Künstler*in: Theo Parish
Übersetzer*in: Sandra Knuffinke, Jessika Komina
Hardcover: 224 Seiten
ISBN: 978-3743218024
Preis: 9,99 EUR (eBook) | 20,00 EUR (Hardcover)
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Story:
Als Kind ist Theos Welt noch in Ordnung, denn das Geschlecht spielt dank der sehr offenen Familie nur am Rande eine Rolle. Erst in der Schule fällt es Theo schwer, sich mit dem binären System und der Rolle als Mädchen anzufreunden, denn Kleider fühlen sich unpassend an. Der Besuch auf einer Comic-Con als männlicher Charakter wirft die Frage auf, ob Theo überhaupt weiblich ist, denn als Junge fühlt sich alles richtiger und authentischer an. Doch schon bald keimt die Frage auf, ob das Geschlecht überhaupt eine Rolle spielt?
Eigene Meinung:
Die autobiographische Own-Voice Graphic Novel „Homebody“ aus der Feder von Theo Parish erschien erstmals im Frühjahr 2024 bei HarperAlley und kam in Deutschland im Herbst 2024 bei Graphix Loewe auf den Markt. Das Hardcover umfasst 224 weitestgehend monochrom gestaltete Seiten und zeigt Theos Suche nach der eigenen Geschlechtsidentität in sechs Kapiteln.
Die Geschichte beginnt in Theos Kindheit und als Leser*in begleitet man Theo auf dem Weg zu seinem wahren Ich, was aufgrund der Umwelt und der Gesellschaft nicht immer leicht ist, denn die binären Geschlechtervorstellungen überwiegen in nahezu allen Lebensbereichen. Für Theo bedeutet das, sich zeitweise in eine Rolle hineinzwängen zu lassen, ,mit der Theo sich nur bedingt wohlfühlt. Es dauert, bis Theo feststellt, dass sier nicht nur trans und sondern auch nonbinär ist. Zum Glück hat Theo eine verständnisvolle Familie und einen sehr offenen Freundeskreis, die sier unterstützen und auf dem Weg zum wahren Ich begleiten.
Der/die Künstler*in wählt dabei die Metapher eines Hauses (Homebody), um den Leser*innen das Gefühl des Zuhauseseins näher zu bringen und deutlich zu machen, wie unwohl man sich fühlen kann, wenn der Körper nicht zur eigenen Identität passt. Dabei geht Theo Parish sehr gefühlvoll, sensibel und authentisch vor, so dass man sich gut in die Geschichte und Theo hineinversetzen. Insgesamt kann man Theos Weg sehr gut nachvollziehen, egal ob man selbst trans und/oder nonbinär ist, und mehr über sich selbst herausfinden möchte; oder ob man sich mit dem Thema Trans und Nonbinarität auseinander setzen möchte. „Homebody“ bietet einen guten Einblick in das Leben eines Menschen, der sich in der gängigen binären Welt nicht wiederfindet und was es bedeutet, sier selbst zu sein.
Stilistisch ist „Homebody“ zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, denn gerade die Darstellung von Theo als Haus fühlt sich ungewohnt an, doch mit der Zeit kommt man gut mit den Zeichnungen zurecht – zumal die Metapher des Hauses wichtig für das Verständnis von „Homebody“ ist. Theo Parish hat einen recht einfachen, kindlichen, manchmal etwas groben Stil, der die Geschichte passend begleitet ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu drängen. Die monochromen Farben, die vorwiegend in rosa, violett und blau gehalten sind greifen die Farben der Transflagge gekonnt auf, was sehr gut zum Inhalt der Graphic Novel passt.
Fazit:
„Homebody“ ist eine gelungene, authentische Graphic Novel über Trans-Identität und den Weg zum eigenen Ich, das für Jugendliche und Erwachsene geeignet ist, die sich mit dem Thema beschäftigen wollen. Theo Parish greift eine Vielzahl von wichtigen Punkten auf, die sehr gut in die Handlung eingewoben werden: Transidentität, Nonbinarität, Familie, Freundschaft und der Weg zum eigenen Ich – zumeist dargestellt durch die Metapher des Körpers als Haus. Die monochromen Illustrationen in den Farben der Transflagge geben der Geschichte um Theo einen passenden Rahmen. Wer auf der Suche nach Büchern / Graphic Novels zum Thema Trans-Identität ist, wird an Theo Parishs Autobiografie nicht vorbeikommen – zu empfehlen.