[ROMAN] we fell in love in october von Inka Lindberg

Autor*in: Inka Lindberg
Taschenbuch:  348 Seiten
ISBN: 978-3969760284
Preis: 9,99 EUR (eBook) / 15,00 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Lisa hat genug von ihrem eintönigen Leben in einem bayrischen Dorf, das sie zu ersticken scheint, und den übergriffigen, anzüglichen Bemerkungen ihres Chefs. Kurzerhand schmeißt sie ihre Ausbildung zur Bankkauffrau und setzt sich in einen Bus nach Köln. Ohne Papiere und Handy landet sie als Couchsurfering in einer WG, dessen Bewohner*innen gänzlich anders ticken als jeder, den Lisa bis dahin kannte, ganz besonders die Tätowiererin Karla. Weit weg von ihrer Familie und ihrem Freund versucht sie herauszufinden, was sie in ihrem Leben eigentlich erreichen will und wofür sie wirklich brennt. Dass dazu auch Karla gehört, zu der sie sich mehr und mehr hingezogen fühlt, sorgt für mehr Probleme, als gedacht …

Eigene Meinung:
Mit dem Jugendroman “we fell in love in october” legt die Autorin Inka Lindberg ihre zweite Romanveröffentlichung vor. Das Buch erschien im Herbst 2022 im Verlag moon notes, der zum Verlagshaus Oetinger gehört. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, seit September 2023 liegt die Geschichte von Lisa auch als Hörbuch vor.

Die Geschichte wird aus Lisas Sicht erzählt, die mehr al unglücklich mit ihrem Leben ist – ihre Familie, ganz besonders ihre Mutter, scheint jede ihrer Entscheidungen zu treffen, ihr langjähriger, fester Freund setzt sich kaum mit ihren Problemen auseinander und die Ausbildung zur Bankkauffrau zehrt sie tagtäglich aus. Mit ihrer Flucht nach Köln, will Lisa endlich herausfinden, was sie wirklich werden will, doch auch hier bleibt sie lange in ihren festgefahrenen Denkmustern und Verhaltensweisen stecken. Das ist durchaus okay, denn die Autorin gibt Lisa genügend Zeit sich zu wandeln und nach und nach zu reifen, dennoch muss man als Leser*in damit leben, dass größtenteils nicht viel passiert. Sonderlich viel Spannung kann man nicht erwarten, da Lisa trotz allem recht behäbig ist und sich mit ihren Gedanken ständig im Kreis dreht. Dadurch wird auch die Liebesgeschichte zwischen ihr und Karla nicht wirklich greifbar – wirkliches Knistern gibt es nicht, ganz gleich, wie oft es erwähnt wird und wie sehr sich Lisas Gedanken um die Tätowiererin drehen. Allgemein bleibt Karla recht blass, denn sie scheint vorwiegend die Funktion zu haben, Lisa zu zeigen, dass sie nicht hetero ist, sondern zumindest bi. Dass Lisa für das Eingeständnis ihrer Sexualität hunderte Seiten braucht und sich dann urplötzlich daran erinnert, in ihre beste Freundin aus Kindertagen verliebt gewesen zu sein, sorgt für Unverständnis und Irritation. Wie kann man die erste Liebe einfach so vergessen und Monate brauchen, um sich einzugestehen, Gefühle für eine Frau zu haben?
All das sorgt dafür, dass sich die Geschichte zieht und man das Gefühl hat, kaum von der Stelle zu kommen. Auch die Tatsache, dass man den Eindruck hat, die Autorin wolle besonders viele queere Thematiken anschneiden, um möglichst viele queere Menschen anzusprechen, wirkt ein wenig unbeholfen, den zumeist wird es belehrend ins Buch gepackt – die naive, unwissende Lisa, die erstmal richtig über die queere Szene aufgeklärt werden muss.

Die Figuren sind durchaus realistisch und authentisch in Szene gesetzt – ganz besonders Lisa lernt man als Leser*in sehr gut kennen. Sie hat Ecken und Kanten, braucht lange, um Entscheidungen zu treffen und ist von ihrer Art her extrem anstrengend. Was genau Karla an ihr findet, kann man nur schwer nachvollziehen, denn für Außenstehende passen sie so gar nicht zusammen. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass man fast nichts über Karla erfährt, außer dass sie genderfluid ist und als Tätowiererin arbeitet. Auch die übrigen Figuren bleiben recht blass und scheinen nur dafür da zu sein, Lisa bei ihrem Selbstfindungstrip zu unterstützen.

Stilistisch legt de Autorin ein solide geschriebenes Buch vor, dem eine Straffung gut getan hätte. Die vielen Gedankenspiralen, in denen Lisa gefangen ist und die sich wiederholenden Überlegungen hinsichtlich ihres Lebens, ihrer Beziehung zu ihrem Freund und Karla sind mit der Zeit sehr anstrengend zu lesen und nehmen einer vom Prinzip ruhigen Geschichte erst recht den Schwung. Wer auf eine schöne, knisternde Liebesgeschichte hofft, wird enttäuscht werden, denn die Autorin schafft es nicht, die Gefühle zwischen Lisa und Karla nachvollziehbar aufzuzeigen. Hätte sich Lisa als asexuell und aromantisch geoutet, hätte das als Wendung glaubhafter geklungen, als ihre Gefühle für Karla. Auch der stets belehrende Unterton der Autorin hinsichtlich queerer Themen fällt leider störend ins Gewicht.

Fazit:
“we fell in love in october” ist ein Jugendbuch, das viel Potenzial hat und auch wichtige Themen anschneidet, jedoch nur wenig davon passend vermitteln kann, was vor allem an der unsicheren, nervigen Hauptfigur liegt. Das macht den Roman von Inka Lindberg leider sehr anstrengend zu lesen und so recht weiß man nicht, was die Autorin mit ihrem Roman eigentlich ausdrücken will – ist es eine Liebesgeschichte? Ein Buch, um Leser*innen über die LGBTQIA+ Szene aufzuklären? Oder ist es doch ein Coming-of-Age  Selbstfindungstrip? So recht funktioniert die Mischung nicht, was schade ist – das Buch hätte durchaus gut werden können, wenn man sich für eine Richtung entschieden hätte.

 

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