[ROMAN] A Midsummer’s Nightmare von Noah Stoffers

Autor*in: Noah Stoffers
Taschenbuch: 448 Seiten
ISBN: 978-3426530177
Preis: 12,99 EUR (eBook) / 16,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Als hätte Ari seit deren Coming-Out als nonbinärer, transmaskuliner Mensch und den anstehenden Prüfungen an einer Elite-Universität auf der schottischen Insel Hilma nicht genug um die Ohren, kann dey plötzlich Geister sehen und mit ihnen kommunizieren. Auch Aris Freund*innen scheinen übernatürliche Fähigkeiten zu entwickeln, die sie sich weder erklären können, noch wissen, was das für sie und ihr zukünftiges Leben bedeutet. Neben Lernsessions in der Bibliothek und Proben für das Shakespeare Stück „Ein Sommernachtstraum“ ergründen Ari und deren Freund*innen nach und nach, was mit ihnen passiert und welche Geheimnisse die Insel zu verbergen hat. Dabei stoßen sie nicht nur auf das ein oder andere Monster, ihr*e Gegner*in scheint auch vor Mord nicht zurückzuschrecken …

Eigene Meinung:
Mit „A Midsummer’s Nightmare“ erschien Anfang Februar 2024 ein neuer Roman von Autor*in Noah Stoffers beim Knaur Verlag. Der in Schottland spielende, queere Urban Fantasy Roman mit Dark Academia Vibes und Anleihen an Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ ist in sich abgeschlossen, wenngleich er durchaus Potenzial für eine Fortsetzung hat.

Die Geschichte setzt im letzten, prüfungsintensiven Trimester an der Elite-Universität Murray an  für Ari nun deren Freund*innen steht der Bachelor an, was viel Druck und einen hohen Prüfungsstress bedeutet. Die Tatsache, dass Ari Geister sehen kann, insbesondere den eines jungen Mädchens, macht dey zu schaffen, dennoch weiht dey deren Freund*innen nicht ein. Mit der Zeit wird jedoch deutlich, dass nicht nur Ari sich verändert, sondern auch deren bester Freund Ren, die kluge, toughe Rayna und der freiheitsliebende, ungezwungene Spross einer Adelsfamilie Jamie. Zudem scheint die Insel Hilma wie ein Tor zur Anderswelt zu wirken, denn die seltsame Zufälle häufen sich und gipfeln im Verschwinden von Jamies Freund Ben. Nach und nach kommen sie der Wahrheit auf die Spur, denn die Tatsache, dass Studierende verschwinden oder bei scheinbaren Unfällen zu Tode kommen, ist keine Seltenheit und scheint System zu haben.
Noah Stoffers entführt Leser*innen in eine Urban Fantasy Welt, die sich stark an die schottische Folklore und das Feenreich anlehnt, denn Fae haben einen großen Einfluss auf die Dinge, die auf der Insel Hilma passieren. Erst tauchen diese Elemente nur vereinzelt auf, verdichten sich jedoch im Laufe der Geschichte und gewinnen immer stärker an Präsenz. Das merkt man deutlich daran, wie sich Ren, Rayna und Jamie entwickeln und wie ihre übernatürlichen Fähigkeiten immer deutlicher zu Tage treten. Neben dem Hauptplot rund um die Geheimnisse der Insel, die Hintergründe des Murray Colleges und längst zurückliegende Vermissten- und Todesfälle, kommen auch queere Themen nicht zu kurz, denn obwohl Ari geoutet ist, hat dey mit den üblichen klischeehaften, konservativen Vorstellungen zu kämpfen. Diese Probleme fließen immer wieder am Rande ein ohne die eigentliche Geschichte zu überlagern – sie sind ein selbstverständlicher Teil von Aris Persönlichkeit ohne dass Noah Stoffers die eigentliche Handlung aus den Augen verliert. Es ist toll, dass Verlage mutiger werden und queere Repräsentation vorantreiben – mit Büchern, die von Own Voice Autor*innen geschrieben werden.

Die Figuren sind sehr authentisch und nachvollziehbar in Szene gesetzt – Ari ist ein*e starke*r, queere*r Protagonist*in. Leser*innen sind hautnah bei Ari, bekommen deren Ängste, Sorgen und Probleme mit und können sich sehr gut mit dey identifizieren. Es macht Spaß Ari auf deren Weg zu begleiten und mit dey die Geheimnisse der Insel zu ergründen. Auch deren Freunde sind sympathisch, wenngleich jede*r von ihnen Ecken und Kanten hat – Ren ist der liebe, gutmütige Freund, zu dem Ari mit der Zeit mehr als Freundschaft empfindet, Rayna die starke, bestrebte Studentin, für die die Prüfungen an erster Stelle stehen, ganz gleich welche Kräfte sie plötzlich entwickelt und Jamie nimmt die meiste Zeit nichts ernst, ist locker und wirkt mit seinem Schabernack mehr wie ein Feenwesen denn wie ein Mensch. Noah Stoffers hat eine Gruppe von Außenseitern auf eine fantastische Reise geschickt, bei der sich die verschiedenen Persönlichkeiten hervorragend ergänzen.

Stilistisch legt Noah Stoffers einen spannenden Urban Fantasy vor, der vor allem durch ansprechende, atmosphärische Beschreibungen, stimmungsvolle Dialoge und eine Vielzahl gelungener Wendungen besticht. Die Geschichte wird komplett aus Aris Sicht geschrieben, denn dey steht im Zentrum des Geschehens, weswegen man dey am besten kennenlernt. Einzig die Tatsache, dass man sich die fiktive, schottische Insel, insbesondere deren Größe und die Bewohner nur grob vorstellen kann, ist schade, denn trotz aller Beschreibungen fällt  es nicht leicht sich ein wirkliches Bild des Handlungsortes zu machen.

Fazit:
„A Midsummer’s Nightmare“ ist ein gelungener, atmosphärischer Urban Fantasy Roman, der durch eine spannende Handlung, starke queere Figuren und einem bildhaften Schreibstil besticht. Noah Stoffers gelingt es das Genre Dark Academia mit alten, schottischen Legenden über das Feenreich zu verknüpfen und die Held*innen nicht nur ihre eigenen übernatürlichen Fähigkeiten entdecken zu lassen, sondern sie auch auf die Suche nach den Geheimnissen der Insel und den Hintergründen zu unzähligen Vermissten- und Mordfällen zu schicken. Wer ungewöhnliche, queere Urban Fantasy Romane mag und wem Dark Academia Vibes gefallen, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren. Sehr zu empfehlen.

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