[ROMAN] Fünfzehn Tage sind für immer von Vitor Martins

Autor*in: Vitor Martins
Übersetzer*in: Svantje Volkens
Taschenbuch:  288 Seiten
ISBN: 978-3846601518
Preis: 6,99 EUR (eBook) / 12,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Felipes Leben ist bestimmt von Selbstzweifeln und Unsicherheiten, denn er fällt allein aufgrund seines Gewichtes aus dem Rahmen – er ist dick und hat daher vor allem in der Schule mit Mobbern und auf der Straße mit schiefen Blicken zu kämpfen. Dass er schwul ist, weiß daher auch nur seine Mutter. Doch zu Beginn er Winterferien ändert sich alles, als sein Kindheitsschwarm Caio für 15 Tage bei ihnen im Apartment einzieht, da dessen Eltern ihn nicht allein in der Wohnung lassen sollen. Für Felipe eine Katastrophe, doch schon bald erkennt er, dass Caio seine eigenen Probleme hat – und dass Felipe dick ist Caio überhaupt nicht stört …

Eigene Meinung:
Mit dem Jugendbuch „Fünfzehn Tage sind für immer“ legt der brasilianische Autor, Illustrator und Übersetzer Vitor Martins sein Debüt vor. Das Buch erschien 2017 in Brasilien, nun liegt es erstmals in deutscher Übersetzung beim One Verlag (Luebbe) vor. Es ist eines der wenigen Bücher, die eine dicke, queere Figur ins Zentrum rücken, denn gerade im queeren Buchmarkt gibt es selten Figuren, die aus der Norm fallen.

Die Geschichte wird aus Felipes Sicht erzählt, der sich selbst als fett und unansehnlich beschreibt und kaum etwas Positives an sich findet. Er hat ein gespaltenes Verhältnis zu seinem Körper, was auch für ein mangelndes Selbstbewusstsein und viele Unsicherheiten sorgt. Für ihn sind viele alltägliche Dinge unmöglich – mit anderen Menschen sprechen, seine Meinung vertreten, sogar schwimmen hat er sich verboten, da er die Blicke von Fremden nicht aushält. Als der gleichaltrige Caio, der in seinem Apartmentkomplex lebt und in den er schon immer verliebt ist, über die Ferien zu ihnen zieht, dauert es lange, bis er den Mut findet, sich nach und nach zu öffnen. Und noch länger, bis er begreift, dass Caio trotz seines schlanken Körperbaus selbst ein Außenseiter ist und mit eigenen Problemen zu kämpfen hat. Doch je mehr Tage vergehen, desto wohler fühlt sich Felipe in seiner Haut und desto mehr Mut findet er, um sich selbst zu akzeptieren.
Vitor Martins legt ein unsagbar wichtiges und lange überfälliges Jugendbuch vor, in dem sich Leser*innen wiederfinden können, die körperlich nicht der Norm entsprechen. Die zentralen Themen sind Body Positivity, Familie, Freundschaft und Liebe, aber auch Mobbing und Ausgrenzung –der Autor setzt diese sehr authentisch und einfühlsam in Szene. Man kann sich sehr gut mit Felipe identifizieren (ganz besonders wenn man selbst dick ist und sich in der ein oder anderen Szene widerfindet). Trotz der schwierigen Themen und entsprechender Szenen ist Vitor Martins Roman eine lockerleichter, positiv stimmender Sommerroman, in dem Felipe am Ende nicht nur sein Glück findet, sondern auch lernt sich selbst zu akzeptieren.

Die Figuren sind sehr realistisch und authentisch in Szene gesetzt und große Sympathieträger – seien es Felipe und Caio, Caios beste Freundin oder Felipes herzensgute Mutter. Die wenigen, eher negativ behafteten Charaktere kommen nur am Rande vor, was bedeutet, dass man nur wenig über sie erfährt. Der Fokus liegt ganz klar auf Felipe und seinen Problemen, doch auch Caio lernt man sehr gut kennen. Vitor Martins hat ein Händchen für realistische Jugendliche, die den heutigen Zeitgeist einfangen und widerspiegeln.

Stilistisch legt der Autor ein lockerleichtes, solide geschriebenes Jugendbuch vor, das trotz der schwierigen Themen mit einer positiven Grundstimmung und Botschaft aufwartet. Die Geschichte wird aus Felipes Sicht erzählt, man ist stets nah bei ihm, erfährt alles über seine Gedanken und Gefühle. Wie der Titel vermuten lässt, erstreckt sich die Geschichte über 15 Tage, in denen die/der Leser*in Felipes Entwicklung nachverfolgen kann und man sich sicher sein kann, dass Felipe stärker und selbstsicherer hervorgehen wird.

Fazit:
„Fünfzehn Tage sind für immer“ von Vitor Martins ist ein enorm wichtiges Jugendbuch mit einem dicken Helden, das schon lange überfällig war. Der Autor greift wichtige Themen wie Body Positivity, Familie, Freundschaft und Liebe auf, legt den Fokus aber nicht nur auf die klassischen LGBTIQA* Themen, wie Coming Out etc., sondern vorwiegend auf Probleme, mit denen man als dicker Mensch im Alltag zu kämpfen hat. Trotz aller Unsicherheiten, mit denen Felipe zu kämpfen hat, sieht die/der Leser*in ihn wachsen und begleitet ihn auf seinem Weg, sich selbst akzeptieren. Wer authentische, queere Jugendbücher mag, wird um Vitor Martins‘ Debüt nicht herumkommen – bleibt zu hoffen, dass es bald mehr Bücher gibt, in denen Diversität in der Form groß geschrieben wird. Zu empfehlen …

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