[ROMAN] Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte von TJ Klune

Autor*in: TJ Klune
Übersetzer*in: Charlotte Lungstrass-Kapfer
Taschenbuch: 480 Seiten
ISBN:978-3453321366
Preis: 11,99 EUR (eBook) / 14,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Linus Baker lebt getreu der Vorgaben und Vorschriften, die seinen Job als Sachbearbeiter definieren, sowohl im Büro, als auch bei Außeneinsätzen, wenn es gilt Waisenhäuser unter die Lupe zu nehmen, in denen magische Kinder leben. Das Wohlergehen dieser Kinder liegt ihm dabei immer am Herzen. Seine akribischen, detaillierten Berichte sind schließlich der Grund, weswegen ihn das höchste Management zu einem Waisenhaus der Geheimhaltungsstufe 4 schickt, geleitet von Arthur Parnassus. Einen ganzen Monat hat Linus Zeit, das Waisenhaus unter die Lupe zu nehmen und die außergewöhnlichen Kinder kennenzulernen. Dabei fällt es ihm zu Beginn schwer, sich an die Anwesenheit eines der letzten Lindwürmer, einer Gnomin mit Bart, einer mächtigen Naturelementar, einem schüchternen Gestaltwandler, eines liebenswerten Wesens mit Tentakeln und dem echten Antichristen zu gewöhnen. Doch mit der Zeit schließt er nicht nur die Kinder ins Herz, sondern auch den Heimleiter Arthus Parnassus …

Eigene Meinung:
Der Autor TJ Klune ist für seine Romane und die Repräsentation queerer Figuren bekannt und wurde bereits mit dem Lambda Literary Award ausgezeichnet. Er veröffentlichte etliche Bücher und Reihen mit schwulen Helden bei Dreamspinner Press. „Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte“ ist sein erster Roman bei einem amerikanischem Publikumsverlag, ein USA-Today-Bestseller und wurde mehrfach ausgezeichnet.

Die Geschichte wird komplett aus Linus Bakers Sicht erzählt und entwickelt sich langsam. Man lernt den Sachbearbeiter und sein tristes, unspektakuläres Leben kennen und reist mit ihm auf die Insel im Meer, wo das Waisenhaus steht, in dem die ungewöhnlichen Kinder leben. Nach und nach taut Linus gegenüber ihnen auf und erfährt dabei, wie farbenfroh und wunderschön das Leben eigentlich sein kann und mit welchen Problemen die Gesellschaft zu kämpfen hat. Auf sehr dezente und angenehm direkte Art spricht der Autor Rassismus, Ausgrenzung und Missbrauch an, ebenso präsentiert er eine Welt, in der es normal ist, magische Wesen auf subtile Art und Weise zu unterdrücken, unter Kontrolle halten zu wollen und zu denunzieren. Insgesamt hätte man gerne mehr über die Welt an sich erfahren, doch TJ Klune legt den Schwerpunkt auf die Kinder und ihr Leben im Waisenhaus. Durch Linus‘ Augen lernt man sie kennen und begreift, dass sie trotz ihrer Herkunft einfach nur Kinder mit Wünschen und Träumen sind. Und gerade diese sorgen dafür, dass das Buch, trotz ernster Grundidee, hoffnungsvoll, und berührend ist.
Das sich zwischen Linus Baker und Arthur Parnassus ebenfalls eine zarte Beziehung entwickelt, wird nur am Rande eingewoben und spielt nur am Ende eine tragende Rolle, was sehr gut zur Geschichte und den vielschichtigen Figuren passt.

Die Charaktere lernt man sehr gut kennen, sie sind vielschichtig, gut nachvollziehbar und fügen sich hervorragend in die Handlung ein. Linus Baker begleitet man von Anfang an und ist dabei, als er sich Stück und Stück ändert und auf der Insel beginnt, sich zu verändern und zu leben. Er wächst spürbar an den Herausforderungen, die an ihn gestellt werden, findet den Mut, sich für andere einzusetzen und die Vorgaben und Regeln nicht fraglos zu akzeptieren. Der Heimleiter Arthur Parnassus ist ein sehr liebenswerter, ruhiger Mann, der das ein oder andere Geheimnis hütet und selbst eine Menge erlebt hat. Er lebt für die Kinder, was man auf jeder Seite, bei jedem Gespräch, mitbekommt und ist der perfekte Partner für Linus.
Die Kinder wachsen einem besonders ans Herz – TJ Klune nimmt sich Zeit, jedem von ihnen eine eigene Persönlichkeit zu geben, die maßgeblich für die Veränderungen von Linus verantwortlich sind. Sie sind sympathisch und chaotisch, mal direkt und ehrlich, mal zurückhaltend und verspielt. Sie machen die Geschichte erst zu dem was sie ist – einzigartig und besodners.

Stilistisch legt TJ Klune ein sehr gut geschriebenes, solides Werk vor, das durch tolle Beschreibungen, lebendige Figuren und gute Dialoge besticht. Man taucht schnell in die Welt ein, die ein wenig an Momo erinnert – das graue, triste Arbeiterleben in der Stadt, in der die Menschen stumpfsinnig und ohne Motivation ihrem Alltag nachgehen und das bunte, chaotische Leben auf der Insel. Passend dazu regnet es fast immer in der Stadt, während auf der Insel die Sonne scheint. Das sind fast zu starke Bilder, die die Unterschiede zwischen Stadt und Insel unterstreichen, doch sie passen zu dem, was Linus Baker und sein Leben ausmacht. TJ Klune hat ein Händchen für sympathische Figuren, die einem ans Herzwachsen und emotionalen, greifbaren Geschichten – es bleibt zu hoffen, dass „Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte“ irgendwann fortgeführt wird, denn Potenzial für weitere Abenteuer auf der Insel ist vorhanden.

Fazit:
„Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte“ ist ein wundervolles Buch über Zusammenhalt, Respekt, Freundschaft und den Sinn des Lebens. Es besticht durch liebenswerte, gut nachvollziehbare Figuren, eine emotionale, tiefgründige Geschichte, einen angenehmen Schreibstil und eine angenehm subtile, sehr zurückhaltende queere Liebesgeschichte, die der eigentlichen Handlung nicht den Rang abläuft. TJ Klune legt ein herzerwärmendes Wohlfühlbuch vor, das trotz allem nicht an leiser Kritik spart und zum Nachdenken anregt. Es weckt den Wunsch nach weiteren Abenteuern auf der Insel, daher bleibt zu hoffen, dass der Autor irgendwann zu der geheimnisvollen Insel und den Kindern zurückkehrt. „Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte“ ist eine absolute Empfehlung und ein Muss für jeden der queere Fantasy, schillernde Figuren und die Werke von TJ Klune mag.

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