[ZITATE-FREITAG] Aristoteles und Dante springen in den Strudel des Lebens

Hallo ihr Lieben,

vor einigen Jahren hab ich einen Zitate-Freitag zu Benjamin Alire Sáenz Jugendroman “Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums” gemacht (die Rezension zur Neuauflage des Buches findet ihr hier), heute will ich daran anknüpfen und euch einige meiner Lieblingsstellen des 2. Bandes präsentieren. Auch dieses Buch hat mich ungemein beeindruckt, denn sprachlich ist “Aristoteles und Dante springen in den Strudel des Lebens” einfach nur toll.

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meine Rezension

Als ich Dantes Herzschlag unter meiner Hand spürte, wünschte ich, ich könnte in meine Brust greifen und mein eigenes Herz herausreißen und Dante alles zeigen, was es enthielt.

 Aber war da noch etwas: Liebe hatte nicht nur etwas mit meinem Herzen zu tun, sondern auch mit meinem Körper. Mein Körper hatte sich noch nie so lebendig gefühlt. Und da begriff ich endlich, was es heißt, zu begehren.

“Aristoteles und Dante springen in den Strudel des Lebens”, S. 6 (c) Benjamin Alire Sáenz / Thienemann

Die Zeit existierte nicht, und was immer man über uns dachte, in diesem Augenblick lebten wir nur für uns.

Anscheinend waren wir tatsächlich Kartografen einer neuen Welt geworden und hatten uns ein eigenes Land abgesteckt, das uns gehört, nur uns, und auch wenn wir beide wussten, dass dieses Land fast so schnell verschwinden würde, wie es erschienen war, hatten wir doch die volle Staatsbürgerschaft und durften uns lieben. Ari liebte Dante. Dante liebte Ari.

Ich fühlte mich nicht verloren, als ich Dante küsste. Ganz und gar nicht. Ich hatte gefunden, wozu ich gehörte.

“Aristoteles und Dante springen in den Strudel des Lebens”, S. 112 (c) Benjamin Alire Sáenz / Thienemann

Die Welt ist kein sicherer Ort für uns. Es gibt Kartografen, die kamen und entwarfen eine Karte der Welt nach ihrer Vorstellung. Für unsere Namen haben sie keinen Platz auf der Karte gelassen. Aber wir sind da, in dieser Welt, die uns nicht will, einer Welt, die uns nie lieben wird, einer Welt, die uns lieber zerstören würde, als uns einen Raum zu lassen, auch wenn genügend Platz da ist. Für uns ist kein Platz, weil man uns bereits das Exil als einzige Möglichkeit zugeschrieben hat. Ich habe die Definition für dieses Wort gelesen, und ich will nicht, dass es in mir Wurzeln schlägt.

“Aristoteles und Dante springen in den Strudel des Lebens”, S. 164 (c) Benjamin Alire Sáenz / Thienemann

„Aber ich weiß nicht mal deinen Namen.“ Dann schaute ich Elena an und sagte: „Noch ein Grund für deine Liste, warum ich ein Idiot bin.“

„Du bist kein Idiot. Jedenfalls nicht mehr als der Rest von uns.“ Er hielt mir seine Hand hin. „Ich bin Julio.“

Ein Händeschütteln. Mein zweites Händeschütteln. Plötzlich war ich zutiefst beeindruckt von dieser schlichten Geste, die eigentlich nur Männern vorbehalten war. „Ich bin Ari“, sagte ich.

„Ich weiß. Jeder weiß, wer du bist.“

Ich schätze, mein Versuch, mich in den unsichtbaren Mann zu verwandeln, war gründlich misslungen.

“Aristoteles und Dante springen in den Strudel des Lebens”, S. 259 (c) Benjamin Alire Sáenz / Thienemann

Wir brauchen Regeln, Ari. Sonst herrscht nur Chaos. Aber wir müssen immer in der Lage sein, die Regeln zu brechen, wenn sie nicht den Menschen dienen, die beschützt werden sollen. Du willst dich nicht mit rassistischen Lehrern abfinden. Aber wir alle sind nicht frei von Rassismus. Wir leben in einer Welt, die uns das von Kindheit an beibringt. Wenn Mrs Livermore eine Rassistin ist, dann weil man ihr beigebracht hat, eine zu sein. Es ist ziemlich schwer, diese schrecklichen Muster abzulegen, vor allem wenn man nicht erkennt, dass sie falsch sind.

“Aristoteles und Dante springen in den Strudel des Lebens”, S. 303 (c) Benjamin Alire Sáenz / Thienemann

Ich nickte. „Ich weiß, das verletzt dich, Mom. Ich weiß -“

„Schon gut“, flüsterte sie. „Ich kann dich nicht vor deinem eigenen Schmerz beschützen, Ari. Und du mich nicht vor meinem. Wahrscheinlich haben alle Eltern Momente, in denen sie sich sagen: Wenn ich meinem Kind den Schmerz nehmen und ihn zu meinem machen könnte, würde ich es tun. Aber ich habe kein Recht, dir deinen Schmerz zu nehmen, weil er dir gehört.“

„Du läufst nicht mehr vor Problemen davon, Ari. Du stellst dich den Dingen, denen du dich stellen musst“, sagte mein Vater. „Das ist sehr erwachsen.“

“Aristoteles und Dante springen in den Strudel des Lebens”, S. 318 (c) Benjamin Alire Sáenz / Thienemann

Mein Vater sagte, das einzig Wertvolle, was man nach dem Tod hinterlässt, sei der eigene Name. Ich wollte, dass mein Vater ewig lebte. Doch so sollte es nicht kommen. Und jedes Mal, wenn ich eine Bibliothek betrat, schnappte ich mir ein Buch und schrieb seinen Namen hinein. So konnte ich seinen Namen in dieser Welt bewahren.

“Aristoteles und Dante springen in den Strudel des Lebens”, S. 355 (c) Benjamin Alire Sáenz / Thienemann

Ich hörte die Stimme meines Vaters. Das machte mich traurig. Gleichzeitig war ich auch glücklich. Er hatte mir Geschichten hinterlassen, die ich erzählen konnte. Jeder hatte Geschichten zu erzählen. Mein Vater. Meine Mutter. Ich. Geschichten lebten in uns. Wahrscheinlich waren wir alle geboren, um unsere Geschichten zu erzählen. Wenn wir starben, würden unsere Geschichten überleben. Vielleicht lieferten unsere Geschichten dem Universum die nötige Energie, um weiterhin Leben zu schenken.

Vielleicht waren wir alle nur auf dieser Erde, um Geschichten zu erzählen. Unsere Geschichten – und die der Menschen, die wir liebten.

“Aristoteles und Dante springen in den Strudel des Lebens”, S. 444 (c) Benjamin Alire Sáenz / Thienemann

Ich habe einen Freund. Er gehört dem anderen Geschlecht an. Ich muss seinen Namen nicht preisgeben, doch bevor wir Freunde wurden, habe ich ihn gehasst. Ich fand meinen Hass gerechtfertigt, weil auch er mich gehasst hat. Eines Tages gerieten wir in einen Streit, aus dem eine Unterhaltung wurde – und ich stellte fest, dass er mir zuhörte und auch ich ihm zuhörte. Inzwischen ist er einer meiner engsten Freunde. Ich habe gelernt, ihn zu sehen. Ich erfuhr von seinen Problemen, von seinem Weg, von seinen Verletzungen, und ich erkannte seine Fähigkeit zu lieben. Ich erkannte, dass auch ich lieben kann.

Ich wollte lange Zeit Schauspielerin werden. Dann stellte ich fest, dass ich mein ganzes Leben eine gewesen bin. Aber bei der Frage ‚Was willst du später mal werden?‘ geht es nicht nur um Berufe, die wir wählen. Die wahre Frage lautet, was für ein Mensch willst du werden? Willst du lieben? Oder willst du weiterhin hassen? Hass ist eine Entscheidung. Hass ist eine emotionale Pandemie. Für die es noch nie ein Heilmittel gab.

“Aristoteles und Dante springen in den Strudel des Lebens”, S. 497 (c) Benjamin Alire Sáenz / Thienemann

Ich hoffe sehr, dass euch die Zitate neugierig auf das Buch machen und der ein oder andere diesem wundervollen Roman eine Chance gibt. Für mich sind die beiden Bücher ein echtes Highlight und ein Must-Read!

Liebe Grüße,
Juliane

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