[ROMAN] In unserem Universum sind wir unendlich von Sarah Sprinz

Autor*in: Sarah Sprinz
Hardcover:  432 Seiten
ISBN: 978-3522202787
Preis: 12,99 EUR (eBook) / 16,00 EUR (Hardcover)
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Story:
Es ist Liebe auf den ersten Blick als Ansel bei seinem Krankenhauspraktikum den todkranken Emil kennenlernt. Obwohl beide wissen, dass ihre Liebe keine Zukunft hat, kommen sie einander näher und gerade Emil will seine letzten Monate nicht verschwenden. Gemeinsam planen sie einen Roadtrip durch Frankreich und Groß Britannien, denn Ansel möchte so viele Erinnerung wie möglich sammeln und Emil beistehen, wenn es zu Ende geht. Die Reise wird zu einem Wechselbad der Gefühle, denn egal was Ansel tut, Emil geht es tendenziell schlechter bis sich das Unvermeidbare nicht länger verdrängen lässt …

Eigene Meinung:
Mit dem Jugendbuch „In unserem Universum sind wir unendlich“ erschien der erste Roman für eine jugendliche Leserschaft der Bestsellerautorin Sarah Sprinz beim Thienemann Verlag. Die Geschichte um Ansel und Emil erinnert in ihren Grundzügen ein wenig an Adam Silveras „Am Ende sterben wir sowieso“, wirkt aber wesentlich tragischer und weniger lebensbejahend, was vor allem daran liegt, dass man als Leser*in weiß, wie und wodurch es enden wird.

Die Geschichte beginnt im Krankenhaus. In dem Ansel einige Wochen ein Praktikum auf der Intensivstation macht, um die Zeit bis zum Start seines Medizinstudium zu überbrücken. Als er Emil kennenlernt, der wegen eines Hirntumors behandelt wird, kommen sich die beiden schnell näher und verlieben sich Hals über Kopf ineinander. Die Autorin lässt ihren beiden Hauptfiguren nur wenig Zeit, denn das nahende Ende von Emil ist immer allgegenwärtig – umso mehr versuchen die beiden jungen Männer die Zeit zu nutzen, die ihnen bleibt. Ihre Erlebnisse sind intensiver – sei es ihre starke Liebe füreinander oder der fast hektisch geplante Roadtrip, den Emil vor seinem Tod unternehmen will. Dass dieser Trip Emil alles abverlangt, liegt auf der Hand, denn obwohl Ansel und Emil viel Zeit miteinander verbringen und eine Menge erleben, zehrt jeder Tag an Emil. Sarah Sprinz weiß genau, wie sie die Geschichte eines Todkranken realistisch und glaubhaft zu erzählen hat, denn die Höhen und Tiefe sind gut in Szene gesetzt und wirken nie unrealistisch. Zum Ende hin wird die Geschichte natürlich dramatischer und endet, wenig überraschend, mit Emils Tod – worauf sich die Leser*innen zusammen mit Ansel vorbereiten konnten. Sehr stimmig ist die Idee der Autorin, die Geschichte mit Emils Briefen abzuschließen, denn sie geben einen Einblick in die Zeit danach, ohne die Leser*innen Ansels Trauerprozess direkt vor Augen zu führen und den Schwerpunkt auf den letzten Seiten zu verschieben. Zudem ist es schön zumindest einige Abschnitte aus Emils Sicht zu lesen.

Die Figuren sind sehr realistisch in Szene gesetzt und wirken absolut authentisch. Ansel ist ein eher schüchterner Junge, der nur selten aus sich herausgeht und viele Dinge für sich behält, während Emil die meiste Zeit sehr offen und lebensfroh ist. Emil versucht sich nicht unterkriegen zu lassen und so viel zu erleben, wie es ihm möglich ist. Er ist es auch, der Ansel ein wenig an die Hand nimmt und ihm den Weg weißt – aus seinem Schneckenhaus hinaus. Dass Ansel während der Reise erwachsen wird und über sich hinauswächst ist logisch, aber auch Emil reift ein wenig. Die Liebe zwischen ihnen mag sich schnell entwickeln, doch sie ist glaubwürdig und gut nachvollziehbar.
Auch die Nebenfiguren sind sympathisch und realistisch, auch wenn sie wirklich nur am Rande vorkommen und wenig Raum einnehmen, da der Fokus auf dem Miteinander von Ansel und Emil liegt.

Stilistisch gibt es nichts zu bemängeln – Sarah Sprinz hat einen schönen, angenehm lesbaren Stil, der sehr gut zur Geschichte und den Charakteren passt. Man merkt, dass sie sich hinsichtlich der Abläufe in einem Krankenhaus und Emils Krankheitsbild auskennt, denn nichts davon wirkt aufgesetzt oder unrealistisch. Auch die Beschreibungen des Roadtrips, der Städte und der Landschaften sind sehr gut umgesetzt und für die Leser*innen, die bereits dort waren, sehr gut nachvollziehbar. Da die Geschichte aus Ansels Sicht erzählt wird, lernt man ihn am Besten kennen, weiß um seine Ängste, Sorgen und Probleme. Die Autorin lässt ihn auf eine bemerkenswerte Art reifen und erwachsen werden. Auch die Dialoge, ganz besonders die schwierigen, können überzeugen, denn die Autorin weiß, wie man Worten umgeht – teils wirkt es allerdings fast zu ausgewogen für zwei Jugendliche, die gerade erst am Anfang ihres Studiums stehen.

Fazit:
„In unserem Universum sind wir unendlich“ ist ein wunderschönes, dramatisches queeres Jugendbuch, das durch eine solide, authentische Handlung, glaubwürdige Figuren und einen schönen, sensiblen Schreibstil besticht. Sarah Sprinz legt eine wunderschöne Liebesgeschichte vor, bei der man von Anfang an weiß, dass sie kein Happy End bereit hält. Nichtsdestotrotz begleitet man Emil und Ansel sehr gerne, erlebt mit ihnen jede Station ihres Roadtrips und ist dabei, wenn sie über sich hinauswachsen. Wer dramatische Liebesgeschichten mag, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren – die Geschichte von Emil und Ansel sollte man gelesen haben. Zu empfehlen.

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