[ROMAN] Verschwörung der Templer von Jutta Ahrens

Autor: Jutta Ahrens
Taschenbuch: 592 Seiten
ISBN: 978-1520442891
Preis: 2,99 EUR (eBook) / 12,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Deutschland, beginnendes 13. Jahrhundert. Mehrere Kreuzzüge sind gescheitert und haben Tod, Leid und Armut mit sich gebracht. Die Bevölkerung ist müde und hat kaum noch Interesse an den Sorgen der Kirche, die das Heilige Land erobern und die Ungläubigen ausrotten will. Für den angehenden Templer Ocatvien und den Mönch Emmanuel ein untragbarer Zustand. Um das Volk zu motivieren begeben sie sich auf die Suche nach einer Reliquie, die die Templer einst ausgegraben haben sollen und die als neues kirchliches Symbol die Hoffnung wecken soll. Doch was sie finden, ist wesentlich gefährlicher und erschütternder als alles, was sie sich erhofft hatten und zieht sie mitten in eine Intrige, die gegen die Kirche gesponnen wird …

Eigene Meinung:
Mit dem historischen Roman „Verschwörung der Templer“ legt Jutta Ahrens einmal mehr ein gut recherchiertes und aufwendig ausgearbeitetes Werk vor, das nicht geradlinig läuft, sondern sehr vielschichtig und komplex daherkommt, weil es auf mehreren Ebenen abläuft und verschiedenen Charaktere beleuchtet. Wie bei auch bei den anderen Romanen der Autorin lernt man viele verschiedene Figuren und deren Probleme kennen und erhält einen sehr umfassenden Einblick in die historische Epoche des 13. Jahrhunderts. weiterlesen…

[CHARAKTERINTERVIEW] Aryon und Merodan aus “Anamarnas Prophezeiung”

Dieses Interview ist mitten in “Anamarnas Prophezeiung” angesiedelt, sprich Nicht-Kenner des Buches werden ein wenig gespoilert. Ich empfehle daher vorab die Geschichte um Lukir, Aryon und all die anderen Figuren zu lesen, bevor man sich das Interview anschaut. Wem dafür die Zeit fehlt, dem sei versichert, dass sich Spoiler in Grenzen halten und die Einleitung genug preisgibt, um dem Gespräch folgen zu können. Ich wünsche euch viel Spaß mit Aryon und Merodan – es war kein leichtes Interview, aber ich hoffe, es macht euch ebenso viel Spaß, wie ich hatte 😀

Aryon wälzte sich unruhig hin und her. Er hatte einen sehr eindringlichen und höchst merkwürdigen Traum gehabt, und der beschäftigte ihn nun. Das Dumme daran war, dass er nicht ganz sicher war, ob es sich nur um einen Traum oder doch um ein echtes Erlebnis gehandelt hatte. Von der Festung auf dem Himmelshügel war ein Mann zu ihm gekommen, der sich Morphor nannte und behauptete, ein Unsterblicher zu sein. Er hatte ihm prophezeit, es werde eine Person aus der Zukunft bei ihm auftauchen, die ihn und Merodan befragen werde. Er solle ihre Fragen wahrheitsgemäß beantworten und auch Merodan davon überzeugen. Das würde ihn in seiner Mission weiterbringen.

Aryon fluchte leise vor sich hin. Diese verdammte Mission und dieser verstockte Tadramane! Merodan befand sich am Hof König Jahangirs als Geisel, und Taswinder, der undurchsichtige Magier, hatte ihn überredet, sich Merodan zum Freund zu machen, damit er biegsamer wurde und sich den Wünschen Jahangirs beugte. Aryon hatte eingewilligt. Schließlich war es keine schlechte Sache, sich jemanden zum Freund zu machen. Er war davon überzeugt, dass er mit seinem heiteren Gemüt schnell zu ihm durchdringen werde. Doch dann hatte sich Merodan als eine sehr harte Nuss erwiesen. Bis jetzt hatte er bei dem Dickschädel noch keinen Erfolg aufzuweisen. Dabei war der Tadramane ein Schmuckstück von einem Mann, das Aryon gern besessen hätte, aber leider kalt wie ein Gletscher.

Und nun hatte ihn dieser Traum heimgesucht. Eine Person aus der Zukunft, die Fragen stellen wollte. Irgendwie versponnen. Aryon war der Magie begegnet und selbst ein unsterblicher Bluttrinker geworden. Seltsames war ihm also nicht fremd. Aber konnte jemand in die Vergangenheit zurückkehren? Das erschien ihm absurd, und schon aus diesem Grund konnte es nur ein Traum gewesen sein. Schade eigentlich, dachte er. Es wäre nicht von Übel, wenn die Befragung den Tadramanen etwas auftauen würde. Dann würden sie vielleicht mehr als nur Freunde werden …

Aryon seufzte, verbat sich diese unkeuschen Gedanken und stieg aus dem Bett. Inzwischen war es dunkel geworden und Zeit, Merodan wieder einmal aufzusuchen. Noch wollte er nicht aufgeben. Als er vor seiner Tür stand, den Schlüssel schon in der Hand, kam eine Frau auf ihn zu, die er noch nie im Palast gesehen hatte. Sie trug sehr ausgefallene Kleidung, aber ihre Haltung war selbstbewusst, also konnte sie keine Dienerin sein.

»Guten Abend. Ich bin die Juliane.«

Sie reichte ihm die Hand, und Aryon wusste nicht, was das sollte. Zögernd ergriff er sie.

»Du bist Aryon, nicht wahr? Ich bin geschickt worden, dir und deinem Freund da drin ein paar Fragen zu stellen. Bist du bereit?«

Aryon traf fast der Schlag. Dann hatte er das alles doch nicht geträumt. Das war sie also, die Person aus der Zukunft. Und ausgerechnet eine Frau!

»Ich – äh – ich habe irgendwie mit dir gerechnet, aber ich konnte es nicht glauben. Wer hat dich denn geschickt?«

»Sagen wir, eine Stimme aus der Vergangenheit. Nun schließ schon auf. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Ich muss noch andere befragen.«

»Ach ja? Wen denn? Warum denn?«

»Weil es mein Beruf ist. Und nun vorwärts. Ich stelle hier die Fragen.«

Aryon zuckte mit den Schultern und steckte den Schlüssel ins Schloss. »Na, wenn du meinst. Aber ich warne dich. Mit Merodan ist nicht gut Kirschen essen.«

Als sie eintraten, saß Merodan auf dem Bett und las. Als er aufsah und die Frau neben Aryon erblickte, hätte er beinah das Buch fallen lassen. »Was ist denn das für ein neuartiger Einfall von dir, mich bis aufs Blut zu reizen?«, fauchte er.

“Kein neuartiger Einfall, Merodan. Ich wurde geschickt, um einige Dinge in Erfahrung zu bringen, die im Laufe der Zeit verloren gehen würden.” Juliane sah sich nach einem Platz um, auf dem sie ihre Schreibunterlagen ablegen konnte.

Aryon nickte Merodan aufmunternd zu. “Da hat sie recht. Auf diese Weise kannst du mit deinen Taten sogar unsterblich werden.”

“Das haben bei mir in Norvarun die Chronisten erledigt, aber Frauen waren niemals darunter. Die Erde soll mich verschlucken, bevor ich meine Worte einer Frau anvertraue.”

“Na, das sind ja tolle Aussichten«, sagte Juliane und zückte eine Feder. »Aber ich versuche mein Bestes. Die Chronisten in Norvarun haben schließlich nicht die Möglichkeit, deine Zeit hier festzuhalten.« Sie überflog ein kurzes Stück Text und fügte hinzu: “Ganz besonders die über deine Freundschaft zu Aryon.”

Merodan schnaubte höhnisch. “Habe ich Freundschaft gehört? Ein Freund verhält sich anders. Der macht sich nicht zum Knecht eines Magiers, der würde mir zur Flucht verhelfen.”

Aryon räusperte sich etwas ungehalten. Das konnte ja noch gut werden. “Du langweilst mich, Merodan. Dieses Lied hast du schon oft genug gesungen. Juliane hat recht. Niemand sonst wird über deine Geiselhaft berichten, und es liegt bei dir, wie der Bericht ausfällt. Bedenke, wie viele Leute das lesen werden. Wenn du Juliane verärgerst, könnte sie ja auch schreiben, dass du unentwegt auf den Knien um Gnade gewinselt hast.”

Ein Grinsen huschte über Julianes Gesicht, denn das war in der Tat ein verlockender Gedanke. “Eine Flucht würde doch einem stolzen Krieger wie dir gar nicht gut zu Gesicht stehen. Bedenke, was die Leute sagen könnten und wie lange du bei Aryon in der Schuld stündest.” Sie hob die Feder und notierte etwas. “Wie behandelt man dich hier? Gibt es, außer der Tatsache, dass du den Raum nicht verlassen kannst, etwas zu beanstanden?”

Merodan warf ihr einen misstrauischen Blick zu. Man sah es ihm an, dass er sich überwinden musste, bevor er antwortete: “Man behandelt mich wie ein einen kostbaren Vogel, der bitteschön singen soll. Aber solange er im Käfig sitzt, wird er nicht singen.”

“Das heißt man befragt dich?” Sie schielte zu Aryon. “Ist das deine Aufgabe?”

“Nein, man versucht, mich zu beeinflussen. Ausgerechnet durch den da. Ein einfältiger Bauernbursche, der noch nichts von den Schlechtigkeiten der Menschen weiß und der keine Ahnung hat, wie man mit ihnen umgehen muss.”

“Ist dem so, Aryon?”, fragte Juliane, während sie hektisch die ersten Antworten niederschrieb.

“Lächerlich! Frag ihn doch mal, wie ich mit ihm umgegangen bin. Er bildet sich viel ein auf seine Stärke, aber ich war es, der ihm die angemessene Demut vor meiner Kraft beigebracht hat.”

“Ja, mithilfe von Magie.”

“Na und? Jeder nutzt die Mittel, die ihm zu Gebote stehen. Also steig herunter von deinem hohen Ross und antworte vernünftig auf Julianes Fragen.” Aryon blinzelte zu ihr hinüber. “Mich kannst du alles fragen, natürlich bis auf das, was ich nicht preisgeben kann.” Er grinste.

Juliane wiegte den Kopf. “Ihr seid wie Katz und Maus – schwierig, da den Fettnäpfchen auszuweichen. Aber ein bisschen weniger Arroganz stünde dir ganz gut, Merodan. Ich denke nicht, dass es in deinem Sinn ist, wenn die Nachwelt dich als streitsüchtigen, kleinlichen Mann in Erinnerung behält, der erst um sich beißt, bevor er nachdenkt. Wieso glaubst du, dass Aryon es böse mit dir meint? Weil er dich schon einmal besiegt hat?”

“Ich sagte es bereits, er ist nicht böse, er ist einfältig, weil er glaubt, ich würde auf seine schmeichlerischen Worte hereinfallen. Und die sollen nur bewirken, dass ich alles vergessen soll, was mich ausmacht, und mit meinen Feinden, den Abbaranen, den Bruderkuss tausche.«  Er warf Juliane einen scharfen Blick zu. “Darf ich dir dazu auch eine Frage stellen?”

“Sicher darfst du Fragen stellen.” Juliane warf ihm einen neugierigen Blick zu.

“Weshalb glaubst du, haben sie ausgerechnet Aryon zu mir geschickt? Na, was meinst du? Du bist doch eine kluge Frau, nicht wahr?“

“Die Frage hast du dir doch selbst schon beantwortet.  Weil er nicht böse ist und es ehrlich mit dir meint. Wenn du mal deine Vorurteile beiseite schiebst und anfängst, tiefer zu sehen, würdest du mitbekommen, dass Aryon nicht dein Feind ist”, sagte Juliane und beobachtete die beiden ungleichen Männer. »Dann würdest du auch erkennen, dass Aryon es ehrlich mit dir meint. Und dass er dich gern als Freund gewinnen würde.” Mit einem Flüstern fügte sie hinzu: “Wenn nicht mehr …”

Merodan kniff die Augen zu einem Spalt zusammen. “Wenn nicht mehr?”, zischte er. “Was willst du denn damit andeuten?”

Juliane räusperte sich. “Naja, es ist schon ziemlich offensichtlich …” Sie deutet auf Aryon und sah ihn auffordernd an. “Willst du dich nicht dazu äußern?”

Aryon errötete leicht. Was ihn anging: Er war schon bei ihrer ersten Begegnung bereit gewesen, aber Merodan sah ihn viel zu giftig an, als dass er es gewagt hätte, ihn jetzt schon offen zu reizen.

“Na los, antworte der Dame!”, höhnte Merodan. “Sie hat dich etwas gefragt.”

Aryon hüstelte. “Also gut. Der Magier kennt meine Neigung, vielleicht hat er sie mit einkalkuliert. Merodan ist ein sehr schöner Mann, und ich bin auch nicht gerade unansehnlich.”

Merodan wich gleich zwei Schritte zurück. “Neigung? Welche Neigung? Und was kümmert dich mein Aussehen?” Er sah Juliane entsetzt an. “Kannst du mir sagen, was er damit sagen will?”

Juliane tippte mit ihrer Feder aufs Papier. Sie sah ein, dass es wohl kaum zu einem Interview kommen würde, da hier andere Dinge wichtiger waren. “Also ich finde, dass Aryon sehr offen und direkt war. Was für eine Antwort brauchst du denn noch? Er bevorzugt die Gesellschaft von Männern.” Sie deutete zum Bett hinüber, um alle Missverständnisse auszuräumen. “Und er hat dir gerade gesagt, dass er dich gutaussehend findet und …” Sie ließ den Satz offen.

Merodan hob die Hände. “Soll das heißen, ich soll mich von einem Mann berühren lassen?” Seine Stimme, die sonst immer sehr beherrscht herüberkam, überschlug sich fast.

“Ist das ein so schrecklicher Gedanke für dich?” Sie räusperte sich. “Um ehrlich zu sein, passt eine Frau noch weniger zu dir. Die verachtest du schließlich mehr als Männer.”

“Was nicht heißt, dass sie nicht nützlich sind. Auch im Bett.”

Aryon hatte mit so einer Reaktion gerechnet und schaute wie unbeteiligt zur Decke.

»Wundervoll, worauf du eine Frau reduzierst. Da kann ich mich ja geehrt fühlen, dass du mit mir redest.”

Merodan konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. “Das habe ich doch schon zu Anfang durchblicken lassen.” Dann wurde er plötzlich unruhig, ging zum Fenster und wieder zurück. “Männer liegen mir tatsächlich mehr”, murmelte er wie zu sich selbst. “Allerdings …”

“Allerdings?”

“Darüber will ich nicht sprechen.”

Aryon verschränkte die Arme. “Ach! Hast du ein Geheimnis? Das würde ich auch gern kennenlernen. Na sag schon! Juliane geht sowieso nicht, bevor sie nicht alles von dir weiß.”

“Gibst du alles preis von dir?”

“Ich bin nur ein einfältiger Bauernbursche, völlig uninteressant für Juliane – im Gegensatz zu dir, tapferer Krieger und stolzer Tadramane!”

“Verhöhnen kann ich mich allein. Glaub nicht, dass ich ein Wort davon vergessen werde.”

“Wann? Wenn wir erst richtig dicke Freunde sind?”

“Träum weiter.” Merodan starrte Juliane unschlüssig an. “Also, was willst du wissen?”

“Was du grad nicht sagen willst. Du hast da eben eine Andeutung gemacht, über die wir gern ausführlicher unterrichtet werden möchten. Männer liegen dir also mehr als Frauen …?«

“Als Gesellschaft meinte ich. Und einmal, da gab es einen Mann – ich dachte, er sei mein Freund, aber er wollte etwas ganz anderes von mir, etwas Unaussprechliches. Ich meine, wenn man es mit einem Mann, statt mit einer Frau macht, dann ist es das.”

Aryon verdrehte die Augen. “Man kann es auch kompliziert ausdrücken.”

Juliane sah verwirrt zu Merodan. “So ganz konnte ich dir jetzt auch nicht folgen. Ist es was? Unehrenhaft? Verboten?”

“Beides würde ich sagen. Es ist so – so unnatürlich, oder nicht?”

“Hm … wenn du Liebe als etwas Unnatürliches ansiehst, dann wahrscheinlich schon. Aber ich persönlich finde nicht, dass es unnatürlich ist.”

“Unnatürlich, doch vor allem gefährlich. Du sprichst von Liebe, das ist mir fremd. Sprechen wir lieber von Begierde. Und wenn ein Mann einen anderen begehrt, dann ist er ihm ausgeliefert, dann ist er der Schwächere. Aber ein Mann erträgt es nicht, wenn ihn seine Gefühle einem anderen Mann unterlegen machen. Das ist ein unerträglicher Zustand. Mit einer Frau kann das gar nicht erst eintreten.”

Juliane überdachte seine Antwort und schüttelte den Kopf. “Du widersprichst dir teilweise. Einerseits ist dir die Liebe fremd, andererseits sprichst du davon, dass die Gefühle dafür sorgen, dass man unterlegen ist. Kannst du dir nicht vorstellen, gleichberechtigt zu sein – weder über- noch unterlegen?”

“Nein!” Merodan presste die Lippen zu einem Strich zusammen.

“Mir scheint, du hast so etwas bereits erlebt”, murmelte Aryon. “Sonst würdest du diesen Zustand gar nicht kennen.”

Juliane machte einige Notizen auf ihrem Blatt. “Hat Aryon recht? Du hast da was angedeutet, Merodan …”

“Ich deute gar nichts an. Ich weiß einfach, wie es läuft.”

“Und du denkst, weil du einmal etwas Schlechtes erlebt hast, wird es immer so sein? Ziemlich engstirnig, findest du nicht auch? Heißt es nicht auch hier, dass man gleich wieder aufs Pferd steigen soll, wenn man abgeworfen wurde?” Juliane sah sich auf der Suche nach etwas Wasser im Raum um. Allmählich wurde ihre Kehle vom Diskutieren trocken.

Während Aryon sofort einen Krug aus der Ecke holte und ihr einschenkte, schien Merodan durch sie hindurch zu starren. “Nicht ich wurde vom Pferd geworfen”, flüsterte er. “Ich stieß ihn aus dem Sattel. Ich habe es getan, weil ich …” Er zögerte und warf Aryon einen vorsichtigen Blick zu. “Weil ich merkte, dass ich ihm sonst das ganze Pferd überlassen würde. Er hatte mich angefasst, und ich wusste, wenn ich das weiterhin dulde, bin ich verloren. Wir trennten uns im Zorn. Er glaubte, ich würde ihm nie verzeihen, aber er irrte sich. Ich konnte es mir nicht verzeihen, dass ich es genossen hatte.” Merodan holte tief Luft. “So, das ist die Wahrheit. Jetzt habt ihr beide endlich euren Willen. Hast du das alles auch gut aufgeschrieben, damit die ganze Welt über mich lachen kann?”

Juliane nickte Aryon dankend zu und trank einen Schluck. “Warum sollte die Welt über dich lachen? Ein wahrer Herrscher ist auch in der Lage, sich Fehler einzugestehen und zu versuchen sie wieder gut zu machen.” Sie legte die Feder beiseite. “Und ich habe bisher kaum etwas aufgeschrieben, weil du erstmal zu dir selbst finden musst, bevor du überhaupt Fragen beantworten kannst.”

Aryon grinste nur. “Danke, Juliane, dass du Merodan gegenüber so feinfühlig bist. Jetzt kann ich mir ja doch noch Hoffnungen machen?” Er blinzelte Merodan zu.

“Bilde dir keine Schwachheiten ein, Angorner!”, schnaubte Merodan. “Das fehlte noch, dass ich mich dir ausliefere.”

“Wenn ich dich morgen besuche, komme ich nackt zu dir, dann werden wir ja sehen, wie standhaft du bist.”

“Lieber hänge ich mich an meinem Gürtel auf.”

“Aber bitte erst danach.”

Merodan sah Juliane an. “Was sagst du als Frau zu diesem unkeuschen Ansinnen? Würdest du das dulden, wenn dich plötzlich ein nackter fremder Mann besuchte?”

Juliane biss sich auf die Unterlippe um ein Lachen zu unterdrücken. “Um ehrlich zu sein, würde mich das nur bedingt stören. Aryon ist wirklich ein gutaussehender Mann, Aber für mich wäre das nichts – ich bevorzuge doch eher den Körper einer Frau. War das nicht feinfühlig, Aryon?”

Aryon schlug sich die Hand vor die Stirn. “Auch das noch! Merodan muss ja glauben, vor einem Abgrund zu stehen. Hättest du ihm das nicht schonender beibringen können?”

Merodan schaute lediglich verblüfft. “So etwas gibt es auch?”

“Irgendwann läuft auch mir die Zeit weg, Aryon. Ich habe nicht unbegrenzt Zeit – also warum um den heißen Brei herumreden?” Sie erhob sich und trat einige Schritte auf Merodan zu. “Warum sollte es das nicht geben? Frauen können, wenn sie sich verlieben,  dabei durchaus das eigene Geschlecht bevorzugen.”

Merodan wich vor ihr zurück. “Ach so, naja, das habe ich nicht gewusst. Ganz Khazrak scheint ja ein Pfuhl der Sündhaftigkeit zu sein.”

“Sagen wir, ein Ort des unverkrampften Vergnügens”, schlug Aryon vor. “Und du wirst auch nicht als Geisel sterben, ohne vorher von mir geküsst zu werden. Jetzt bin ich zuversichtlich, dass du doch noch eine große Zukunft vor dir haben wirst. Dein Eis schmilzt so langsam.“

“Na dann habe ich ja doch etwas erreichen können, auch wenn ich kaum Fragen stellen konnte.” Juliane grinste Aryon zu.

“Ist es so, wie Juliane sagt?”, fragte Aryon.

Merodan verschränkte die Arme und drehte sich um. “Weiß nicht, habe gar nicht hingehört.”

Aryon zwinkerte Juliane zu. “Was hältst du davon?”

“Ich denke, Merodan hat heute viel von sich preisgegeben, aber du kennst ihn ja. Da wirst du noch viel Geduld aufbringen müssen, aber ich bin mir sicher, dass es sich lohnen wird.” Sie erhob sich lächelnd. “Ich muss allmählich zurück. Allzu lange darf ich in dieser Zeit nicht verweilen.” Sie beobachtete die beiden ungleichen Männer und hatte das gute Gefühl, dass sie sich trotz allem ein wenig nähergekommen waren. “Ich wünsche euch einen schönen Tag und morgen noch einen Besseren.” Sie zwinkerte Merodan zu. “Danke, dass ich für kurze Zeit hier sein durfte,  ohne dass du mich erwürgt hast.«

»Das hätte ich getan, wenn Aryon dich nicht mit seiner Magie beschützt hätte.«

Aryon lächelte milde. «Danke, Juliane, dass du gekommen bist. Du hast damit mehr bewirkt, als ich in all den Tagen, wo ich mich vergeblich an dem Eisberg abgearbeitet habe.” Er wandte sich an Merodan: “Hast du gehört? Juliane muss gehen. Ich bringe sie hinaus.”

“Wünsche noch einen schönen Tag”, knurrte Merodan.

“Na dann, bis morgen.”

“Aber nicht nackt.”

“Soll ich denn wiederkommen?”

Es trat eine Stille ein. Dann brummelte Merodan etwas. Aryon fragte Juliane: “Hast du verstanden, was er gesagt hat?

Sie grinste. “Es hat sich nach “Ja, bitte” angehört.”

[ROMAN] Anamarnas Prophezeiung von Jutta Ahrens

Autor: Jutta Ahrens
Taschenbuch: 691 Seiten
ISBN: 978-1520459851
Preis: 2,99 EUR (eBook) / 16,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Nachdem dem Magier Lukir all seine Kräfte verloren wurden und man ihn aus dem Inselreich Lyngorien verbannt hat, fängt er in Achlad ein neues Leben an. Doch es hält ihn nicht lang bei der einfachen Bevölkerung, wenngleich er sich als Talmane (Heiler) einen Namen gemacht hat. Lukirs Ziele liegen darin, seine Macht zurückzugewinnen und er schreckt auch nicht vor einem riskanten Selbstversuch zurück, der ihn zu einem nachtwandelnden Bluttrinker macht, der fortan nicht mehr altert. Jahrzehnte wandert er durch die Länder und zieht eine Spur aus Leichen hinter sich her, bis er im Kampf den jungen Aryon ebenfalls zu einem Bluttrinker macht. Fortan ist auch Aryon gezwungen in der Nacht zu wandeln, allerdings findet er mithilfe seines Freundes Rymor heraus, dass es Alternativen zum Bluttrinken gibt.

Das Schicksal will es, dass es beide Männer in Khazrak, in die Hauptstadt des Abarranenstammes verschlägt, wo Lukir auf den Magier Taswinder trifft, der ebenfalls auf Lyngorien. Während sich Lukir als Heiler durchschlägt, erhält Aryon den Auftrag sich um die Geisel Merodan zu kümmern – einen verstockten jungen Mann, der jeden als Feind ansieht. Mit der Zeit wird Taswinder zu einem immer größeren Problem, denn den abtrünnige Magier sehnt sich nicht nur nach Unsterblichkeit, er ist auch auf der Suche nach magischen Steinen, die dem Besitzer schier unendliche Macht verleihen. Schon bald müssen Lukir, Aryon, Merodan und Rymor zusammenarbeiten, um dem größenwahnsinnigen Taswinder Einhalt zu gebieten …

Eigene Meinung:
Mit „Anamarnas Prophezeiung“ legt Jutta Ahrens eine knapp 800 Seiten starke Fantasy-Trilogie vor, die ein Spinoff der Fantasy-Saga „Lacunars Fluch“ ist. Beide Geschichten spielen in derselben Welt (die glücklicherweise nicht von den typischen Fantasyrassen – Zwerge, Elfen, Orks – bevölkert wird), allerdings liegt der jeweilige Fokus auf verschiedenen Charakteren, ebenso spielen die Geschichten zu unterschiedlichen Zeiten. Man kann sie also problemlos getrennt voneinander lesen. weiterlesen…

[ROMAN] Kianusch der Perser von Jutta Ahrens

Autor: Jutta Ahrens
Taschenbuch: 394 Seiten
ISBN: 978-1520442556
Preis: 2,99 EUR (eBook) / 9,99 EUR (Taschenbuch)
Bestellen: Amazon

Story:
Der arrogante, selbstverliebte Perser Kianusch fristet ein Dasein in Wohlstand innerhalb der sicheren Mauern Babylons. Das ändert sich, als er von dem Oberpriester Gaumata beauftragt wird, eine Reihe von Morden aufzuklären, die die unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten treffen. Zunächst ist Kianusch überhaupt nicht begeistert, doch mit der Zeit fängt er Feuer für seinen Auftrag. Dabei lernt er den Gaukler Aschkan kennen, ebenso den „König“ von Bit-Charuru Manu – ohne zu ahnen, welch dunklen Geheimnisse die beiden Männer haben. Während sich Kianuschs Verhalten grundlegend ändert und er sich mehr und mehr zu Manu hingezogen fühlt, stößt er nicht nur auf eine Sekte aus Dämonenanbetern sondern auch auf ein weitreichendes politisches Komplott, dass sich bis ins Königshaus erstreckt …

Eigene Meinung:
Wer historische Romane mit schwulen Helden sucht, kommt an Jutta Ahrens nicht vorbei. Bereits in den 90er Jahren erschien mit „Der König von Assur“ ein Roman, der sich in vielerlei Hinsicht von der breiten Masse abhebt. Mit „Kianusch der Perser“ kehrt sie in die vorchristliche Zeit zurück und bringt, basierend auf historischen Dokumenten, einen spannenden Kriminalfall zu Papier. weiterlesen…

[ROMAN] Dunkle Schatten von Rhys Ford

Autor: Rhys Ford
Taschenbuch: 300 Seiten
ASIN: B01GP58JDS
Preis: 5,14 EUR (eBook)
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Story:
Der drogensüchtige Kismet kann schon immer albtraumhafte, blutrünstige Schattenwesen sehen, denen er nur während eines Drogenrauschs entfliehen kann. Dass seine neuen Drogen die Visionen eher verstärken und ihn nach und nach auf die Seite hinter dem Schleier ziehen ahnt er nicht, ebenso wenig, dass die vier apokalyptischen Reiter auf ihn aufmerksam werden, bringt er doch ein fragiles Gleichgewicht in Gefahr. Doch auch andere Unsterbliche entwickeln ein gesteigertes Interesse an Kismet, denn der Mensch hat sich durch den neuen Drogencocktail weiterentwickelt und wird mehr und mehr zum Unsterblichen. Schon bald liegt es an den Reitern den jungen Mann zu schützen, wobei Colm alias Pestilenz schon bald ein tiefergehendes Interesse an Kismet entwickelt …

Eigene Meinung:
„Dunkle Schatten“ ist der erste Band der „Ink and Shadows“-Reihe von Rhys Ford und erschien bei Dreamspinner Press. Der Autor hat sich im Gay Genre bereits einen Namen gemacht – es liegen etliche Einzelromane und Reihen vor – teils auch in deutscher Sprache. Eine Fortsetzung von „Dunkle Schatten“ mag angedacht sein, ist bisher jedoch nicht in Sicht, dabei gäbe es durchaus genügend Potenzial und offene Punkte, um die Geschichte von Kismet und den vier Reitern fortzuführen. weiterlesen…

[ROMAN] Der ehrenwerte Dieb von James Buchanan

Autoren: James Buchanan
Taschenbuch: 360 Seiten
ISBN: 978-3960890683
Preis: 5,99 EUR (eBook) | 12,95 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Nachdem der Einbrecher und Dieb Caesar Serrano mitbekommt, dass er eine leidenschaftliche Nacht mit dem LAPD Officer Nathan Reilly verbracht hat, nimmt er sich vor, den gutaussehenden Mann nicht mehr wiederzusehen. Als er jedoch bei einem Beutezug in einer Villa auf kinderpornografische Fotos stößt, wendet er sich an Nathan der ihm seine Unterstützung verspricht. Gemeinsam gehen sie zur Polizei, wo Caesar für seine Aussage einen Deal mit der Staatsanwaltschaft heraushandeln kann. Kurz darauf überschlagen sich die Ereignisse, denn die Villa gehört nicht nur einem hohen Tier der Polizei, jemand versucht auch Caesar auszuschalten, um dessen Aussage vor Gericht zu verhindern. Gemeinsam mit Nathan, der von seinem Vorgesetzten zu Caesars Leibwächter berufen wird, flieht der junge Dieb aus der Stadt …

Eigene Meinung:
James Buchanan ist einer der bekanntesten englischsprachigen Autoren im Gay-Genre und hat sich mit Dutzenden Reihen und Einzelbüchern einen Namen gemacht. Mit „Der ehrenwerte Dieb“ legt deadsoft erstmals eines seiner Werke in deutscher Sprache vor. weiterlesen…

[ROMAN] Ich gebe dir die Sonne von Jandy Nelson

Autor: Jandy Nelson
Hardcover: 480 Seiten
ISBN: 978-3570164594
Preis: 13,99 EUR (eBook) / 17,99 EUR (Hardcover)
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Story:
Die Zwillinge Noah und Jude sind unzertrennlich, bis Jude Make-Up, Kleider und Jungs für sich entdeckt und ihr Bruder sich in seine Traumwelten zurückzieht, nur noch für das Malen lebt und sich in den Nachbarsjungen Brian verliebt. Wenige Jahre später reden sie kaum noch miteinander und haben nach Hausen hin die Plätze getauscht – aus der Draufgängerin Jude ist eine introvertierte Außenseiterin geworden, die auf eine Kunsthochschule geht; Noah hat sich angepasst, das Malen aufgegeben und sich selbst hinter einer Mauer versteckt.

Erst als Jude sich entschließt bei dem Steinhauer Garcia ein Praktikum zu machen und sie auf den charismatischen Fotografen Oscar trifft, bröckeln die Fassaden und offenbaren Geheimnisse, die das Leben von Jude, Noah und deren Familie auf den Kopf stellen – und mit etwas Glück zurück in normale Bahnen lenken …

Eigene Meinung:
Mit „Ich gebe dir die Sonne“ erschien der zweite Roman von Jandy Nelson bei cbj, wo ihr Debüt „Über mir der Himmel“ ebenfalls erhältlich ist. Das vorliegende Buch befand sich mehrere Wochen in den Bestsellerlisten und erhielt mehrere Auszeichnungen und Preise. Die Filmrechte wurden bereits an Warner  Bros. verkauft. weiterlesen…

[ROMAN] Der Klippenspringer von Barbara Corsten

Autor: Barbara Corsten
Taschenbuch: 392 Seiten
ISBN: 978-3960890539
Preis: 13,95 EUR (Taschenbuch) / 5,99 EUR (eBook)
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Story:
Der junge Kroate Ante verbringt sein Leben in Angst und Schrecken, ist er doch anders als die anderen Männer des kleinen Fischerdorfes. Von Gleichaltrigen gejagt und verprügelt, während die dörfliche Gemeinschaft wegsieht, schöpft er Hoffnung als er den Klippenspringer Kristijan besser kennenlernt und sich in diesen verliebt. Doch obwohl seine Gefühle erwidert werden, haben die beiden keine Chance. Die Angriffe auf Ante werden schlimmer, bis dessen Mutter schließlich nur einen Ausweg sieht – die Flucht nach Zagreb, wo ihr Sohn das Glück hat zu sich selbst zu finden und endlich Freunde findet, die ihn so akzeptieren wie er ist. Während Ante endlich zu sich selbst findet und sich ein neues Leben aufbaut, kann er seine erste Liebe Kristijan nicht vergessen, von dem er sich verraten fühlt …

Eigene Meinung:
„Der Klippenspringer“ ist ein dramatisches, sehr tiefgründiges Buch von Barbara Corsten und erschien im Dezember 2016 im deadsoft Verlag. Nach „Trust – Eine Frage des Vertrauens“ ist dies der zweite Roman der Autorin. weiterlesen…

[LIKE A DREAM] Vorstellung Karo Stein

Hallo in die Runde,

letzte Woche konnte ich leider keinen Autoren präsentieren – dafür gibt es heute ein Interview mit Karo Stein, deren Geschichte die Anthologie einläutet :)

Erzähl ein bisschen was über dich. Wo kommst du her? Was für Hobbys hast du?Schreibst du Hauptberuflich oder hast du einen „Brot-Job“?
Ich lebe mit meiner Familie in Quedlinburg, einer kleinen, geschichtsträchtigen Stadt am östlichen Harzrand. Seit ungefähr drei Jahren schreibe ich hauptberuflich und genieße diese Möglichkeit sehr. Neben meiner Familie und dem Schreiben häkle ich gern, liebe es mit Papier zu basteln und probiere allgemein gern neue Ideen und Basteltrends aus. Seit letztem Jahr habe ich einen Garten. Mit den Händen in der Erde zu buddeln, ist beinahe berauschend. Außerdem kann ich endlich im Sommer im Freien schreiben. Als Ausgleich zur Familie und zum Schreiben mache ich orientalischen Tanz. Seit sechs Jahren leite ich meine eigene Gruppe, mit der ich viel Spaß habe. weiterlesen…

[ROMAN] Das andere Ende der Brücke von Elisa Schwarz

Autor: Elisa Schwarz
Taschenbuch: 568 Seiten
ISBN: 978-3960890379
Preis: 14,95 EUR (Taschenbuch) | 6,99 EUR (eBook)
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Story:
Seit Patricks Ehemann bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, besteht das Leben des Fotografen aus Tristesse, Traurigkeit und Einsamkeit. Statt sich helfen zu lassen, verkriecht er sich oder versucht auf unorthodoxe Art und Weise mit dem Schmerz in seinem Innern klar zu kommen. Erst als er zufällig Zeuge eines Angriffs betrunkener Rechtsradikaler auf einen Fahrradfahrer wird, reißt Patrick aus seiner Lethargie und zwingt ihn dazu sich mit dem Tod seines geliebten Mannes auseinander zu setzen. Dabei stehen ihm nicht nur neue und alte Freunde zur Seite, nach und nach ist er auch wieder in der Lage sein Herz zu öffnen und einer neuen Liebe Platz zu machen – auch wenn ein steiniger Weg vor ihm liegt …

Eigene Meinung:
Mit „Das andere Ende der Brücke“ legt Elisa Schwarz nach „Eigentlich …“ ihren zweiten Roman bei deadsoft vor. Dabei schlägt sie dieses Mal eher ernste Töne an, denn es geht um Trauerbewältigung und die damit einhergehenden Verlustängste und psychischen Probleme. Daher ist „Das andere Ende der Brücke“ wesentlich dramatischer als ihr Debüt. weiterlesen…