Autor*in: Rosie Talbot
Übersetzer*in: Ann Lecker
Taschenbuch: 416 Seiten
ISBN: 978-3743217362
Preis: 9,99 EUR (eBook) / 17,95 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Seitdem Charlie als Kind beinah an einer Meningitis gestorben ist, hat er beide Beine unterhalb der Knie verloren und kann Geister sehen. Diese Fähigkeit bringt jedoch etliche Nachteile mit sich, ganz besonders wenn er in eine Todesschleife stolpert und den Tod eines Wesens hautnah miterlebt – was im schlimmsten Fall seinen eigenen Tod bedeuten könnte. Daher versucht er die Tatsache so gut es geht zu ignorieren, um für die vielen Geister von York unsichtbar zu bleiben. Als jedoch immer mehr Geister verschwinden, kann er seine Fähigkeiten nicht länger ignorieren. Unterstützung bekommt er von Sam, der dieselben Fähigkeiten hat wie er und zudem latente Ansätze einer magischen Begabung zeigt. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach der Wahrheit und stolpern über grausame Experimente, deren Ursprung Jahrzehnte zurück liegt …
Eigene Meinung:
Mit dem Urban Fantasy Jugendbuch „Sixteen Souls“ legt die Autorin Rosie Talbot den ersten Band der „Souls“-Dilogie vor. Der Roman erschien im Herbst 2024 im Löwe Verlag, im Winter 2025 kam die Fortsetzung „Twelve Bones“ auf den deutschen Markt, in dem die Geschichte um Charlie und seine Freunde fortgeführt und beendet wird.
Die Autorin entführt Lesende das Städtchen York, in dem unzählige Geister alles Epochen umgehen. Teils wissen sie, dass sie tot sind, teils hängen sie in ihren Todesschleifen fest und sterben immer wieder. Für Charlie ist das Leben in der Stadt ein Spießrutenlauf, wenngleich er unter den Geistern inzwischen Freunde gefunden hat, die ihn unterstützen – Olli, der als Teenager gestorben ist und die Krankenschwester Heather. Im Gegenzug dazu hat er nur wenig Vertrauen zu seiner recht chaotischen Familie, die zwar für ihn da sind, jedoch nicht wirklich mitbekommen, was Charlie umtreibt und mit welchen Problemen er zu kämpfen hat. So ist er zu Beginn auf sich allein gestellt, wenn es darum geht mit den Geistern fertig zu werden, die in York umgehen, denn einer der großen Nachteile seiner Fähigkeit ist, dass Geister für ihn nicht unstofflich sind, sondern ihn berühren und schlimmstenfalls verletzen können. Das ändert sich als der mysteriöse Sam auftaucht, ein weiterer Seher, der jedoch sehr offen mit seiner Gabe umgeht und herausfinden möchte, warum Geister verschwinden.
Gemeinsam mit Charlie und Sam taucht man in Rosie Talbots Welt ein, die logisch aufgebaut ist und Lesende eine etwas andere Form der Geisterwelt präsentiert, auch wenn viele Dinge nicht neu sein dürften. Es macht Spaß den beiden jungen Männern auf ihrem Abenteuer zu begleiten, mit ihnen die Geheimnisse und Hintergründe herauszufinden und mitzubekommen, dass beide schon seit langem Teil der schrecklichen Ereignisse sind. Mit der Zeit kommen sich Charlie und Sam auch näher, was aufgrund der Ereignisse jedoch nur am Rande beschrieben wird. Wer Slow Burn Romance mag, wird diesen Teil der Geschichte mögen. Sehr schön ist auch die Tatsache, dass Charlies Behinderung immer wieder in die Geschichte einfließt, jedoch nicht übermäßig in den Fokus rückt – die Tatsache, dass er zumeist mit Prothesen unterwegs ist, vergisst man vollkommen, wenn er durch die Straßen Yorks zieht.
Die Figuren sind gut in Szene gesetzt, haben Ecken und Kanten und sind nicht immer zu durchschauen. Charlie, aus dessen Sicht man die Ereignisse verfolgt, lernt man am besten kennen – er ist zu Beginn sehr introvertiert, hat von Olli und Heather abgesehen, keine Freunde und bleibt lieber für sich. Das macht ihn etwas ruppig und nicht unbedingt zu einem Sympathieträger, aber es passt zu ihm und dem, was er erlebt hat. Sam wiederrum ist ein sonniger, offener Typ, der keine Probleme damit hat, wenn Leute ihn komisch anschauen. Er ist neugierig und offen für alles, was passiert.
Auch die übrigen Figuren sind gut in Szene gesetzt und geben Charlie und Sam einen passenden Rahmen. Seien es Olli und Heather, oder Charlies ehemalige Schulkameraden, mit denen er lange Zeit nicht gesprochen hat – sie alle sind wichtig und haben ihre eigene Persönlichkeit.
Stilistisch legt die Autorin ein gut geschriebenes, atmosphärisches Buch vor, das besonders mit stimmungsvollen Beschreibungen von York und teils humorvollen Dialogen punkten kann. Man taucht schnell in der Geschichte ein und begleitet Charlie bei seinen Abenteuern. Rosie Talbot weiß, wie man Spannung erzeugt und teilweise sensible Themen wie Mobbing und Ausgrenzung einfließen lässt, ohne den Fokus von der eigentlichen Handlung zu verlieren. Auch die Diversität in Form von sexueller Orientierung und Identität, Behinderungen, Inklusion und Ethnizität ist ein großer Pluspunkt von „Sixteen Souls“, da das Buch aus der breiten Masse heraussticht.
Fazit:
„Sixteen Souls“ ist ein gelungenes, atmosphärisches Jugendbuch, das durch eine interessante Weltgestaltung, eine spannende Geschichte und authentische Charaktere besticht. Rosie Talbot legt ein Jugendbuch voller Diversität vor, das Lust auf mehr macht – ganz gleich, ob man wissen will, welche Geheimnisse die Geisterwelt noch zu bieten hat oder ob man die Beziehung zwischen Charlie und Sam weiterverfolgen will. Dank der mitreißenden Beschreibung, der Wendungen und den vielen Geheimnissen, die enthüllt werden, bleibt es bis zum Ende spannend. Wer Bücher wie „Lockwood & Co“ mochte oder queere Urban Fantasy Jugendbücher mag, sollte sich die „Souls“-Dilogie nicht entgehen lassen. Zu empfehlen.