[ROMAN] Big Blind – Alles im Spiel von Tim Spohn

Autor: Tim Spohn
Taschenbuch: 236 Seiten
ISBN: 978-1-511593083
Preis: 2,99 EUR (eBook) | 7,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Der schwule, gutherzige Student David lebt in einer queeren WG, die er sich mit dem lesbischen Pärchen Sinem und Vicky, dem Punk Freddy und Drag Queen Berkan alias Eve Angelical teilt. Während der Suche nach einem neuen Mitbewohner für die durchgeknallte WG, stößt David auf den Weltenbummler Kai, der im Gegensatz zu David und seinen Freunden heterosexuell ist. Dennoch zieht er kurz darauf in die WG ein und wird schon bald ein fester Bestandteil der chaotischen Truppe. Problematisch wird es erst, als sie David in ihn verliebt und die Stimmung in der WG immer mehr zu kippen droht. Da hilft auch kein One Night Stand, der ihn im Anschluss zu verfolgen scheint die guten Ratschläge seiner Freunde, die ihm mit guten Ratschlägen zur Seite stehen wollen …

Eigene Meinung:
Mit dem sommerlichen, leichten Roman „Big Blind – Alles im Spiel“ veröffentlichte Tim Spohn eine weitere Geschichte im Self Publishing. Nachdem er mit dem ersten Band „Der Fluch des Noah Lindt“ – Trilogie eher fantastische Wege einschlug, präsentiert er nun einen alltäglichen Roman, der zwar ebenfalls in Berlin, jedoch in einem ganz anderen Umfeld spielt. Lediglich hin und wieder glaubt man kurze Überschneidungen zu entdecken, beispielsweise die Fabrikanlage, in der David und seine Freunde wohnen, und die stark an die Bruchbude von Noah erinnert, in der im „Faustus-Institut“ gegen Dämonen kämpfen darf.

Im Zentrum stehen die queeren Mitbewohner der WG und dessen Freunde, die alle ihre eigenen kleinen und großen Probleme haben: Sinem und ihr Cousin Berkan wollen sich nicht vor ihrer türkischen Familie outen, Freddy kämpft gegen seine konservativen Eltern, die ihn von seinen Geschwistern fernhalten möchten und Davids bester Freund Nick kämpft gegen den Fluch des Alters. Im Gegenzug dazu ist das einzige Problem, mit dem sich David herumschlagen muss, sein ewiges Single-Dasein und ein stark ausgeprägtes Helfersyndrom, das dafür sorgt, dass er seinen Freunden stets zur Seite steht und von dem auch Kai profitiert, als er ohne Zimmer dasteht. Später werden noch seine Gefühle für Kai ein Problem, da David glaubt bei dem heterosexuellen Mann keine Chance zu haben. Dieser Konflikt und die sich entwickelnde Beziehung zwischen David und Kai sind der zweite Handlungsschwerpunkt. In diesem Zusammenhang geht es bei „Big Blind“ ein wenig expliziter zur Sache, sprich David und Kai landen durchaus miteinander im Bett.
Alles in allem ist die Geschichte jedoch sehr flach, bietet nur wenige Höhepunkte und ist ziemlich vorhersehbar. „Big Blind“ ist eher eine Soap Opera, die durch die Charaktere lebt, als dass es eine spannende oder dramatische Handlung gibt, bei der man mitfiebert.

Die Charaktere sind sehr realistisch und authentisch beschrieben. Da das Buch aus Davids Sicht geschrieben ist, hat man recht schnell einen Draht zu ihm und erlebt die Ereignisse hautnah. Auch die Nabenfiguren sind gut umgesetzt, die Probleme der anderen WG-Mitbewohner machen den Roman plastischer und lebendiger. Die Geschichte dreht sich nicht nur um David, sondern auch um die Nebenfiguren, was durchweg positiv ist. Allerdings laufen Charaktere wie Berkan und Freddy dem eigentlichen Helden der Geschichte den Rang ab, da man mehr Interesse daran hat, herauszufinden, wie es Berkan und Sinem mit ihrer türkischen Großfamilie ergeht und was aus Freddy wird. So sympathisch David ist und so sehr man ihm ein Happy End gönnt, im Laufe der Zeit wachsen einem die übrigen Figuren mehr ans Herz. Vielleicht plant der Autor ja irgendwann eine Fortsetzung, mit Schwerpunkt auf einer anderen Figur der queeren WG (was eine schöne Reihe werden könnte).

Stilistisch ist Tim Spohns Schreibstil Geschmackssache. „Big Blind“ liest sich flüssig, allerdings sind die Sätze und Passagen dieses Mal sehr umgangssprachlich geraten. Was bei „Das Faustus-Institut“ bereits auffiel, ist im vorliegenden Gay Romance verstärkt vorhanden und stört mitunter den Lesefluss. So sehr es zu Davids (Ich-)Perspektive passt, es liest sich teilweise schleppend, zumal sich einige Sätze ein wenig gestelzt anhören. Das mag nicht jedem gefallen, insbesondere da sich dieses Mal mehr Fehler eingeschlichen haben.

Fazit:
„Big Blind“ ist ein netter Gay Romance für zwischendurch, der vorwiegend mit lebendigen, sympathischen Charakteren punkten kann. Inhaltlich hätte es mehr sein können, ebenso gibt es einige stilistische Mängel. Wer ein Werk von Tim Spohn lesen will, sollte zum „Faustus-Institut“ greifen, da dieses wesentlich spannender und interessanter ist. Leser die Romane mit expliziteren Szenen mögen, sind mit „Big Blind“ wahrscheinlich glücklicher – in dieser Beziehung passiert in „Big Blind“ einfach mehr.

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