[ZITATE-FREITAG] Fairy-Tale

Hallo ihr Lieben,

dieses Mal habe ich einen Klassiker im Gepäck, den wahrscheinlich schon jeder Gay Romance Fan gelesen hat: “Fairy-Tale” von Rona Cole. Auch wenn mir die Geschichte stellenweise zu lang war, konnten mich Rangerboy und Sugar Plum Fairy doch für sich gewinnen. Man kann sich vorstellen, dass bei der riesigvielen Auswahl an passenden Zitaten nicht alle hier zu finden sind, doch ich habe mich bemüht, euch einen guten Einblick ins Buch zu geben. Wer Per und Phil noch nicht kennt, sollte das nachholen, insbesondere da es eine Fortsetzung gibt, in der es mit den beiden weitergeht.

Da ich nur das eBook habe, sind die Seitenzahlen diesesmal als Prozent angegeben.

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meine Rezension

»Ich gehe dann mal ein frisches Hemd anziehen«, murmle ich betreten.

»Da würde ich mich vielleicht gerne anschließen, wenn ich darf!«, sagt Per. »Ich würde mich auch gerne ausziehen, ich bin ziemlich … heiß …«

Heiß?! Das hat er doch jetzt nicht wirklich gesagt?! Ich meine, natürlich ist er heiß, keine Frage, und ich hätte auch nichts dagegen, wenn er sich auszieht. Nur kann ich mir nicht vorstellen, dass er meint, was er da grade sagt. Schade eigentlich, aber das muss dann wohl definitiv ein Missverständnis sein. Und ich glaube, es ist grade auch nicht der richtige Zeitpunkt um … öhm … also … na ja … eben daran, dass er nackt bestimmt scharf aussieht … zu denken.

»Per, ich glaube, du meinst umziehen, nicht ausziehen oder?«, mischt Malin sich nun ein. »Und heiß sein bedeutet im Deutschen … na ja … jedenfalls nicht das, was du gerade sagen wolltest! Zumindest hoffe ich das für die anderen Gäste hier.« Sie lächelt. Vollkommen gelassen. Und ein bisschen hat sie wohl Spaß daran, sich über ihren Bruder lustig zu machen.

»Entschuldigung!«, murmelt Per betreten und hat dabei ein wenig von einem Schuljungen. »Ich … mein Deutsch, es ist nicht so gut und …«

»Es ist perfekt!«, sage ich schnell und versuche mich zaghaft an einem Lächeln. »Und ich bin es, der sich entschuldigen muss …«

»Ich hab’ das meiste von mein Deutsch vergessen, es ist sehr lange her … kann ich … mich irgendwo umziehen?«, er betont das um jetzt, und beinahe als wolle er sich versichern, dass es richtig ist, sieht er hilfesuchend seine Schwester an. »Ich bin nicht sehr … heiß und … ich hätte nur gerne ein Wasserhuhn für das Jacke!«

“Fairy-Tale”, 4% (c) Rona Cole

»Per ich …« Meine Stimme stirbt irgendwo auf dem Weg. Und es ist längst zu spät. Ich muss ihn jetzt küssen … es ist … ein Reflex. Ich drehe meinen Kopf und sehe ihn an. Sehe sein Gesicht ganz dicht vor meinem, lege meine Hand in seinen Nacken, fühle sein Haar unter meinen Händen, schließe die Augen und biete ihm meine Lippen an. Und wie einen Hauch kann ich seine spüren. Weich und vorsichtig legt er sie auf meine und für einen Moment stehen wir einfach so da und bewegen uns nicht. Es ist ein schöner Moment für mich, es ist aufregend, obwohl eigentlich nicht wirklich irgendwas passiert. Da sind nur seine Lippen, die auf meinen liegen und die ich ganz sanft spüren kann. Ich verteile kleine Küsse auf seiner Unterlippe und taste mich dann, fast schüchtern, mit meiner Zunge vor. Für eine Sekunde kann ich seine spüren. Heiß, feucht und … zaghaft. Aber dann entzieht er sich.

»Philipp, wir sind betrunken«, höre ich ihn murmeln und fühle seine Hand, die meine Wange streift. Ein bisschen enttäuscht öffne  ich die Augen. Spüre seine Finger, die weiter mein Gesicht streicheln. Und dieses Gefühl nach mehr macht sich breit in mir. Ich will ihn. Und ich will, dass er mich auch will.

»Du … Du bist nicht … du stehst nicht auf Jungs, oder?«

“Fairy-Tale”, 13% (c) Rona Cole

»Wie meinst du das?« Irritiert legt er den Kopf schief und sieht mich an. Seine Lippen sind rot von unseren Küssen und sein Haar hängt ihm in die Stirn. Und ich hätte nicht gedacht, dass es mir so schwer fällt. Weil er mir so viel bedeutet …

»Na ja ich … bin ein Teil der Mannschaft … das ist … mein Job. Davon bezahl’ ich diese Wohnung und … Ich bin … Profi. In der NHL. Mein Entry Draft war 1999. Ich hab’s schon in der ersten Saison in die Liga geschafft …«

»Das ist Spaß jetzt, oder?« Offenbar glaubt er mir nicht.

»Nein. Ist es nicht.«

»Eishockeyprofi also … klar … als Schwuler … Welche Nummer hast du? Die Neunundsechzig würde zu dir passen …«

»Achtundzwanzig«, erwidere ich. »Ich hab’ die Achtundzwanzig. Und ich bin nicht schwul …«

»Du weißt aber schon, dass ich ein Kerl bin … und dass wir grade miteinander geschlafen haben, oder?«

»Ja … aber ich … bin offiziell nicht schwul, Philipp.«

»Und inoffiziell?«

»Bin ich in dich verliebt.«

“Fairy-Tale”, 27% (c) Rona Cole

»Wouldn’t you like to introduce each other?«, sagt sie, als sie über das Parkett tapst, auf ihn zugeht und sich ein bisschen unsicher durchs Haar fährt. Für einen Moment überlege ich, ob ich einfach sagen sollte, dass sie bestimmt Emily ist. Oder Pamela, Shirley, Candice, Hannah, Amber, Heather und was mir sonst noch an Namen so einfällt … ganz egal, nur nicht Amanda. Und dass Per schon so viel von ihr erzählt hat. Aber dann lass ich’s. Denn das würde es wohl nicht besser machen.

»Sorry, didn’t know he had a guest …«, sagt sie mit einem Lächeln in meine Richtung.

»Oh ich … I … was just going … !«, sage ich und sehe dabei nicht sie, sondern ihn an. Und ich wünsch’ mir, dass er einfach tot umfällt unter meinem Blick. Aber das wird nicht funktionieren. Nicht mal annähernd. Weil ich mich viel zu sehr drauf konzentrieren muss, nicht einfach anzufangen zu heulen. Weil das hier grade so … demütigend ist … und ich ihn hasse. Weil es so verdammt wehtut …

Unsicher weicht er meinem Blick aus und sieht zu Boden. Wie von fern nehme ich Amanda wahr, die das letzte Stück auf ihn zukommt, sich neben ihn stellt und ihm an meiner statt einen Kuss auf die Wange haucht. Und es zerreißt mich, das zu sehen. Ich meine, es ist nur ein Kuss aber trotzdem tut’s weh. Ich schließe die Augen, weil ich ihr Lächeln nicht sehen will, ihre Finger, die ihm durchs Haar fahren und ich will auch sein rau gemurmeltes Good morning an ihrem Ohr nicht hören. Ich will überhaupt nichts mehr hören … Und auch nichts mehr sehen … Und vor allen Dingen will ich bitte nichts mehr fühlen … Denn das ist es, was ich nicht aushalten kann …

Ich muss raus hier. Schleunigst. Sonst vergesse ich mich …

“Fairy-Tale”, 40% (c) Rona Cole

»Und das heißt wirklich Du har en stor kuk?«, bemüht er sich, es richtig auszusprechen. Klappt bis auf Kuk gar nicht mal so schlecht.

»Jag vet«, antworte ich kauend. Und lege meine Füße auf den Couchtisch. Drei weiße, leere China-Food Kartons stapeln sich vor uns auf dem Boden. Einer geht auf sein Konto, zwei auf meines … die dritte Portion zieh’ ich mir grade rein. Phil liegt mit dem Kopf auf meinem Oberschenkel und spielt mit dem iPhone. Wie es scheint, ist er grade in meinem individuellen Wörterbuch Schwedisch-Deutsch für Ballett-Tänzer angekommen.

»Du willst also, dass ich dir sage, dass du einen großen Schwanz hast?«

»Na ja, warum nicht?«

»Weil er nicht groß ist …«, feixt er.

»Lügner«, murmle ich.

»Okay, vielleicht denk’ ich drüber nach … aber damit eins klar ist, knulla mig kannst du dir abschminken …«

»Vorhin hast du’s gesagt …«

»Ich? Wann?«

»Auf dem Boden … da hast du gesagt, dass ich dich ficken soll.«

»Auf Deutsch klingt es auch nicht, als sei es ein Bett von Ikea … Ich meine … wie kann man da denn bitte ernst bleiben? Wenn es zur Sache geht und jemand knulla mig sagt?«

»Hm«, brumme ich unbestimmt. Als ob Fick mich besser klingen würde. Oder vögeln. Wobei beides seine Wirkung bei mir ja nun bisher nicht wirklich verfehlt hat. Im Gegenteil … als er das vorhin gesagt hat, hat’s mich wahnsinnig scharf gemacht.

»Knulla mig …«, sagt er plötzlich und zwar so, als würde er grade einen Pornofilm synchronisieren. Und er hat ziemlich große Mühe, nicht einen Lachanfall dabei zu bekommen. »Oh ja.. fastare … hårdare … oh … oh … det är så bra … du har so en stor kuk … knulla mig …«

»Wie witzig … Sei vorsichtig, dass ich’s nicht als Aufforderung verstehe.«

“Fairy-Tale”, 48% (c) Rona Cole

Ich bin nicht naiv genug, um wirklich dran zu glauben, dass es anders laufen könnte. Dass die Fans der Rangers sich Regenbogen-Shirts anziehen, ihm zujubeln und hinter ihm stehen … Denn er hat recht … es ist … nicht das New York City Ballett … es ist die NHL … man ist…normal…so, wie alle es von einem erwarten, denn es geht um Geld, viel Geld … Verträge, Sponsoren, vor allem aber ist es ein knallhartes Geschäft … Ein schwuler Verteidiger ist keine fünf Dollar wert … aber fünf Millionen in der Hetero-Version, ganz gleich, ob sie eigentlich nicht existiert … Helden sind nicht schwul … nicht in der NHL … denn die Liga ist noch nicht so weit … noch lange nicht … und ich weiß nicht, ob sie es jemals sein wird … aber, was noch viel wichtiger ist, er ist es auch nicht …

»Scheiße, Phil, was soll ich denn tun? Mein Management sitzt mir im Nacken und … sie … verstehen das nicht … dass ich nicht mehr kann und … das auch nicht mehr will …« Mein Herz krampft sich in meiner Brust zusammen, wenn ich daran zurückdenke, wie er dabei geklungen hat.

»Du willst das nicht mehr?«, hab’ ich leise gefragt. Weil ich nicht sicher war, was er damit meint. Weil ich nie daran gedacht hätte, dass er auch nur einen Gedanken daran verschwendet …

»Ich … weiß es nicht … ich … weiß überhaupt nichts mehr …« Immer noch klang er verzweifelt und so, als stünde er neben sich. Und ich wär so gern bei ihm gewesen … Hätte so viel dafür gegeben, ihm etwas von dem, was er da grade erträgt, von seinen Schultern zu nehmen … die so breit sind … so wunderschön … perfekt … und stark … und die dennoch nur einem sensiblen Jungen gehören, der schon lange am Ende ist … der nicht mehr kann … und der daran zerbrechen wird …

“Fairy-Tale”, 68% (c) Rona Cole

»Phil … ich … du … wir …« Scheiße … ich heule schon wieder … aber es tut einfach so verdammt weh.

»Ich liebe dich«, sagt er noch einmal leise. »Mehr als du dir vorstellen kannst. Aber das ändert nichts an meiner Entscheidung …«

»Du willst also wirklich Schluss machen? Einfach so?«, frage ich zaghaft. Auch wenn ich weiß, dass es sinnlos ist. Er klingt entschlossen. Und ich bin irgendwie viel zu verzweifelt um noch irgendwas darauf zu erwidern.

»Nicht einfach so … ich …«

»Wie denn dann? Ich … versteh’ nicht, was ich falsch gemacht hab’ und … liebst du mich nicht mehr?«

»Doch, Rangerboy … du dummer Kerl … natürlich lieb’ ich dich … und vermutlich werd’ ich niemals wirklich damit aufhören … aber manchmal kann man eben nicht auf sein Herz hören … niemand weiß das besser, als du … schließlich hast du’s elf Jahre lang nicht getan …«

»Es hat keine Feen gegeben, in diesen elf Jahren«, sage ich tonlos. »Keine einzige …«

»Ja«, sagt er. »Ich weiß … aber ich … ertrag’ das nicht …«

»Heißt das, es ist vorbei?« Mir ist schlecht. Ich glaube, ich muss mich übergeben.

»Ja …«, sagt er. »Es ist … besser so … und bitte … ruf’ mich nicht mehr an …«

“Fairy-Tale”, 79% (c) Rona Cole

»Per … ich … bitte … hör’ auf … ich …« Ich flehe beinahe. Weil ich’s nicht er tragen kann, was er mir da sagt. Er soll aufhören … Verdammte Scheiße, er soll aufhören damit … Ich will nicht hören, dass er an mich denkt … dass er mich vermisst und dass es nicht aufhört. Weil ich weiß, wie sich das anfühlt … weil es auch bei mir nicht aufgehört hat …

»Du nimmst einfach mein Geld, ohne mich zu fragen … nachdem du mich verlassen hast … und dann sagst du mir, ich soll aufhören? Ich kann nicht aufhören, Phil … ich … hab’, verdammt noch mal, Gefühle für dich …«

»Ich hab’ auch welche für dich«, sage ich leise und kämpfe mit den Tränen. Und für eine Sekunde denke ich darüber nach, ihn Rangerboy zu nennen. Aber dann tu ich’s nicht.

»Riesigviele«, sage ich stattdessen, »aber … es geht nicht … es ist zu spät … ich … würd’s rückgängig machen, wenn ich’s könnte … wirklich, das musst du mir glauben, aber … ich kann es nicht … selbst wenn ich’s wollte, die Dinge … haben sich verändert … ich kann nicht mehr mit dir zusammen sein, Per …«

»Und warum nicht?«

»Weil ich … vielleicht … krank bin … und ich … Gott … es tut mir leid …« Das Ende meines Satz geht unter in Schluchzen. »Ich liebe dich«, schniefe ich, weil es jetzt sowieso egal ist. »Und ich vermiss’ dich so sehr, seit ich zurück bin …«

»Du bist krank?«, fragt er.

»Ich … es ist nicht sicher …«

»Phil, was ist … mit dir … passiert?«

“Fairy-Tale”, 87% (c) Rona Cole

Dann hoffe ich mal, dass euch meine Auswahl gefällt oder ihr euch jetzt das Buch besorgt 🙂 Ich für meinen Teil werde mir wohl demnächst Band 2 holen, da ich wissen will, wie es mit den beiden weitergeht.

In den kommende 3 Woche n wird es wahrscheinlich keinen Zitate-Freitag geben – ich bin in Urlaub und werde daher nicht so viel Zeit haben, den Blog wie gewohnt zu bespielen. Einige Rezensionen habe ich zwar in petto und vielleicht überrasche ich euch auch mit Zitaten, aber geplant ist erstmal nichts. Sprich wir sehen uns zitatetechnisch leider erst in 4 Wochen wieder. Tut mir leid.

Liebe Grüße,
Juliane

[ROMAN] Zusammen werden wir leuchten von Lisa Williamson


Autor: Lisa Williamson
Taschenbuch: 384 Seiten
ISBN: 978-3-7336-0109-6
Preis: 10,99 EUR (eBook) | 12,99 (Taschenbuch)
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Story:
Bereits im Alter von acht Jahren weiß David, dass er ein Mädchen sein will. Seinen Eltern möchte er sein größtes Geheimnis nicht offenbaren – diese rechnen bei einem Coming-Out eher mit der Homosexualität ihres Sohnes, nicht damit, dass er Transgender ist. Lediglich Davids beste Freunde Essie und Felix wissen um Davids geheimen Wunsch. Sie halten zu ihm, auch wenn er in der Schule noch so oft von seinen Mitschülern angegangen und beleidigt wird.
Das Blatt wendet sich Stück um Stück als mit Leo ein neuer Schüler auftaucht, der aus einem schlechten Viertel und von einer noch schlechteren Schule stammt. Anstatt dem Mobbing tatenlos zuzusehen, verteidigt er David. Die beiden lernen sich kennen und Leo beginnt David Mathenachhilfe zu geben. Nach und nach werden die beiden Freunde und schon bald wird klar, dass auch Leo ein Geheimnis hat, dass vieles ändern könnte …

Eigene Meinung:
Der Roman „Zusammen werden wir leuchten“ ist das Debüt der Autorin Lisa Williamson und beschäftigt sich als eines der ersten Jugendbücher mit dem Thema Transgender. Die Autorin gewann mehrere Preise und erhielt weitestgehend positives Feedback. Die deutsche Ausgabe erschien 2015 beim Fischer Verlag. weiterlesen…

[ROMAN] Helden von Florian Tietgen


Autor: Florian Tietgen
Taschenbuch: 174 Seiten
ISBN: 978-3-426-43001-9
Preis: 4,99 EUR (eBook)
Bestellen: Amazon

Story:
Mit dem übergewichtigen, unsicheren Jan kommt ein Neuzugang ins Heim, der ebenso wie die anderen Jungs schlimme Dinge erlebt hat. Einer von ihnen ist Jonas, der in Jan einen Helden sieht, da diesem etwas gelungen ist, das er nie geschafft hat – den Mut sich gegen seinem Vater aufzulehnen. Jan selbst sieht die Situation allerdings anders, doch mit der Zeit fasst er vertrauen zu seinem neuen Mitbewohner. Schon bald erkennen sie, dass sie etliche Gemeinsamkeiten haben – während sie Jonas Geschichten schreibt und seinen Helden Minky in einer Fantasywelt Abenteuer erleben lässt, flüchtet sich Jan in seine Zeichnungen und Bilder. Nach und nach werden sie Freunde und beginnen sich über ihre Sorgen und Probleme auszutauschen. Zudem baut Jonas den stillen Janko in Minkys Abenteuer ein, der eine ganz ähnliche Vergangenheit hat, wie sein neuer Mitbewohner.

Eigene Meinung:
Florian Tietgen ist ein Garant für außergewöhnliche Geschichten, die zum Nachdenken anregen und in keine Schublade passen. „Helden“, erschienen im eBook Label eRiginal des Droemer Knaur Verlags, ist eine solche Geschichte, denn sie ist in vielfacher Hinsicht originell und anders. Zum einen verläuft die Geschichte nicht linear, sondern ist wie die typischen Rollenspiel-Romane, sprich der Leser kann entscheiden, auf welchem Weg er das Buch liest. Ob er nun erst den Jungs folgt und anschließend in Minkys Welt eintaucht, oder doch den Empfehlungen des Autors folgt, bleibt jedem selbst überlassen. Als Besonderheit wird Jankos/Jans Geschichte in Mangaform erzählt. Die Illustrationen stammen von Daniela Winkler, die Mangafans von ihrem Goth/Vampir-Manga „Grablicht“ kennen dürften. weiterlesen…

[ROMAN] Der Savant von Innis von Susanne Esch

Autor: Susanne Esch
Taschenbuch: 326 Seiten
ISBN: 978-3-942277-29-7
Preis: 5,95 EUR (eBook) | 11,90 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Mit Beginn der Pubertät ändert sich Yuros überschaubares Leben in einem abgeschiedenen Kloster in den Grafilla-Bergen. Er entwickelt besondere Fähigkeiten, die er nur bedingt kontrollieren kann, zudem zieht es ihn in die Welt hinaus, um ein ihm unbekanntes Schicksal zu erfüllen. Als er sich entschließt den Konvent zu verlassen, begleitet ihn sein bester Freund Solus, zu dem er schon immer eine besondere Verbindung hat. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit und müssen erkennen, dass das Schicksal des Planeten Innis, der von außerirdischen Invasoren eingenommen wurde, in ihren Händen liegt. Doch der Weg zur Befreiung ist lang, denn selbst als sich Yuro als Savant entpuppt, ein Wesen, dass alle besonderen Fähigkeiten ihres Volkes in sich vereint, ist er noch lange nicht vor Fehlern gefeit …

Eigene Meinung:
Der Roman „Der Savant von Innis“ stammt von der deutschen Autorin Susanne Esch und erschien 2013 im Titus Verlag. Die Geschichte um Yuro und Solus wurde im März 2015 mit dem Roman „Solus – Reise in die Vergangenheit“ fortgesetzt, der nach den Ereignissen aus „Der Savant von Innis“ spielt. Neben diesen beiden Romanen erschienen weitere Bücher der Autorin im Titus Verlag. weiterlesen…

[ZITATE-FREITAG] Sutphin Boulevard

Hallo ihr Lieben,

erst am Mittwoch habe ich euch den Roman von Santino Hassell vorgestellt, jetzt möchte ich ein paar Zitate aus dem Roman präsentieren, die mir sehr gut in Erinnerung geblieben sind. Dieses mal sind es recht lange Zitate geworden, aber teilweise ging es einfach nicht anders – ich unterbreche halt ungerne mittendrin (im Grunde gäbe es noch weitere Stellen, die ich gerne zitieren würde). Ich hoffe, die Auswahl gefällt euch und macht euch neugierig – ich kann das Buch empfehlen und freue mich schon jetzt auf Band 2.

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meine Rezension

Zugegeben, es war ziemlich armselig, mich zu verstecken. Aber ich sah nicht ein, warum ich offen schwul sein sollte, bevor ich nicht wirklich fest mit jemandem zusammen war. Mein Schwulsein würde nur heißes Öl auf das Feuer gießen, das schon zwischen mir und meiner Familie brannte – insbesondere zwischen meinem Vater und mir.

Nunzio schnippte vor meiner Nase mit den Fingern. „Was zum Henker hast du nur? Ist es wegen letzter Nacht?“

Mein Gedankenfluss kam abrupt zum Stehen. „Was? Nein! Wieso sollte ich damit ein Problem haben?“

„Hm, lass mich überlegen. Vielleicht weil ich das Pornodrehbuch ein bisschen umgeschrieben und dir meinen Schwanz in den Arsch gesteckt hab?“

„Ay Dios….“ Ich sah mich um. „Sprich leiser.“

“Scheiß auf die Leute hier.“

Ich stieß ihm mit dem Ellenbogen in die Rippen. „Jetzt reg dich ab. Ist nicht deswegen. Wir waren beide betrunken. Es ist passiert. War kein Ding.“

Seine Mundwinkel zogen sich nach unten. „So siehst du das also.“

„So habe ich‘s nicht gemeint, und das weißt du ganz genau.“

“Sutphin Boulevard”, S. 35 (c) Santino Hassell / Dreamspinner Press

„Das hoffe ich, denn dann müsste er auch zugeben, dass er mit seinem früheren Teamleiter geschlafen hat.“

„Früheren Teamleiter?“ Ich setzte mich auf mein Pult. „Papi, Nunzio und ich kennen uns seit 20 Jahren. Damals hast du noch Sesamstraße geguckt und gelernt, aufs Töpfchen zu gehen. Ich bin so viel mehr als sein ehemaliger Teamleiter.“

Triumphierend zeigte David mit dem Finger auf mich. „Hab ich’s doch gewusst. Ihr seid doch zusammen!“

„Nein“, verbesserte ich ihn. „Er ist seit 20 Jahren mein bester Freund. Wir haben nichts miteinander. Das war das erste Mal, dass wir je sowas gemacht haben. Du hast uns inspiriert.“

„Blödsinn.“

„Wieso Blödsinn?“

David ließ die Hand sinken. „Wie er dich angesehen hat, wie du deine Finger nicht von ihm lassen konntest – es hat einfach so ausgesehen, als wäre er dein Lover. Davon, dass er kein Kondom benutzt hat, ganz zu schweigen.“

“Sutphin Boulevard”, S. 61 (c) Santino Hassell / Dreamspinner Press

„Ich bin stolz auf dich, Michael. Ich wollte, dein Bruder wäre mehr wie du.“

„Dann benimm dich doch so. Versuch ihm beizubringen, wie man ein Mann wird. Hilf ihm, sich einen Job zu suchen, frag deine Freunde, ob sie jemanden kennen, der ihn einstellt. Tu irgendwas, außer ihn schlechtzumachen. Mach das, was du verdammt nochmal schon vor Jahren hättest tun sollen, dann fängt er vielleicht auch an, darüber nachzudenken, ob er Respekt vor dir haben sollte.“ Ich zog die Vorhänge zu. „Sei sein Vater und hör auf, eine Last zu sein.“

„Bald bin ich tot, dann falle ich keinem mehr zur Last.“

Er sah mich an und wartete auf eine Reaktion, aber ich behielt den gleichgültigen, harten Ausdruck bei. Ich weigerte mich, ihm zu zeigen, wie seine Worte mich innerlich aufwühlten und die Flasche in meiner Hand schwerer und schwerer machten. Ich hatte ganz vergessen, dass ich sie immer noch umklammert hielt.

Ich stellte die Flasche auf dem Couchtisch ab und zuckte die Achseln, als wäre er mir gleichgültig. Es war einfacher, ihn weiter abzulehnen, als ihm zu zeigen, wie vollkommen unvorbereitet ich darauf war, den zweiten Elternteil auch noch zu verlieren.

Das Schweigen zwischen uns zog sich in die Länge und wurde nur unterbrochen vom entfernten, dumpfen Aufprall des Balls auf Beton, dann drehte Joseph sich mit feuchten Augen weg.

Ich biss mir auf die Backe, um mich davon abzuhalten, mich zu entschuldigen und sah ihn mit gesenktem Kopf aus dem Zimmer gehen.

“Sutphin Boulevard”, S. 98 (c) Santino Hassell / Dreamspinner Press

„Ach, das Übliche. Papa unterstellt doch schon immer, dass Nunzio mich langsam schwul macht.“

„Dann sag ihm doch einfach, dass du auch schon schwul warst, bevor du Nunzio kennengelernt hast.“

Nunzio zog gerade an der Pfeife, und bei Raymonds Worten verschluckte er sich am Rauch und fing an zu husten.

Ich starrte meinen Bruder an. Jetzt war ich es, der so tat, als sei er ein Ölbild. Ich versuchte, mein Gehirn neuzustarten, aber alles, was ich herausbrachte, war ein schwaches „Hä?“, während Nunzio nach Luft schnappte und mit der Hand auf die Matratze schlug.

Raymond rollte die Augen. „Ja denkst du denn ernsthaft, ich bin bescheuert? Wir haben uns verdammt nochmal ein Zimmer geteilt, Alter. Und ich bin dir überall nachgelaufen, als ich klein war. Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich es nicht mitbekommen habe, wenn du immer aufs Dach oder hinter den Klos am Teich verschwunden bist?“

Die viel entscheidendere Frage war, warum ich mir eigentlich so sicher gewesen war, dass meine Ausflüge in den Captain-Tilly-Park unentdeckt geblieben waren, und warum ich nie darauf gekommen war, dass mein nerviger kleiner Bruder mir einfach folgen würde, wenn ich ihn mal wieder abgehängt hatte.

Beim Gedanken, dass der kleine Raymond beobachtet hatte, wie irgendein Typ bis zum Anschlag in meinem Mund oder meinem Hintern steckte, hätte ich mich am liebsten von der nächsten Brücke gestürzt.

“Sutphin Boulevard”, S. 149 (c) Santino Hassell / Dreamspinner Press

„Pa ist tot.“ Raymond klang hölzern. Er sah auf seine Füße hinunter. Sie waren nackt. „Ich hab versucht, ihn zu wecken, aber er ist nicht aufgewacht. Ich dachte, er schläft.“

Das Gefühl in meiner Brust war vertrauter als mir lieb war: In mir breitete sich ein Loch aus, das immer größer wurde. Es war so dunkel, dass es mein Herz verschluckte und mir die Luft abschnürte.

„Ich …“

Ich sah den Polizisten an, aber er war schon mit etwas Anderem beschäftigt. Das Loch in meiner Brust wuchs weiter und schluckte all meine Gefühle wie ein Vakuum. Raymonds Finger gruben sich in meinen Arm.

„Ich … hätte dich anrufen sollen. Ich hab nicht nachgedacht … ich wusste nicht …“

„Ist okay. Ich kümmere mich drum, Ray. Du kannst hier bleiben.“

„Nein.“ Raymond kam näher und umklammerte mich fester. „Nein, ich komme mit.“

“Sutphin Boulevard”, S. 174 (c) Santino Hassell / Dreamspinner Press

„So wie Clive?“

Die Pause zog sich hin, aber Nunzio senkte nicht die Augen. Ich fürchtete, das Falsche gesagt zu haben, oder die falsche Frage gestellt zu haben – und das auch noch viel zu spät. An seiner Wange bebte ein kleiner Muskel, und schließlich zuckte er die Achseln.

„Ja. Und er hat es mir unter die Nase gerieben, so oft er konnte, weil er wusste, dass ich dich wollte. Er ist mir sofort auf die Schliche gekommen.“

„Aber ich hab nie was gemerkt.“

„Weil du so an mein Verhalten gewöhnt warst, dass du dachtest, es sei ganz normal. Und es war ja nicht so, dass ich mich jede Nacht nach dir verzehrt habe, aber er hat eben gesehen, wie ich dich manchmal ansehe. Er hat gemerkt, wie es mich fertig gemacht hat, wenn er dich abgeknutscht hat, wenn er dich Baby genannt hat, all diese kitschige Kacke. Und er wusste, wie furchtbar ich die Vorstellung fand, dass du je mit ihm zusammenziehen würdest. Damit bin ich aufgeflogen, an dem Tag, als wir darüber sprachen.“ Nunzio schnaubte leise. „Du warst einkaufen und hast mich mit dem Idioten alleine gelassen, und er hat davon angefangen. Ich muss so ausgesehen haben, als hätte mir gerade einer die Eier abgeschnitten, und von da an wusste er genau, was mit mir los war.“

„Ich wär nie im Leben mit ihm zusammengezogen.“

„Vielleicht nicht. Aber du hast es trotzdem ernst gemeint mit ihm. Ich war früher schon eifersüchtig auf deine anderen Kerle, aber da ging es um Sex. Die durften dich anfassen und ich nicht. Aber mit Clive … eine Zeitlang sah es wirklich so aus, als würdet ihr zusammenbleiben. Es war einfach anders.“

“Sutphin Boulevard”, S. 203 (c) Santino Hassell / Dreamspinner Press

Der nächste Gedanke schoss mir so schnell durch den Kopf, dass ich erschrak.

Ich wollte nach Hause, duschen und dann meinen Kater mit einem Drink bekämpfen. Ich wollte es so sehr, dass ich es förmlich schmecken konnte. Ich konnte die Erleichterung spüren, spüren, wie meine Kopfschmerzen nachließen und wie meine Anspannung sich löste. Ungefähr 30 Sekunden lang wies ich den Gedanken von mir. Dann sagte ich mir, dass ein einziger Drink nicht schaden würde. Nur um den Kopf wieder klar zu bekommen. Nur zum Entspannen und um den Kater loszuwerden. Aber würde ein Drink wirklich ausreichen? Meine Toleranz war mittlerweile so groß, dass es etwas Starkes sein müsste …

Zum ersten Mal seit Wochen war ich ausgeruht und hatte keine Giftstoffe mehr im Blut. In der Helligkeit des flimmernden Lichtes sah ich viel zu klar, wie sehr diese Gedanken all das bestätigten, was Raymond gesagt hatte.

Scheiße.

“Sutphin Boulevard”, S. 229 (c) Santino Hassell / Dreamspinner Press

„Wenn eins zum anderen kommt …“ Ich machte eine Pause und versuchte in Worte zu fassen, was mich jeden Tag beschäftigte. Es war schwierig, auszudrücken, was einer der Hauptgründe dafür war, dass ich in der Therapie nie etwas sagte. „Wenn etwas passiert, das ich nicht in Ordnung bringen oder kontrollieren kann, bin ich so gestresst, dass ich mich abschalten muss. Sonst drehen sich meine Gedanken die ganze Zeit im Kreis.“ Ich drehte den Finger neben meinem Ohr. „Ich kann nicht schlafen, also bleibe ich wach und brüte weiter. Am nächsten Tag bin ich dann total fertig, und dann wird es nur noch schlimmer. Alles ballt sich in meinem Kopf zusammen, bis ich kurz davor bin zu explodieren, und ich denke immer wieder die gleichen beschissenen Gedanken. Es endet damit, dass ich will, dass es aufhört, und das passiert nur, wenn ich aufhöre, ich selbst zu sein und mir selber entkomme. Meinen Problemen. Einfach allem.“

„Und das gelingt dir, wenn du trinkst?“

„Das gelingt mir, wenn ich trinke.“

Fix nickte verständnisvoll. „Also hast du lieber einen Filmriss als du selbst zu sein?“

„Manchmal schon. Und ich weiß genau, wie es sich anhört.“

„Es klingt so, als ob du ein schwarzes Loch willst und nicht die Wirklichkeit. Lieber eine große Lücke als dein Gedächtnis. Und immer, wenn mir jemand so etwas erzählt, frage ich mich, wie lange es noch dauert, bis sie für immer weg sein wollen.“

“Sutphin Boulevard”, S. 258 (c) Santino Hassell / Dreamspinner Press

Damit verabschiede ich mich für diese Woche – mal schauen, was ich mir für die kommende Woche rauspicke. Aktuell habe ich noch keine Ideen. Wie immer könnt ihr mir eure Wünsche mitteilen – ich würde mich freuen.

Liebe Grüße,
Juliane

[ROMAN] Sutphin Boulevard von Santino Hassell

Autor: Santino Hassell
Taschenbuch: 291 Seiten
ISBN:  978-1-63477-775-9
Preis: 6,99 EUR (eBook)
Bestellen: Amazon

Story:
Seit über 20 Jahren sind Michael und Nunzio beste Freunde, zusammengeschweißt durch eine ähnlich schwere Kindheit und etliche Probleme, die sie stets gemeinsam bewältigt haben. Eine Reise nach Italien soll die beiden New Yorker Lehrer auf andere Gedanken bringen, doch ausgerechnet kurz vor dem Abflug taucht Michaels alkoholkranker Vater wieder auf und nistet sich bei dessen jüngerem Bruder Raymond im Haus ihrer verstorbenen Mutter ein. Kurzerhand kippt Micheal die Reise und zieht zurück nach Hause, um den Burgfrieden zwischen seinem Vater und Raymond irgendwie zu wahren. Zudem will er in Ruhe über den heißen Dreier nachdenken, den er kurz zuvor mit Nunzio und dem jungen David genossen hat, denn der intensive Sex mit seinem besten Freund richtet ein gewaltiges Chaos in Michaels Gefühlswelt an. Zu allem Überfluss wird David als neue Lehrkraft an seiner Schule eingestellt und zu Hause droht die Situation mit Micheals Vater endgültig zu eskalieren. Als der alte Mann stirbt, bricht Michael endgültig zusammen und greift selbst zur Flasche, ohne darauf zu achten, in welchen Teufelskreis er sich begibt …

Eigene Meinung:
„Sutphin Boulevard“ ist der erste Teil der „Five Boroughs“-Reihe von Santino Hassell und erschien im Juni 2016 in deutscher Übersetzung bei Dreamspinner Press. Der Roman markiert den ersten Teil der „Five Borough“-Reihe, deren Bücher in New York spielen. Vom Autor liegen etliche weitere Romane und Reihen in englischer Sprache vor. weiterlesen…

[ROMAN] This ain’t Love von Rosha Reads

Autor: Rosha Reads
Taschenbuch: 266 Seiten
ISBN: 978-3-945934852
Preis: 5,99 EUR (eBook) | 11,99 EUR (Taschenbuch)
Bestellen: Amazon

Story:
Für den jungen Arbeiter Finn sind One-Nights-Stands ein absolutes No-Go. Für ihn gehört zum Sex Vertrauen und ein fester Partner, dem er sich ohne Bedenken hingeben kann. Da solche Männer eher eine Seltenheit sind, ist Finn zumeist allein und geht im Gegensatz zu seinem besten Freund nach einem Barbesuch meist allein nach Hause. Sein neuer Nachbar Kyle ist in vielerlei Hinsicht das genaue Gegenteil: gutaussehend, souverän und gut betucht. Zudem hat er einen ungewöhnlichen Nebenjob: er ist Luxus-Callboy und schläft gegen Geld mit Männern.

Gegen alle Bedenken und trotz aller Unterschiede werden die beiden Freunde – Finn genießt die Nähe zu seinem Nachbarn, Kyle kann sich Finns rauer Attraktivität nur schwer entziehen. Selbst als sie miteinander im Bett landen, weigern sich beide zuzugeben, dass mehr Gefühle im Spiel sind, als sie wahrhaben wollen …

Eigene Meinung:
Der lockerleichte Roman „This ain’t Love“ von Rosha Reads erschien als „Cock Lit“- Veröffentlichung bei Deadsoft. Die Veröffentlichung ist nicht die erste Publikation der Autorin – unter ihrem richtigen Namen erschienen bereits diverse Kurzgeschichten und Romane, u.a. der Roman „Into Blackness – Die Schwärze hinter dem Licht“, der 2015 beim Deadsoft-Label Tensual Publishing erschien. weiterlesen…

[ROMAN] Vielleicht für immer von Susann Julieva

Autor: Susann Julieva
Taschenbuch: 336 Seiten
ISBN: 978-3-95823-047-7
Preis: 7,95 EUR (eBook) | 10,95 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Zehn Jahre sind vergangen, seitdem Sam seine große Jugendliebe Gabriel aus den Augen verloren hat, nachdem dieser den Kontakt komplett einstellte. Seitdem ist Sam kaum in der Lage eine vernünftige Beziehung zu führen – zu sehr wiegt die Angst erneut fallen gelassen zu werden. Da bietet sich ihm plötzlich die Möglichkeit die Angelegenheit direkt mit Gabriel, der inzwischen zum aufstrebenden Star der Musikbranche avanciert ist, zu klären. Für die Europatour wird kurzfristig ein Kameramann gesucht, der Gabriel und die Gruppe begleitet und für die Fans kleine Videobotschaften erstellt. Sofort bringt Sams beste Freundin Leni ihn beim Assistenten von Gabes Managerin ins Gespräch und kurz darauf hat er den Job.

Die Europatour beginnt unterkühlt, doch schon bald muss Sam erkennen, dass seine Gefühle für Gabe auch nach so langer Zeit nicht erloschen sind. Auch der junge Musiker kann sich seiner alten Liebe nur schwer erziehen, hütet jedoch ein Geheimnis, dass alles zerstören könnte, was sich zwischen den beiden Männern anbahnt …

Eigene Meinung:
Susann Julievas „Vielleicht für immer“ erschien 2016 beim Cursed Verlag. Die Geschichte ist ein Spin-Off ihres Debüts „Böse Jungs“ (erschienen bei Ullstein Forever), bzw. der Bonusgeschichte „Berlin Blues“, in der Gabriel West erstmals als Nebenfigur auftauchte. Der Roman über Gabe und Sam ist in sich abgeschlossen. weiterlesen…

[ZITATE-FREITAG] Ein letztes Mal wir

Hallo ihr Lieben,

wie bereits angekündigt habe ich dieses Mal ein Buch mit einer lesbischen Protagonistin im Gepäck, damit der Zitate-Freitag auf Dauer nicht so langweilig wird. Ich habe mich für “Ein letztes Mal wir” von Lovis Cassaris entschieden, das mich tief berührt hat. Aus diesem Grund hoffe ich, den ein oder anderen neugierig zu machen und dem Roman eine Chance zu geben. Es lohnt sich auf jeden Fall, wenn man keine Probleme mit ernsten Problemen, Krankheit und Tod hat.

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meine Rezension

Selbst der Pfad ist eine Ansammlung von Geröll. Uneben, unberechenbar, erbarmungslos. Ein einziger Fehler kann aufgeschlagene Knie oder eine Verstauchung bedeuten. „Denk an etwas anders. An etwas Schönes“, rede ich mir gut zu. Ein Fuß nach dem anderen, immer weiter. Oder ich denke erst mal an gar nichts. Nicht an die Gefahren, nicht an die Schmerzen nicht an Meike.

Vor allem nicht an Meike.

“Ein letztes Mal wir”, S. 31 (c) Lovis Cassaris / Querverlag

„Na, hat es Ihnen Spaß gemacht?“

„Kennen wir uns?“ Sie drehte sich nicht einmal um, diese arrogante Schnepfe.

„Und wie wir uns kennen. Sie haben in der Stadtgärtnerei das Sicherheitspersonal auf mich gehetzt.“

„Ich glaube, Sie täuschen sich“, erwiderte sie trocken.

„Wenn Sie schon nicht den Mut haben, es zuzugeben, dann können Sie mir wenigstens in die Augen schauen, während Sie mich anlügen“, forderte ich sie auf.

Als sie sich tatsächlich umdrehte und mich ansah, wusste ich: Diesen grünen Augen würde ich zukünftig alles glauben wollen.

“Ein letztes Mal wir”, S. 46-47 (c) Lovis Cassaris / Querverlag

Ich lockerte die Umarmung und blieb mit dem Blick an Meikes Rücken haften, bis sie im Badezimmer verschwunden war. Ich krabbelte hoch und legte mich aufs Bett, glücklich, dass weit und breit kein Kater war, der mir den Platz streitig machen konnte. Plötzlich stand Meike wieder im Raum. Sie sagte nichts. Sie starrte mich nur an, mit weit aufgesperrten Augen, die verunsichernd auf mich wirkten.

„Alles in Ordnung?“

„Es ist etwas passiert.“ Ihre Stimme zitterte. Ihr ganzer Körper zitterte. Und ich bereute auf einmal die Frage.

“Ein letztes Mal wir”, S. 82 (c) Lovis Cassaris / Querverlag

„Was ist das?“

„Ich habe Check-Out kontaktiert.“

„Die Sterbehilfeorganisation?“

„Ja“, seufzt Meike.

„Das kannst du nicht machen. Du bist feige“, sage ich wütend. Die Papiere zitterten in meinen Händen, und ich wurde lauter. „Nur Feiglinge gehen zu Check-Out.“

„Ich möchte das aber so, und es ist mir egal, was du über mich denkst. Ich ertrage meinen Körper nicht mehr. Die Schmerzen, die Angst, dass ich nie weiß, wann es endlich aufhören wird. Es muss sich etwas ändern.“

„Ja, das muss es.“

Für eine Weile war es wieder unerträglich still im Zimmer. Dann fuhr Meike fort: „So kann es nicht weitergehen. Ich habe darüber nachgedacht … Alex, ich liebe dich. Das tue ich wirklich.“ Dieser Satz ließ mich schwer schlucken. „Aber … Ich kann nicht. Ich kann nicht mehr auf andere Rücksicht nehmen. Nicht in diesem Zustand.

“Ein letztes Mal wir”, S. 119 (c) Lovis Cassaris / Querverlag

„Das ist richtig. Aber diese Reise … Sie war für mich etwas Wertvolles. Etwas, was auf meiner Lebens-To-Do-Liste schon seit Jahren stand,“

„Was ist eine Lebens-To-Do-Liste?“

„Eine Liste von Dingen, die ich machen wollte, bevor ich eines Tages sterbe. Dinge, die mir viel bedeuten, aus welchen Gründen auch immer.“

Ich überlegte kurz. Hatte ich in meinem Kopf jemals so eine Liste erstellt?

„Warum ausgerechnet der Norden?“, fragte ich neugierig.

„Es gibt einen Reiseveranstalter, der jedes Jahr im Sommer einen Wanderlauf organisiert. Und ich stelle mir die Landschaft und die Natur unglaublich schön vor. Ich habe Bilder gesehen. Fotos, wunderschöne Fotos einer Strecke zwischen Nikkaloukta und Abisko. Eine junge Künstlerin läuft die Strecke fast jedes Jahr mit.“

“Ein letztes Mal wir”, S. 141 (c) Lovis Cassaris / Querverlag

„Mittlerweile weiß ich, dass Glück in den kleinen Dingen steckt. Abgesehen davon, dass Meike gar nicht mehr in der Lage gewesen wäre, irgendetwas Waghalsiges zu unternehmen, war alles, was uns in der Endphase ihrer Krankheit glücklich machte, nichts Neues oder Berauschendes. Es waren unsere letzten Male. Meike ein letztes Mal ein Buch vorlesen. Sie ein letztes Mal Orangen auf meinem Bauch schälen lassen. Ein letztes Mal wir sein. In allem, was uns im Alltag noch begegnete. Es ging nicht mehr um richtige oder falsche Entscheidungen. Meike war nicht mehr verzweifelt, und auch ich dachte nicht mehr daran, dass ich allein zurückbleiben würde. Die einzige Frage, die man sich stellt, ist die nach dem Verzeihen. Musste ich Meike noch etwas verzeihen, und musste ich selbst bei ihr um Verzeihung bitten? Und wenn zwei Menschen, zwei Liebende beide Fragen mit einem Nein beantworten können, dann ist alles andere unwesentlich. Es lag keine Agonie mehr in der Luft. Nur Liebe. Unsere einfache, nackte Liebe.“

“Ein letztes Mal wir”, S. 161 (c) Lovis Cassaris / Querverlag

Damit verabschiede ich mich für diese Woche – nächste Woche habe ich ein brandaktuelles Buch im Gepäck, dass ich noch nicht rezensiert habe (die Rezension kommt passend zum Zitate-Freitag einige Tage vorher online). Solltet ihr Wünsche für die kommenden Wochen haben, immer her damit  – ich bin für Vorschläge offen. Einzige Bedingung ist, dass ich das Buch rezensiert haben muss 🙂

Liebe Grüße,
Juliane

[ZITATE-FREITAG] Café der Nacht

Hallo ihr Lieben,

einmal mehr habe ich mir für heute ein wundervolles Buch rausgepickt, das ich euch auf diesem Weg näherbringen möchte: “Café der Nacht” von Susann Julieva. Wer ruhige, intensive Coming-of-Age Romane mag und Bücher liebt, die in der Künstlerszene spielen, sollte sich dieses Werk nicht entgehen lassen. Mir hat es unheimlich gut gefallen – ich mag den Stil der Autorin, die Dialoe und die Beschreibungen. Wer das Buch also noch nicht kennt, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren 🙂

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meine Rezension

Er richtete sich unwillkürlich auf. Am Briefpapier war ein wundersam vertrauter Duft, der staubige Fetzen von Vergangenheit aus dunklen Ecken zerrte. Lavendel … und das ausgelassene Klirren von Gläsern wie ein Echo in seinen Gedanken.

In elegant geschwungener Handschrift waren nur wenige Sätze flink aufs Papier geworfen worden. Maxim las sie zweimal, dreimal und schließlich nochmals, während er sich abwesend hinter seinen Schreibtisch zwängte und auf den knarrenden Stuhl sank. Diese Worte – zu unglaublich, wie ein Schlag, noch unbewertet, ob erfreulich oder nicht. Der Brief war von seiner alten Freundin Dela. Und wie es schien, war er von diesem Moment an designierter neuer Besitzer des legendären Cafés der Nacht.

“Café der Nacht”, S. 6 (c) Susann Julieva / Deadsoft Verlag

Zunehmend von einer warmen, entspannten Müdigkeit umfangen beobachtete er seine Umgebung. Ein neues Zuhause, ein neues Leben. Alles war so schnell gegangen. Schwindelerregend schnell. So schnell, dass es noch gar nicht real schien. Er blieb in seiner Nische, bis irgendwann, spät, endlich alle gegangen waren. Bis Rufus zum letzten Mal die Bar abgewischt und ihm den Weg in den zweiten Stock zu seinem Pensionszimmer gezeigt hatte. Dort fiel er sofort wie erschlagen ins Bett und schlief traumlos wie ein Stein. Denn von jetzt an erwarteten ihn Träume, die bereits seine Tage füllen würden. Und so fing alles an.

“Café der Nacht”, S. 28-29 (c) Susann Julieva / Deadsoft Verlag

Vida nickte und neigte den Kopf leicht zur Seite, während sie behutsam den Zucker in ihrem Cappuccino verrührte. Sie nahm ihre Sonnenbrille ab. „Und so eine Leidenschaft vermisst du in deinem Leben.“

„Ich weiß, das ist Blödsinn.“

„Wieso ist das Blödsinn?“

„Ich meine bloß, ich kann nicht ewig Hilfsbarkeeper bleiben. Irgendwann werde ich mir wohl einen richtigen Beruf suchen müssen. Etwas Ernsthaftes.“

Sie lächelte. „Schon seltsam. Wir leben in einer Gesellschaft, die Künstler zwar bewundert, aber die Kunst für brotlos hält. Da sind all diese wohlmeinenden Menschen, die meinen, man sollte besser einen soliden Beruf ergreifen.“ Eine der beiden Bienen kam herangeschwirrt und ließ sich auf Vidas Untertasse nieder. Sie betrachtete das pelzige Insekt und stellte ihre Tasse auf der weißen Tischplatte ab. „Dabei ist die Basis von Kunst Unvernunft. Es sind immer die unvernünftigsten Künstler, die die größten Meisterwerke schaffen. Stell dir vor, Schiller hätte auf seinen Vater gehört und wäre Regimentsarzt geblieben. Oder Michelangelo hätte sich wegen seiner Zweifel nie an die Sixtinische Kapelle gewagt.“

„Aber es ist gar nicht so leicht, unvernünftig zu sein.“

„Gegen den Strom zu schwimmen ist immer gefährlich“, meinte Vida versonnen. „Der Weg des Künstlers ist riskant, weil es die bewusste Entscheidung für ein anderes Leben ist, als das von der Gesellschaft als normal erachtete. Das ist oft schwer zu ertragen.“

“Café der Nacht”, S. 83 (c) Susann Julieva / Deadsoft Verlag

Monroe blinzelte. Als würde er aus einer Trance erwachen, begreifen, was er im Begriff war, zu tun. Rasch sah er weg, in Sekundenschnelle wieder distanziert und unnahbar. Der Moment verstrich. Maxim schloss die Augen, die Hitze verflog. Die Vertrautheit des Moments zerriss wie ein Spinnennetz im Wind, wehte davon. Gerade noch mal davongekommen. Maxim war schwindelig bei dem Gedanken daran, was er gerade eben fast hätte geschehen lassen, und doch saß die Enttäuschung tief.

Monroe wollte ihn nicht, würde ihn nie wollen. Was immer gerade zwischen ihnen vorgegangen war, er war high, er war nicht er selbst gewesen. Und doch fühlte es sich an, als wäre genau das Gegenteil der Fall gewesen. Als wäre er drauf und dran gewesen, die Mauer, die ihn umgab, einzureißen und Maxim einzulassen. Maxim sah in den Himmel hinauf und schnaubte leise über seine Einfältigkeit. Sicher bildete er sich das alles nur ein. Wunschdenken. Er musste aufhören mit diesem Unsinn, oder es würde ihm wirklich ergehen wie Nona. Dennoch blieb eine nie gekannte Leere, ein vages Sehnen zurück. Und ein verwirrtes, viel zu schnell pochendes Herz.

“Café der Nacht”, S. 111-112 (c) Susann Julieva / Deadsoft Verlag

Er schien nur noch aus Sehnsucht und Verlangen zu bestehen. Das alles war einfach zu viel. Er wusste nicht, wie es geschah, doch irgendetwas übernahm die Kontrolle. Wie von selbst lehnte er sich hinüber, sachte, langsam, und küsste Vida, sanft und behutsam. Vidas Lippen waren weich und warm.

Maxim öffnete langsam die Augen. Er blickte direkt in das unergründliche Grün. Sah, was in den Tiefen ihres Blickes geschah.

Ein Erkennen, Verstehen. Und sofort darauf eine tiefgehende, so ohnmächtige Traurigkeit, dass Maxims Kehle schlagartig wie zugeschnürt war. Er begriff nicht, was hier gerade vor sich ging, aber ihm war klar, dass er etwas Falsches getan hatte. Etwas Unverzeihliches.

Maxim war so bestürzt, dass er sich weiß werden fühlte. „Entschuldige“, flüsterte er.

Vida erhob sich wortlos. Maxim spürte intuitiv, dass er etwas zwischen ihnen zerbrochen hatte. Es war, als ob er beobachten könnte, wie Monroes Gesicht die magische Wandlung durchlief, wie er wieder zu sich selbst wurde. Monroe hob langsam die Hand und zog die dunkle Perücke von seinem Kopf. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung, kein Gefühl. Doch sein Blick traf Maxim bis ins Mark. Als er die Stille brach, war seine Stimme rau und abweisend. „Bist du jetzt zufrieden?“

“Café der Nacht”, S. 224 (c) Susann Julieva / Deadsoft Verlag

„Das ist Unsinn, Liebes! Sieh mich an, Maxim. Du hast nie zwischen ihnen gestanden. Dean hat nur dich geliebt!“

Maxim starrte sie an, sprachlos für einen Moment. Er sah weg, um zu verbergen, wie berührt er war. Geliebt. Wie hätte er da jemals sicher sein können? Doch Dela dies sagen zu hören, war fast so, als hätte Monroe es selbst gesagt. Für einen Moment schien er hier zu sein, ganz nah. Maxim schloss die Augen. Mühsam sammelte er sich.

„Du liebst ihn immer noch“, bemerkte Dela weich und strich ihm behutsam über den Arm.

Maxim wurde in dem Moment, in dem sie es aussprach, klar, dass es die Wahrheit war. Er liebte ihn. Er liebte Dean Monroe, und er würde es immer tun. Es hatte keinen Sinn, es länger vor sich selbst zu verleugnen. „Ich habe versucht, das zu lassen“, erwiderte er betont heiter. „Das ist schließlich verrückt. Es ist zwanzig Jahre her. Und alles, was wir hatten, war ein Augenblick.“

„Nenn mich eine Romantikerin, aber manchmal ist das alles, was nötig ist.“ Sie lächelte.

“Café der Nacht”, S. 255-256 (c) Susann Julieva / Deadsoft Verlag

Maxim sah versonnen an ihm vorbei. „Aber Freiheit ist einsam.“

„Freiheit ist das Einzige, was zählt. Eher würde ich mir eigenhändig einen Finger abhacken, als sie zu verlieren.“

„Du würdest dir einen Finger abkacken? Du bist ja verrückt.“ Maxim sah ihn halb lachend, halb entgeistert an.

Monroe jedoch schien es ernst zu meinen. „Ich würde noch viel mehr tun, wenn es nötig wäre.“

Maxim grinste und tippte auf Monroes rechte Hand. „Welchen denn?“ Er zeigte auf den Mittelfinger. „Den hier?“

„Niemals. Der wird gebraucht.“

„Wie wär’s mit dem Ringfinger? Das wäre doch poetisch. So voller Aussagekraft.“

Monroe lachte. „Sehr gut. Der soll es sein.“

„Du spinnst.“

„Zum Glück.“ Seine Augen jedoch waren ernst, als er Maxim wieder ansah. „Irgendwann werden wir beide frei sein, du und ich. Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen.“

Maxim sah ihn fragend an. Sein Herz pochte laut. „Der Zeitpunkt für was?“

Monroe lächelte nur. „Merk dir das, Max. Merk dir meine Worte. Vergiss sie nicht.“

“Café der Nacht”, S. 266-267 (c) Susann Julieva / Deadsoft Verlag

Er fühlte eine Leere in sich, wie er sie nicht mehr empfunden hatte, seit Monroe damals vom Café der Nacht fortgegangen war. Nun hatte er ihn zum zweiten Mal verlassen, und diesmal war es seine eigene Schuld. Doch anders als damals hatte er die Gewissheit, dass ihre Geschichte damit endgültig zu Ende war. Es würde keine Fortsetzung geben. Es gab keinen richtigen Zeitpunkt für sie. Das hatte er Monroe ins Gesicht gesagt, getrieben von altem Zorn und verletztem Stolz. Doch hatte er es auch wirklich so gemeint?

Allmählich erst wurde ihm klar, was Monroe ihm da gerade offenbart hatte. Er hatte ihn nicht vergessen. Er hatte sein Leben, seinen Werdegang aus der Ferne verfolgt. Weshalb nur? Weshalb nur immer dieser Sicherheitsabstand? Und nun dieser Vorschlag aus heiterem Himmel. Warum war er damit ausgerechnet zu ihm gekommen? Hatte er es schon bei anderen versucht? Fragen und Zweifel nagten an ihm, beruhigende Zweifel, denn sie halfen ihm, zu glauben, dass er das Richtige getan hatte. Doch Monroe behielt recht. Maxim wünschte sich an jedem Tag nach diesem, er hätte Monroe niemals mehr wieder gesehen. Besonders nachdem die zwanzig Uhr Nachrichten berichtet hatten, dass er tot war.

“Café der Nacht”, S. 303-304 (c) Susann Julieva / Deadsoft Verlag

Damit verabschiede ich mich für diese Woche – nächste Woche werde ich erstmals ein lesbisches Buch im Rahmen des “Zitate-Freitags” präsentieren. Seid gespannt, auf welches Buch meine Wahl fällt 😉

Liebe Grüße,
Juliane