schuldigen für Shiros Zustand aus, doch je mehr Zeit er mit ihm verbringt, desto offensichtlicher wird, dass mehr hinter den Ereignissen steckt.

Neben diesen Problemen kämpft er mit der Ankündigung seiner Schwester Rebecca, unbedingt in seinem Hotel zu heiraten und seinen Gefühlen gegenüber seines Bruders Lorenzo. Und auch sonst geht es drunter und drüber: auch seine Freunde haben mit ihren Problemen zu kämpfen und Luca hat alle Hände voll zu tun, um nicht selbst von den vielen Ereignissen überschwemmt zu werden …

Eigene Meinung:
Der Roman „Herzberührer“ ist der zweite Teil der „Il Gusto di Lauro“-Duologie von Jobst Mahrenholz und schließt direkt an den Vorgänger „Lucas Rezepte“ an. Einmal mehr entführt der Autor den Leser nach Italien und spinnt die Geschichte um Luca, seine Familie und seine Freunde weiter und bringt viele offene Punkt zu einem Ende. Dabei wird es dieses Mal ein wenig kriminalistischer, da Luca teilweise in einen unschönen Missbrauchsfall hineinstolpert. weiterlesen…

[ROMAN] Lucas Rezepte von Jobst Mahrenholz

Autor: Jobst Mahrenholz
Taschenbuch:  388 Seiten
ISBN: 978-3944737379
Preis: 5,99 EUR (ebook) | 13,95 EUR (Taschenbuch)
Bestellen: Amazon

Story:
Für Luca Lauro geht ein langgehegter Traum in Erfüllung, als er endlich seine Ausbildung zum Koch im Restaurant seiner Familie antreten darf. Schnell wird klar, wie talentiert er ist und wie sehr ihm das Kochen am Herzen liegt. Einziger Wehrmutstropfen ist die Ankündigung seines Vaters, dass ein weiterer Auszubildender eingestellt wird: der Halbjapaner Shiro, der in Lucas Alter ist. Trotz gewisser Vorbehalte freunden sich die beiden an und schon bald entwickelt sich mehr zwischen Shiro und dem jüngsten Sprössling der Lauros. Im katholischen Italien ein Unding und als die Beziehung der beiden jungen Männer auffliegt, kommt es zum Bruch zwischen Luca und seiner Familie und der gemeinsamen Flucht mit Shiro nach Genova. Dort bauen sich die beiden ein neues Leben auf – Shiro nimmt eine Stelle als Barkeeper an, Luca arbeitet sich von seiner Stelle als Aushilfskoch, über seine Arbeit als exklusiver Caterer zu seiner eigenen Kochshow hoch, die ihn schlagartig zum jüngsten und beliebtesten Fernsehkoch Italiens macht. Doch das Leben ist ein beständiges Auf und Ab und vielen Änderungen unterworfen – was Luca immer wieder am eigenen Leib erfährt, und weder bei seinem Geliebten, noch bei neuen wie alten Freunden Halt macht …

Eigene Meinung:
Der Roman „Lucas Rezepte“ ist der erste Teil der Duologie „Il Gusto di Lauro“ von Jobst Mahrenholz und gleichzeitig das Debüt des Autors. Die Geschichte um Luca Lauro und seine Freunde wird in „Herzberührer“ fortgesetzt, der ebenfalls im deadsoft Verlag erschienen ist. Seiner Vorliebe für Italien frönt Jobst Mahrenholz auch in seinem aktuellen Roman „Der linke Fuß des Gondoliere“. weiterlesen…

[ANTHOLOGIE] Zusammen finden

Cover

Autoren: Bianca Nias, Chris P. Rolls, Jobst Mahrenholz, J. Walther, Juliane Seidel, Justin C. Skylark, Karolina Peli, Moritz Berg, Paul Senftenberg, Raik Thorstad, Rosha Reads, S.B. Sasori, Schännieh Dunkelstrauch, Susann Julieva, Tanja Meurer
Taschenbuch: 300 Seiten
ASIN: B01255UN22
Preis: 5,99 EUR (ebook) | 10,90 EUR (Taschenbuch)
Bestellen: Amazon

Heute habe ich keine Rezension in petto, sondern will euch die Benefiz-Anthologie „Zusammen finden“ vorstellen, die für eine schwer erkrankte Autorin entstand und ihr ein wenig Lebensfreude, Mut und Mobilität geben soll. Dem Aufruf der Autorin Jana Walther („Benjamins Gärten“, Phillips Bilder“), die für dieses Projekt verantwortlich ist, folgten 15 deutsche Autoren. Den Leser erwarten insgesamt 13 Gay-Geschichten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Da ich selbst in der Anthologie mit einer Kurzgeschichte vertreten bin, erwartet euch an dieser Stelle keine Rezension, sondern kurze Teaser aller enthaltenen Geschichten, die hoffentlich Lust auf mehr machen.

Tanja Meurer – Hunger

Auf dem Flur vor ihrer Tür blieb er stehen. Etwas kribbelte in seinem Nacken. Das unangenehme Ziehen kannte er. Zumeist fühlte es sich so an, wenn ihn jemand anstarrte. Hinter ihm knackte der Schlüssel im Schloss. Das Fräulein hatte abgeschlossen. All seine Freunde, ausgenommen Konrad, der auf ihn wartete, gingen die Treppe hinunter. Ein kalter Hauch streifte Heinrichs Wange. Der Geruch nach ungewaschenem Mann umfing ihn. Hinter sich fühlte er einen warmen Körper, der ihn nicht berührte. Gänsehaut bildete sich auf seinen Armen. Sein Herzschlag beschleunigte sich und pumpte Hitze durch seine Adern. Hinter ihm stand jemand! Er fuhr herum.

Schännieh Dunkelstrauch – Zwischen Sojafleisch und Pinot noir

Jeden Samstag kam er zum Einkaufen hierher. Beinahe sogar immer um die gleiche Uhrzeit und jedes Mal maß er Finn mit heimlichen Blicken. Seit etwas über einem Jahr ging das bereits so und für Finn war es inzwischen schon fast schon eine Art allwöchentliches Date geworden, auf das er sich immer wieder aufs Neue freute, und das, obwohl sie bislang noch nie auch nur ein einziges Wort gewechselt hatten. Lediglich das ein oder andere schüchterne Lächeln hatten sie bisher aus der Entfernung getauscht, doch dabei war es stets geblieben.

Chris P. Rolls – Die Anmut von Gras

Meine Füße jucken in den Lederschuhen, der Stoff der Hose kratzt. Nur zu gut erinnere ich mich an das Gefühl sonnenprickelnder Wärme auf der Haut. Das Bouquet des Sommers lag permanent in der Nase: der schwere, süße Duft unzähliger Blüten, der herb würzige von Heu, der unvergleichliche Geruch von trocknenden Badesachen. Staub in der Nase, sandige Erde zwischen den Zehen, das Kitzeln kleiner Steinchen, das Streicheln langer Grannen an Hüfte und Handflächen. Auf dich übte jedes dieser gräsernen Meere stets eine besondere Anziehungskraft aus. Inmitten der Bewegung verlor sich der Horizont, verschwamm die Welt. Brachflächen und Getreidefelder, sie lockten dich zielsicher hinein. Du bist hineingerannt, noch ehe dein Fahrrad, achtlos abgestellt, den Boden berührte. Dein Lachen lockte mich mit hinein. Keuchend versuchte ich an dir dranzubleiben, wenn du jauchzend die Spur wechseltest, während ich brav in der Traktorspur blieb und bei jeder umgeknickten Ähre insgeheim meinen Vater schimpfen hörte. Mit einem Köpper verschwandest du in den Wellen aus Ähren und Halmen. Nichts konnte dich stoppen.

Jobst Mahrenholz – Charlys Chip

Er, den ich suche, fläzt lasziv auf den hölzernen Stufen. Der schmale Körper ist schwarzbraun gestreift, durch Erde und Moor. Ein Faun. Sein intensiver Duft lässt mich die Augen schließen. Dichtes Haar hängt in dicken filzigen Strähnen in sein Gesicht. Ein Schurz aus Fuchsfell schützt seine Lenden. Er strahlt mir entgegen. Ein siegesgewisses Lächeln blitzt auf. “Endlich …”, sagt er, als ich ihm gegenüberstehe. “… Ich dachte schon, du tust es nie.” “Es ist verboten …”, sage ich zaghaft, als er geschmeidig auf mich zukommt. Da lacht er mich aus. “Wer sagt sowas?”, will er wissen. Seinem Atem entströmt das Aroma wilder Beeren. “Alle sagen das”, versichere ich ihm.

Juliane Seidel – Zwillingsmond

Bei den Göttern! Nazar zwang sich zur Ruhe. Er versuchte die bohrenden Blicke auszublenden, um sich ganz auf den Zauber zu konzentrieren. Sein Kopf schmerzte vor Anstrengung, doch endlich fühlte er das leichte Prickeln, das von den Magielinien ausging. Widerwillig öffneten sie sich vor ihm. Er wollte gerade die Hand nach der Macht ausstrecken und den Zauber intonieren, als ihn ein unterdrücktes Lachen ablenkte. Dieser kurze Augenblick der Unaufmerksamkeit genügte, um die Verbindung zu den Magielinien zu verlieren.

Bianca Nias & Susann Julieva – Der Werwolf von Nebenan

Was zum Teufel ist los mit mir? Ich schließe die Wohnungstür und lehne mich für einen Moment dagegen, um mich zu sammeln. Die Art, wie Lorenz mich angesehen hat, brennt und vibriert in mir. Hellwache graublaue Augen, verwirrt und offensichtlich von mir fasziniert. Ich konnte seinen Puls in der Halsschlagader pochen sehen. So verletzlich. Mit einer einzigen Bewegung könnte ich ihn in Stücke reißen. Manche Menschen spüren instinktiv, dass Wandler gefährlich sind, aber er ist völlig ahnungslos. Sein Körper sendet eine ganze Woge von Pheromonen aus, ohne, dass er es überhaupt merkt. Und da ist etwas an seinem Duft, das mich ganz kirre macht. Als ich dicht vor ihm stand, war ich kurz davor, an ihm zu schnuppern. Seine Haut riecht unvergleichlich, maskulin und herb – und dann diese köstliche Vanillenote. Ich will seinen Geruch inhalieren, an seiner empfindsamen Nackenpartie, wo das Aftershave nichts überdeckt. Mit der Zunge aufreizend langsam über seine Haut lecken, ihn schmecken … Mann, der Gedanke turnt mich ganz schön an. Meine Wolfsseite lechzt auf einmal wie ausgehungert nach Sex. Für einen Moment ist der Trieb fast überwältigend. Nein, verdammt! Das steht außer Frage. Viel zu wahrscheinlich, dabei enttarnt zu werden.

S. B. Sasori – Rabendieb

Falk Graustein hat den Kopf in den Nacken gelegt, sieht in den bedrohlich dunklen Himmel. Völlig in Gedanken versunken. Die Grimmigkeit ist verschwunden. Wenn überhaupt, wirkt sein Blick traurig. “Guten Morgen”, grüße ich gewohnt freundlich. “Tut mir leid, dass ich spät dran bin.” Er fährt zusammen, als hätte ich ihn aus dem tiefsten Traum gerissen. “Arne!” Er hat mich noch nie mit Namen angesprochen. Ich wusste gar nicht, dass er ihn kennt. Ein verwirrtes Lächeln erhellt sein Gesicht für geschlagene drei Millisekunden. Die braunen Augen leuchten in einer Wärme, die ich diesem Mann nie zugetraut hätte. Dann versinkt seine Miene in zum Himmel passende Finsternis. Für einen winzigen Moment stand ein völlig anderer Mensch vor mir. Er schnippt die Asche von der Zigarette und sieht mir zu, wie ich ihn anstarre. Ich rette mich mit einem Lächeln, eile an ihm vorbei und bin froh, als ich die Tür zwischen uns schließen kann.

Rosha Reads . Sehnsucht ist ein subtiles Gefängnis

Verdammt, ist das eng! Obwohl ich meine Lippen fest aufeinanderpresse, entkommt mir ein Stöhnen. „Was?“, fragst du und deine Stimme klingt beinahe ängstlich. Ja, was wohl? Deine Frage und der Blick in deine besorgten Augen machen die Situation auch nicht einfacher für mich. Ich atme tief durch und verkneife mir jeglichen Kommentar. Es gibt Momente, in denen man am besten gar nicht spricht. Beim Sex zum Beispiel. Oder wenn man die Hand in den Eingeweiden eines Autos eingeklemmt hat. So geil ein Achtzylinder auch ist, beim Wechseln des Keilrippenriemens ist der verbaute Motorraum die Hölle. Man bräuchte die zierlichen Hände einer chinesischen Hebamme, um dort einigermaßen arbeiten zu können.

Justin C. Skylark – Dylan & Thor – on the road – ein Zwischenspiel

Jimmys Fragen ebbten nicht ab. „Was treibt dich in diese Gegend? Mit einem Wohnmobil?“ „Wir machen Urlaub“, entgegnete Dylan. Er verfolgte genau, wie sich Jimmy zwischen den Beinen wusch. Der nasse, nackte Körper erregte ihn. „Und der Typ mit dem Bart und den langen Haaren ist dein Freund?“ „Wieso?“ Jimmy stellte das Wasser aus. Er griff sich ein Handtuch und trocknete sich ab. Er trug silberne Ketten, ein paar Fingerringe. Seine Arme und Leisten waren tätowiert. Sein schwarzes Haar war nass. Er rubbelte es trocken, sodass es in Strähnen von seinem Kopf abstand. „Er sah nicht so aus, als hätte er es begrüßt, dass wir uns unterhalten.“ „Ach, weißt du, es ist nicht immer einfach mit ihm.“

Jana Walther & Moritz Berg – Nie vergessen – Non dimenticato mai

Ich betrachte seine Augen, die in einem besonderen Braunton leuchten, eine Farbe, die mich schon vor so vielen Jahren in seinen Bann gezogen hat. Auch dieses strahlende Lächeln erkenne ich wieder. Es ist dasselbe wie früher. Ich bin mir sicher, dass er es ist!
Der Junge war damals schon hier gewesen. Inzwischen ist aus ihm ein Mann geworden, doch in seinen Augen schimmert noch immer der kindliche Ausdruck des Jungen, dem ich einst hier begegnet bin.
Diese Augen haben mich vor Jahren bis in meine Träume verfolgt und Gefühle in mir ausgelöst, mit denen ich zu jener Zeit noch nichts anzufangen wusste.

Raik Thorstad – Das steinerne Bild

Da liegt er, hemmungslos, nackt, lang ausgestreckt neben mir. Dein Steingott. Er, mit dem unser Streit begann.
Meine Hand zuckt nach oben, um den Laptop zu schließen, aber du packst meinen Arm. Deine Finger graben sich tief in mein Handgelenk.
„Sieh genau hin“, raunst du mir brüchig zu. „Ich bitte dich, sieh einfach einmal richtig hin. Nur für einen verdammten Moment.“
Ich kann gar nicht anders, obwohl ich viel lieber weglaufen möchte. Du hast mich ausgetrickst. Das ist mir jetzt klar. Ich habe nicht für eine Installation maßgenommen, ich bin selbst das Kunstwerk. Ich neben diesem perfekten Mann, der …

Paul Senftenberg – Liebe ohne Namen – Oscar Wilde (1997)

Auf dem Pariser Friedhof Père-Lachaise befindet sich das von Jacob Epstein gestaltete und einem fliegenden Engel getragene Grab von Oscar Wilde, der sich zu einer Zeit, als Homosexualität noch als Sodomie bezeichnet wurde, schwanken sah zwischen der Liebe zu seiner Frau und seinen beiden Kindern und jener zu Männern, im Speziellen zu dem wesentlich jüngeren Lord Alfred Douglas, den er Bosie nannte. Inmitten der Bigotterie des viktorianischen England stand Wilde zu seiner Neigung und musste dafür teuer bezahlen. Ein Zitat aus Wildes Gedicht „The Ballad of Reading Gaol“, das seine Zeit im Gefängnis thematisiert und auf dem Grab zu lesen ist, nimmt Bezug auf Männer mit einem Doppelleben, wie es der Autor selbst führte: “And alien tears will fill for him/Pity’s long-broken urn/For his mourners will be outcast men/And outcasts always mourn.”

Karolina Peli – Von Liebe, Anhänglichkeiten und Fluchten

Jan ging dabei der Gesichtsausdruck von Enno nicht aus dem Kopf. Warum hatte Enno ihn so entsetzt angesehen? Warum fragte er: Seit wann und wieso?
Jan betrachtete dabei Camille, wie dieser mit dem Rücken zu ihm am Küchentresen stand und Fleisch klein schnitt. Sein Blick glitt dabei über dessen Figur. Gerade lange Beine, schmale Hüften und dazu diese bis über die Schultern fallenden lockigen Haare. Hätte er es nicht besser gewusst, könnte man auf den ersten Blick meinen … Jan fing an, schallend zu lachen.
“Ich glaube zu wissen, was Enno zu diesem entsetzten Blick veranlasst hat. Und warum er so herumstotterte. Der hielt dich auf den ersten Blick für eine Frau. Wenn er genauer hingeguckt hätte, wäre ihm aufgefallen, das ich einen Kerl im Arm hielt.”
Er konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen. Ja, das konnte durchaus so gewesen sein. Enno hatte das gesehen, was er sehen wollte. Und hatte nicht lange darüber nachgedacht. Camille wackelte mit den Hüften. “Und das bedeutet jetzt?”

Ich hoffe, dass ich euch die Anthologie ein wenig schmackhaft machen konnte – wie ihr seht haben wir für jeden Geschmack etwas dabei. Das eBook findet ihr in allen großen Onlineshops, die Printausgabe wird in nächster Zeit erscheinen. Bis dahin könnt ihr das eBook auf Amazon bestellen. Wir freuen uns über eure Unterstützung.

[ROMAN] Der linke Fuß des Gondoliere von Jobst Mahrenholz

Autor: Jobst Mahrenholz
Taschenbuch:  264 Seiten
ISBN: 978-3-944737-99-7
Preis: 12,95 EUR
Bestellen: Amazon

Story:
Cece, Sohn eines Gondelbauers und Leo, dessen Vater einer der angesehensten Gondoliere ist, sind schon von Kindesbeinen an miteinander befreundet. Ihre eingeschworene Gemeinschaft wird durch Pirro komplettiert, der sich die beiden ganz gezielt als Freunde aussucht, als er in ihre Klasse kommt. Die drei wachsen gemeinsam auf und während Cece tatsächlich das Handwerk eines Bootsbauers erlernt und Leo Gondoliere wird, ist Pirro ein Träumer, der sich schließlich in einem Gewürzladen verdingt. Zudem entwickelt Pirro starke Gefühle für Cece, die dieser auch erwidert – sehr zum Verdruss von Leo, der mit der Beziehung seiner besten Freunde scheinbar nichts anfangen kann. Erst nach und nach wird klar, dass sich hinter Leos Verhalten mehr verbirgt und auch Pirro das ein oder andere Geheimnis hat …

Eigene Meinung:
„Der linke Fuß des Gondoliere“ ist der dritte Roman von Jobst Mahrenholz, dessen Duologie „Il gusto di Lauro“ sein Debüt markierte. Alle Romane erschienen im deadsoft Verlag und spielen in Italien, da der Autor einen engen Bezug zu diesem Land hat. So ist es nicht verwunderlich, dass Figuren und Handlungsorte aus „Lucas Rezepte“ und „Herzberührer“ im vorliegenden Roman einen kurzen Gastauftritt bekommen. weiterlesen…