[ROMAN] Maybe not tonight von Alicia Zett

Autorin: Alicia Zett
Taschenbuch: 464 Seiten
ISBN: 978-3426527450
Preis: 9,99 EUR (eBook) / 12,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Das Leben des 19-jährigen Lukes drehte sich seit dem Unfalltod seines Vaters um seine jüngeren Geschwister, um die sich zumeist er kümmerte, während seine Mutter arbeitete. Umso schwerer fällt es ihm, zum Start seines Studiums für 8 Monate als Au-pair nach Kanada zu fliegen und sein erstes Semester dort zu machen. Dennoch lebt er sich bei der Familie seines Onkels schnell ein und auch an der Uni in Vancouver findet er in der Theatergruppe schnell neue Freunde. Und dann ist da noch Jackson, der gutaussehende Sohn der Nachbarn, der ihm den Kopf verdreht und mit dem er trotz aller Vorsätze eine Beziehung beginnt …

Eigene Meinung:
Mit “Maybe not tonight” erschien im Mai 2021 der zweite Roman der “Love is queer” Reihe von Alicia Zett. Dieses Mal steht eine schwule Liebesgeschichte im Zentrum, während sich der erste Band mit dem Thema Trans beschäftigte und der dritte Band ein lesbisches Pärchen begleitet. Die Reihe erschien im Knaur Verlag und liegt komplett vor. Die Bücher können getrennt von einander gelesen werden, da sie nicht aufeinander aufbauen.

Die Geschichte spielt vorwiegend in Kanada und hier zeigen sich auch die Stärken des Romans – Vancouver und das Land sind sehr gut beschrieben, beim Lesen hat man das Gefühl selbst dort zu sein und die riesige Stadt zusammen mit Luke zu erkunden. Leider ist die eigentliche Handlung nicht sonderlich spannend, da der übliche Alltagstrott seines Studium und Lukes kreisende Gedanken um seine kleinen Geschwister fast ein wenig ermüden. Auch die Liebesgeschichte kann nicht sonderlich überraschen, denn schon nach wenigen Seiten wird klar, wer der Love Interest ist – der (natürlich!) gut aussehende, rebellisch wirkende Nachbar auf seinem Motorrad. Die ganze Szene tieft vor Klischees, denn wie nicht anders zu erwarten ist es fast Liebe auf den ersten Blick, gepaart mit den üblichen Gedanken, dass eine Kurzzeitbeziehung wenig bringt. Danach wartet man nur noch, wie sie sich näher kommen und besser kennen lernen und unweigerlich eins zum andren kommt. Das ist nicht gänzlich unspannend, Alicia Zett lässt sich Zeit für ihre Figuren, ihre Hintergründe und auch ihre kleinen Geheimnisse, aber so wirkliche Höhepunkte gibt es leider nicht. Die Geschichte plätschert vor sich hin und all die dramatischen Szenen verlieren sich ein wenig in den Beschreibungen. Leider ist das ein Problem mit dem viele New Adult Bücher zu kämpfen haben, ebenso wie ein Happy End, und sei aus noch so sehr an den Haaren herbeigezogen, einfach ein Muss ist.
Angenehm ist jedoch, wie natürlich und vorurteilsfrei mit der Homo- und Bisexualität der Figuren umgegangen wird – kein blöden Kommentare, keine Szenen, in denen sich einer der beiden rechtfertigen muss. Auch die Tatsache, dass die Autorin Erotik nur am Rande einwebt und nie ins Detail geht ist ein großer Pluspunkt – sie belässt es bei sehr stimmigen Beschreibungen und verzichtet auf ausufernde Sexszenen, was für ein New Adult Buch recht ungewöhnlich ist.

Die Figuren sind lebendig und authentisch, damit aber auch recht langweilig. Luke steht im Zentrum der Geschichte, denn aus seiner Sicht ist ein Großteil des Buches geschrieben. Die wenigen Szenen, die aus Jacksons Sicht geschrieben wurden, gehen dabei fast unter, auch wenn gerade seine Instagram Posts sehr schön sind und viel von ihm offenbaren. Dadurch fühlt man sich allerdings Jackson näher, während man mit Luke nicht so recht warm wird. Er ist einfach zu perfekt, hat keine Ecken und Kanten und gefühlt keine negativen Charaktereigenschaften – er kann gut mit Kindern umgehen, ist umgänglich und freundlich, offen und nett, seht gut aus und ha eine Menge Talent zum Schauspielern. Während Jackson Probleme mit seiner Familie hat und in sich zerrissen ist, ist Luke einfach nur ohne nennenswerten Makel. Das macht ihn leider langweilig und uninteressant für die Leser*innen.
Die Nebenfiguren sind wiederum ganz interessant – Jacksons Schwester sticht hierbei ganz besonders heraus. Aus mehreren Gründen hätte ich gerne mehr über sie und ihre Probleme erfahren, insbesondere weil sie Liebesdingen nicht viel abgewinnen kann.

Stilistisch legt Alicia Zett solide geschriebene, lockerleichte Kost vor, die durch tolle Beschreibungen und stimmungsvolle Dialoge besticht. Man kann sich gut in die Figuren hineinversetzen, versteht ihre Sorgen und Probleme und ist zumeist nah bei Luke – was sowohl positiv als auch negativ sein kann. Das Buch liest sich nicht sonderlich schnell weg, da es der Autorin nicht gelingt wirkliche Spannung aufzubauen und die Geschichte dadurch recht langatmig ist, dennoch will man wissen, wie die Sache mit Luke und Jackson endet.

Fazit:
“Maybe not tonight” ist ein angenehm lesbarer, queerer New Adult Roman für Zwischendurch, der durch tolle Beschreibungen von Kanada und authentische, aber teils recht langweilige Hauptfiguren besticht. Die Geschichte ist vorhersehbar und tröpfelt die meiste Zeit vor sich hin, der Liebesgeschichte fehlt der Tiefgang und die Wendungen können nicht so recht überraschen. Das bedeutet nicht, dass der Roman von Alicia Zett schlecht ist – dem Roman fehlt nur das gewisse Etwas, um ihn aus der breiten Masse hervorzuheben. Wer leichte queere New Adult Romane sucht, dem dürfte die Geschichte um Luke und Jackson gefallen, allzu viel Drama und raffinierte Wendungen darf man jedoch nicht erwarten. Am besten Reinlesen.

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