Hallo ihr Lieben,
heute habe ich ein wirklich tolles Buch für euch – Dennis Stephans Debüt “Der Klub der Ungeliebten”. Rezensiert habe ich es bereits, doch es wurde der Wunsch geäußert, es auch im Rahmen des Zitate-Freitags vorzustellen. Kein problem – das Buch bietet unzählige wundervolle Stellen, die man herausgreifen kann (was man daran merkt, dass es mehr Zitate geworden sind, als ich gelant habe). Ich empfehle jedem dieses wundervolle, zeitlose Werk, das mich vollkommen in seinen Bann gezogen hat.

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meine Rezension
Im fünften Stock unseres Mietshauses, genau eine Etage über uns, wohnt eine alte Dame. Seit unserem Einzug nennen wir sie nur Madame Porzellan, denn keiner der Mieter kennt ihren richtigen Namen. Vermutlich hat sich auch niemand je die Mühe gemacht, ihn herauszufinden.
“Der Klub der Ungeliebten”, S. 15 (c) Dennis Stephan / Incubus Verlag
„Selbst Kakteen gehen bei mir ein.“ In meinem Kopf spulen sich Bilder von welkenden Katzenbabys in überwässerten Übertöpfen ab.
Das Tier wiegt fast so leicht wie eine Rolle Klopapier. Es legt eines seiner winzigen Pfötchen auf meine Brust und miaut mitleidsheischend.
„Herrje, ausgerechnet jetzt fällt mir gar kein Name ein.“
[…]
„Ich wäre für einen konventionellen Namen wie Konrad, aber ihr jungen Leute mein ja immer mit der Zeit gehen zu müssen. Also, was hältst du von Nintendo?“
“Der Klub der Ungeliebten”, S. 75-76 (c) Dennis Stephan / Incubus Verlag
So sitzen wir noch eine Weile aneinander gelehnt auf dem Dach des Hauses, über den Köpfen der Menschen, kichern über Coralies Barockkleid, flüstern uns Gutenachtgeschichten zu und schweigen den abnehmenden Mond an.
Wir. Der kleine Prinz und die gebrochene Prinzessin. Der Klub der Ungeliebten.
“Der Klub der Ungeliebten”, S. 89 (c) Dennis Stephan / Incubus Verlag
„Es war Notwehr“, beteuert Adam.
„Ja, sicher.“ Ich nehme einen tiefen Zug und setze mich zu den beiden auf den Boden. Wir bilden ein seltsames Trio – zwei ungleiche Jahrmarktschausteller und ihr somnambules Medium.
„Wie kannst du jetzt bloß rauchen?“ Adam schüttelt verständnislos den Kopf.
„Das beruhigt.“
„Bullshit. Die gehören nicht einmal dir.“
„Nein, sie gehören der Leiche.“
“Der Klub der Ungeliebten”, S. 156 (c) Dennis Stephan / Incubus Verlag
Das einzige, was ich sehe, ist die Dämmerung, die uns allmählich zu verschlucken scheint, während wir nebeneinanderstehen, gerade so weit voneinander entfernt, dass wir die Körperwärme des jeweils anderen auf der eigenen Haut spüren können. Jeder für sich. Jeder allein.
“Der Klub der Ungeliebten”, S. 190-191 (c) Dennis Stephan / Incubus Verlag
Es geht so schnell. Wir stehen uns gegenüber. Auge um Auge, Mund um Mund.
Ich schließe die Augen und berühre seine Lippen mit meinen. Sie sind kalt und salzig und schmecken im Entferntesten nach Meerwasser. Ich könnte in ihnen ertrinken. Ich könnte in dem Meer ertrinken, das der Regen um uns herum aufpeitscht. In der Rohheit dieses Kusses. Es wäre mir egal. Und für den Bruchteil einer Sekunde meine ich, seine Zungenspitze zu spüren, seinen Kuss, der meinen fordert.
“Der Klub der Ungeliebten”, S. 206 (c) Dennis Stephan / Incubus Verlag
Und vielleicht wird ihr endlich klar, was sie nie recht verstanden hat. Nämlich, dass ein Herz in der Lage ist, zu heilen, wenn der Schnitt sauber ausgeführt wird. Dass dies seine Zeit braucht, schrecklich schmerzt und hässliche Narben hinterlässt, aber dass es möglich ist – wohingegen ein schlechtes Gewissen oder der Glaube, einen geliebten Menschen durch eigene Fehler verloren zu haben, uns unser ganzes Leben lang verfolgen können.
Alles kehrt früher oder später zu uns zurück.
“Der Klub der Ungeliebten”, S. 235 (c) Dennis Stephan / Incubus Verlag
Ich hoffe, ich konnte eure Neugier wecken und ihr gebt dem “Klub der Ungeliebten” eine Chance. In diesem Zusammenhang muss ich noch eine Sache ansprechen: Solltet ihr jemals die Möglichkeit haben, eine Leusng von Dennis Stephan zu besuchen, nehmt das auf jeden Fall wahr. Seine Leusngen sind fantastisch – es ist wirklich toll, wie er die Figuren lebendig werden lässt; ganz besonders Madame Porzellan ist ein Erlebnis.
Liebe Grüße,
Juliane