[ROMAN] Die Scherben seiner Seele von Jayden V. Reeves

Autor: Jayden V. Reeves
Taschenbuch:  580 Seiten
ISBN: 978-3961039821
Preis: 9,99 EUR (eBook) / 22,95 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Nachdem Riley dem Tod Nathanaels beiwohnen musste, flieht er in seine Heimat Irland und versucht dort nicht komplett den Halt zu verlieren. Doch das tiefsitzende Trauma, das er erlitten hat, sowie ein alter Feind aus seiner Vergangenheit als Drogensüchtiger und Kleinkrimineller lassen ihn nicht zur Ruhe kommen. Zudem sinnt er auf Rache an dem Mann, der ihm alles genommen hat – Nathanaels Bruder. Sein Wunsch nach Gerechtigkeit treibt ihn unweigerlich wieder in die Kreise zurück, denen er zu entkommen versucht und zeigt einmal mehr, dass er den brutalen Strukturen des organisierten Verbrechens wenig entgegen setzen kann…

Eigene Meinung:
Lange mussten Leser*innen auf die Fortsetzung des Debüts „Der steinerne Garten“ von Jayden V. Reeves warten, doch im Dezember 2020 erschien endlich der Abschluss der Duologie unter dem Titel „Die Scherben seiner Seele“ im Rediroma-Verlag. Die Handlung setzt dort an, wo Band 1 endete und führt die Geschichte um Riley weiter – es empfiehlt sich nicht nur, „Der steinerne Garten“ zu kennen, sondern ihn im Vorfeld noch einmal gelesen zu haben, wird doch sehr direkt auf Szenen und Dialoge Bezug genommen.

Die Geschichte ist um einiges düsterer und fordernder, denn als Leser*in bekommt man es mit einem zutiefst verstörten und psychisch labilen Menschen zu tun, der mit einem erschreckend großen Berg an Problemen zu kämpfen hat. Man ist hautnah bei Riley und erfährt noch mehr über seine Ängste, Sorgen und Probleme, die zumeist in Ereignissen seiner Vergangenheit begründet liegen. Während der erste Teil den Fokus auf Nathanael gelegt hat und beleuchtete, wie Riley seine Homosexualität entdeckte und dabei einem grundlegend anders denkenden Menschen näherkam, liegt dieses Mal das Hauptaugenmerk auf Rileys Kampf gegen schier übermächtige Gegner – Nathanaels mächtigen und intelligenten Bruder und die mafiahafte Bande, der er einst angehörte. Auch dieses Mal lässt sich der Autor Zeit und legt Wert darauf die Geschehnisse sehr ausführlich darzulegen und gerade Rileys psychische Probleme entsprechend genau zu beschreiben. Auch in den gewalttätigen und expliziten Szenen schlägt sich das nieder, denn Jayden V. Reeves hat die Tendenz alles bis ins kleinste Detail zu beschreiben. Gerade zartbesaiteten Leser*innen könnte das eventuell zu viel sein. In diesem Zusammenhang sollte man auf jeden Fall die Triggerwarnungen des Verlags vor massiver physischer, psychischer und sexueller Gewalt ernst nehmen, denn Riley wird in einem Maße gefoltert, der nicht jedem liegt.

Die Charaktere sind wie auch im Vorgängerband sehr authentisch und realistisch gezeichnet. Man lernt Riley noch besser kennen und muss mit Erschrecken feststellen, wie psychisch labil er eigentlich ist. Es fällt schwer zu glauben, dass er in der Lage war, jemanden wie Nathanael aufzufangen und sich um ihn zu kümmern, denn dieser war das genau Gegenteil von ihm – auf Strukturen, Ordnung und feste Abläufe bedacht, all das, was Riley Buchanan im Grunde nicht ist.
Die Nebenfiguren sind ebenfalls gut gezeichnet und sind authentisch und greifbar gestaltet – vor allem Rileys Schwester Rachel, die trotz aller Widrigkeiten immer für ihren Bruder da ist und sich weder von seiner Vergangenheit noch von seiner schroffen Art abweisen lässt. Sehr schön ist auch, dass der Autor Nebenfiguren aus dem ersten Band wieder auftauchen und die Handlung aktiv mitgestalten lässt, darunter Rileys Ex und sein Bruder. Sie alle spielen zum Ende hin eine wichtige Rolle und entwickeln sich, ähnlich wie Riley, massiv weiter.

Stilistisch legt Jayden V. Reeves keine leichte Kost vor – im Gegenteil. Als Leser*in muss man sich auf ein sehr düsteres, brutales Werk einstellen, denn der Autor macht es seinen Figuren alles andere als leicht. Dabei hat er ein Händchen für sehr eingehende, detailliert beschriebene Szenen, die stilistisch ein wenig an die Thriller von Tanja Meurer erinnern, sind Figuren und Handlung doch ähnlich in Szene gesetzt und die beschrieben. Wer Band 1 mochte, dem wird auch die Fortsetzung gefallen, allerdings wünscht man sich, dass der Autor einige Dinge weniger explizit beschrieben hätte, denn gerade die folterhaften Szenen sind irgendwann zu viel und sorgen dafür, dass man das Buch gefrustet zuklappen möchte. Man braucht Zeit, um gerade diese Beschreibungen sacken zu lassen, daher sollte man „Die Scherben seiner Seele“ lesen, wenn man für Geschichte und Beschreibungen bereit ist. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, genügend Zeit einzuplanen – das Buch ist nichts für Zwischendurch.

Fazit:
Mit „Die Scherben seiner Seele“ legt Jayden V. Reeves einen würdigen, passenden Abschluss seiner Diologie vor und offenbart den Leser*innen endlich, wie es mit Riley und Nathanael weitergeht. Dabei schlägt er dieses Mal wesentlich düstere und brutalere Töne an, bei denen man sich definitiv die Triggerwarnungen vorab genau durchlesen sollte. Das Buch ist definitiv nichts für Zartbesaitete. Ansonsten legt der Autor sehr authentisch gezeichnete, realistische Figuren vor, die man sehr gut nachvollziehen kann, eine spannende, teils erschreckende Geschichte, die durchaus zu fesseln weiß und weiß, wie man mit Worten umgeht. Gerade seine Beschreibungen sind sehr bildhaft und wissen zu fesseln. Wer düstere Thriller mit authentischen Figuren mag und sich nicht daran stört, dass mitunter sehr explizite physische, psychische und sexuelle Gewalt vorkommt, der sollte einen Blick riskieren – jedoch auf jeden Fall mit „Der steinerne Garten“ beginnen, denn um die Geschichte zu verstehen, muss man mit dem ersten Band einsteigen. Insgesamt 3,5 Sternchen, aufgerundet auf 4.

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