Autor*in: Darren Charlton
Übersetzer*in: Anja Salzmann / Birgit Malich
Hardcover: 352 Seiten
ISBN: 978-3715230061
Preis: 15,99 EUR (eBook) / 20,00 EUR (Hardcover)
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Story:
Seitdem Untote durch die Welt streifen, haben sich die Menschen an nur schwer erreichbare Orte zurückgezogen – so lebt die Gemeinschaft, der Peter angehört, auf mehreren Inseln in einem See. Lediglich die Winter sind problematisch, da die Ruhelosen über den zugefrorenen See kommen können. Während Peter noch nie in den Wäldern am Ufer war, ist Cooper daran gewöhnt, Zombies zu vertreiben, um die Gemeinschaft zu schützen. Das ändert sich, als Peter zu viel Vertraue in einen Fremden setzt und infolgedessen erstmals ebenfalls in den Wald geschickt wird, um eine Horde Zombies vom See wegzulocken, denn der Winter naht und zu viele Untote können gefährlich sein. Unterstützt von Cooper nimmt Peter die Aufgabe an und kommt dabei nicht nur seinem Schwarm näher – er entdeckt auch das Geheimnis von Wranglestone und das es Untote gibt, die mehr nicht das sind, was ihm beigebracht wurde …
Eigene Meinung:
Mit dem Jugendroman „Wranglestone“ legt Darren Charlton sein Debüt vor. Das queere Jugendbuch um zwei Jugendliche, die in einer Welt voller Zombies bestehen müssen wurde für mehrere Preise nominiert und fand in dem 2022 erschienenen Roman „Timberdark“ seine Fortsetzung. Die deutsche Übersetzung erschien im Frühjahr 2023 beim Atlantis Verlag – ob auch der zweite Band nach Deutschland kommen wird, ist nicht bekannt.
Die Geschichte spielt in einer Welt, in der seit geschätzt 20-30 Jahren Untote durch die Welt streifen und den Menschen, ein Leben in den Städten unmöglich machen. Zu gefährlich sind die Zombies, denn es genügt ein Biss um sich ebenfalls zu verwandeln. In diese Welt werden Peter und Cooper geboren, die nur aus Erzählungen wissen, wie es vorher war. Dass sich beide zueinander hingezogen fühlen, ist für niemanden ein größeres Problem – ihre Eltern machen darüber keinerlei Aufheben, ebenso wenig der Rest der Gesellschaft, denn es lauern wahrlich größere Probleme jenseits des Sees. Der Autor konzentriert sich dementsprechend vorwiegend auf die Handlung mit den Untoten und den Geheimnissen, die es für Peter und Cooper zu entdecken gibt. Leider fällt es dem Leser schwer, den Ereignissen zu folgen, was vorwiegend an dem unausgereiften Schreibstil des Autors liegt. Es gelingt ihm nur schwer Spannung aufzubauen und die Figuren nachvollziehbar zu gestalten. Man hüpft von Szene zu Szene, ohne dass man den Eindruck hat, eine in sich greifenden Handlung zu lesen. Stattdessen hat man den Eindruck, als hätte der Autor verschiedene Szenen geschrieben und anschließend irgendwie miteinander verwoben. Anders lassen sich auch die vielen Logiklöcher nicht erklären – da lässt Peter das Gewehr nach einem Schuss fallen und läuft zu einer Hütte zurück, nur um es dort wieder in der Hand zu haben; da steht der Transporter auf dem zugefrorenen See, zwei Kapitel später ist es an Land; und im großen Finale verschwindet die gesamte Zombiehorde nachdem der Gegner gefressen wurde. Es sind viele kleine Dinge, die stören und die die Geschichte wie ein chaotisches Flickenwerk anmuten lassen – man fragt sich, ob das Buch ein ordentliches Lektorat erfahren hat. Dabei sind die Hintergründe und Geheimnisse wirklich spannend und man wird durchaus von den Wendungen überrascht.
Die Figuren können leider ebenfalls nicht so recht überzeugen, da sie recht skizzenhaft und unausgegoren wirken. Peter ist ein recht zarter, recht vertrauensseliger Junge, der nicht so recht in eine Welt voller Untoter passen will. Cooper wiederrum ist der stille, zurückgezogene Kämpfer, der schon als Kind gelernt hat mit dem Gewehr umzugehen. Leider wirkt auch die Liebesgeschichte zwischen Peter und Cooper relativ platt, da sie sich nicht so recht in die Geschichte einfügen will, fast schon aufgesetzt wirkt – so wirklich nachvollziehen kann man die Gefühle, die die Jungs füreinander haben, nicht, denn bis auf di Tatsache, dass es immer wieder gesagt wird, passiert nichts, was man wirklich greifen kann.
Auch die übrigen Charaktere wirken schablonenhaft und haben keinerlei Chance, sich ein wenig weiterzuentwickeln. Sie bleiben blass, fast schon leblos, was sehr schade ist.
Stilistisch kann Darran Charlton nur schwer überzeugen, denn sein Stil ist sehr unausgegoren und unfertig, was man bei den recht hölzernen Dialogen und besonders bei Actionszenen merkt. Der Autor hat keinerlei Händchen dafür, Spannung aufzubauen, widerspricht und verzettelt sich. Er beschreibt bei einer Actionszene nicht die Szene an sich, sondern zunächst das Ergebnis (z.B. jemand wird erstochen) und anschließend schwenkt er auf den Verursacher um, so dass die Leser*innen nacherzählt bekommen, was passiert ist. Auf diesem Weg nimmt man jegliche Spannung aus den Szenen und kann zumeist nur schwer nachvollziehen, was passiert. Insgesamt geht viel Potenzial verloren, da der Autor leider die Regel „Show, don’t tell“ komplett ignoriert.
Fazit:
Mit „Wranglestone“ legt der Autor Darren Charlton ein queeres Fantasy-Jugendbuch vor, das leider nur hinsichtlich der Grundidee und Hintergründe überzeugen kann, jedoch bei den Figuren und deren Entwicklung, der Handlung und dem Spannungsaufbau stark schwächelt. Leider kann er die Leser*innen nur schwer abholen, da sich zu viele stilistische Fehler einschleichen, beginnend bei nicht nachvollziehbaren Actionszenen bis hin zu Details, die dem widersprechen, was er kurz vorher geschrieben hat. Auch die queere Komponente wirkt stark unausgereift und fügt sich nicht ganz in die Geschichte ein. Wer auf der Suche nach fantastischen, queeren Jugendbücher mit Zombie-Komponente ist, kann einen Blick riskieren – ich empfehle jedoch vorab reinzulesen, ob man mit dem Stil des Autors zurecht kommt.
Hallo Juliane,
von diesem Buch habe ich bislang noch gar nichts gehört. Das Cover hat mich sofort angesprochen und auch die Handlung klang genau nach meinem Geschmack.
Ich finde es sehr schade, dass dir beim Lesen dann doch einige so gravierende Kritikpunkte aufgefallen sind: Die Logiklücken, aber auch die fehlende Spannung … das alleine hätte mich auch schon gestört. Du hast sehr gut dargestellt, was hier schiefgelaufen ist.
Eine Neuauflage, eine gute Überarbeitung, würde dem Buch vielleicht guttun. Denn von der Idee her klingt es ja richtig gut.
Ich danke dir für die interessante Buchvorstellung.
Liebe Grüße
Tanja
Hallo Tanja,
wie du, habe ich mir sehr viel von dem Buch versprochen – das Cover ist toll, auch der Klappentext macht neugierig. Ich war wirklich gespannt, nur leider war es nicht meins. Das Buch hat durchaus viele positive Bewertungen, ebenso gibt es ja eine Fortsetzung, also ist das wirklich nur mein Eindruck. Andere finden es wahrscheinlich richtig toll 😉 Daher schau mal rein, vielleicht überzeugt es dich ja am Ende.
Viele Grüße,
Juliane