[ROMAN] Die Sonne, so strahlend und Schwarz von Chantal-Fleur Sandjon

Autor*in: Chantal-Fleur Sandjon
Taschenbuch: 384 Seiten
ISBN: 978-3522202862
Preis: 14,99 EUR (eBook) / 17,00 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Für Nova ist der Umzug ans andere Ende ein Neubeginn – weg von ihrem gewalttätigen Ziehvater in eine neue Umgebung mit neuen Freunden. Endlich wagt sie es, Hoffnung zu schöpfen und ein wenig zur Ruhe zu kommen, denn in ihrem alten Leben gab es für ihre Mutter, ihren Halbbruder und sie keine Sicherheit. Zudem lernt sie Akoua kennen und lieben, und findet erstmals Glück, als ihre Gefühle erwidert werden. Doch ihr buntes, neues Leben hält nur kurze Zeit an, als sich ihr Ziehvater wieder in das Leben der kleinen Familie drängt und ihre Mutter nicht die Stärke findet, ihn zurück zu weisen …

Eigene Meinung:
Mit dem Jugendbuch „Die Sonne, so strahlend und Schwarz“ legt die afrodeutsche Autorin, Lektorin, Literaturaktivistin Chantal-Fleur Sandjon ihre zweite Veröffentlichung im Jugendbuchgenre vor. Der ungewöhnliche, teils autobiografische Roman entstand im Rahmen eines Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds und erschien im Juli 2022 im Thienemann Verlag.

Die Geschichte von Nova nimmt die Leser*innen von der ersten Seite gefangen – obwohl der Einstieg aufgrund des ungewöhnlichen, stilistischen Mediums zunächst etwas gewöhnungsbedürftig ist. Man begleitet sie in ihr neues Zuhause, wo sie zaghaft Hoffnung schöpft und ihr Leben sich endlich zum guten wendet. Erst nach und nach erfährt man, was ihr widerfahren ist und welche Probleme ihre Familie und sie dazu zwangen, ans andere Ende von Berlin zu ziehen. Doch selbst hier hat Nova mit den Ausläufern ihres alten Lebens zu kämpfen, denn die Spuren häuslicher Gewalt sind zu Beginn noch immer präsent, ebenso wir der Alkoholmissbrauch ihrer Mutter zunehmend schlimmer wird. Und als schließlich ihr Ziehvater wieder bei ihr auftaucht, droht ihr altes Leben mit aller Gewalt erneut über ihren Bruder und sie hereinzubrechen.
Die Autorin spricht viele ernste Themen an, die im Laufe des Buches mal intensiver, mal nur am Rande behandelt werden: (Alltags-)Rassismus, Queerfeindlichkeit und Mobbing, häusliche Gewalt, Alkoholismus und Depression – Nova hat wahrlich viele Probleme zu bewältigen. Dem gegenüber stehen Novas neue Freund*innen und ihre Gefühle für Akoua, die für Nova wie die Sonne strahlt und ihr die Kraft gibt, sich selbst treu zu bleiben und ihren Weg zu gehen. Sehr schön ist auch, wie die Autorin die Kultur ihrer Heimat einflechtet und den Leser*innen kurze Einblicke in gänzlich andere Traditionen und Geschichten gewährt.

Die Figuren sind sehr authentisch und greifbar, man kann sie trotz der wenigen Worte sehr gut erfassen und ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehen. Gerade Nova geht den Leser*innen sehr nahe, weil man stets direkt bei ihr ist und ihre Höhen und Tiefen mitbekommt. Sie ist eine unglaublich starke Figur, die sich trotz aller Widrigkeiten ihren Platz im Leben sucht und bereit ist für sich und ihr Glück zu kämpfen – natürlich im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Auch Akoua und Novas beste Freundin Mitra lernt man sehr gut kennen – auch sie sind starke, weibliche Figuren, die ihren Weg gehen und an ihren Zielen festhalten.

Stilistisch legt Chantal-Fleur Sandjon ein ungewöhnliches Buch vor, das den Leser*innen in Erinnerung bleibt und lange nachhallt. Es mag auf den ersten Blick seltsam erscheinen, die gesamte Geschichte in Versform zu lesen, zumal die Gestaltung der Textblöcke an sich (mal steht nur ein einzelnes Wort auf einer Seite, mal kippen die Wörter in alle Richtungen) zusätzlich eine Bedeutung hat. Daher empfiehlt es sich, den Roman in Buchform oder mit einem größeren Tablett zu lesen, denn die Darstellung des Textes ist nicht für einen kleinen Reader geeignet. Nichtsdestotrotz kann die Geschichte um Nova fesseln und jugendliche Leser*innen für sich gefangen nehmen. Das liegt vor allem daran, dass der Stil insgesamt an den gängigen Chatstil erinnert – nur kurze Sätze, kurze Gedanke und in einigen Punkten nur leichte Andeutungen. Auf diese Art gelingt es der Autorin ihre Figuren wesentlich authentischer und greifbarer zu gestalten, als es ein Buch in Prosaform mit vielen Beschreibungen gekonnt hätte. Gefühlt ist das Buch näher an der heutigen Jugend dran und kann daher umso mehr fesseln.

Fazit:
„Die Sonne, so strahlend und Schwarz“ von Chantal-Fleur Sandjon ist ein tiefgründiges, intensives Jugendbuch, das durch starke, weibliche Figuren und einen außergewöhnlichen, fesselnden Schreibstil in freier Versform besticht. Trotz der vielen ernsten Themen strahlt die Geschichte Lebensmut und Zuversicht aus und zeigt auf, dass es sich lohnt, das Leben in die eigene Hand zu nehmen. Aus queerer und/oder diverser Sicht ist das Buch zudem lange überfällig gewesen, denn es gibt viel zu wenig Literatur von Own Voices Autor*innen. Umso schöner, dass Verlage inzwischen Bücher wie „Die Sonne, so strahlend und Schwarz“ im Programm haben. Wer neugierig geworden ist, sollte unbedingt einen Blick in Chantal-Fleur Sandjons Jugendbuch riskieren, es lohnt sich!

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