[ROMAN] Niemand wird sie finden von Caleb Roehrig

Autor: Caleb Roehrig
Taschenbuch:  416 Seiten
ISBN: 978-3570173343
Preis: 11,99 EUR (eBook) / 14,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Als Flynns Freundin January verschwindet, gerät der Jugendliche als erster in den Fokus der Polizei, schließlich war er in der Nacht vor ihrem Verschwinden mit ihr zusammen. Glücklicherweise hat Flynn ein Alibi, macht sich jedoch selbst auf die Suche nach Antworten, denn January hat sich seit ihrem Wechsel auf die neue Highschool seltsam benommen: immer wieder sagte sie Treffen ab und hat kaum noch Zeit für ihre alten Freunde gefunden. Nach und nach stößt er auf Ungereimtheiten, denn January hat viele Dinge verfremdet dargestellt oder Lügen erzählt, unter anderem über ihn, weswegen Flynn zunächst auf eisigen Widerstand stößt. Glücklicherweise bekommt er Unterstützung von Kaz, einem jungen Studenten, der Flynns Gefühlswelt gehörig durcheinanderbringt und droht sein dunkelstes Geheimnis auffliegen zu lassen.

Die Ereignisse überschlagen sich, als Januarys blutige Kleidung gefunden wird und Flynn herausfindet, wie korrupt, kaltherzig und erfolgsversessen Januarys Schwiegervater ist, der kurz vor der Wahl zum Senator steht und sich keinen Skandal leisten kann. Hat er January getötet, um etwas Schreckliches zu vertuschen oder ist der Mörder an ganz anderer Stelle zu suchen?

Eigene Meinung:
Der Jugendthriller „Niemand wird sie finden“ ist das Debüt des TV-Producers Caleb Roehrig. Das Buch erschien im Frühjahr 2017 beim cbj Verlag. Im kommenden Jahr erscheint sein Jugendroman „White Rabbit“ in den USA (erneut mit queerem Nebenplot), ob der Roman nach Deutschland kommt, ist derzeit noch offen.

Der Roman bietet gute Unterhaltung und ein hohes Spannungslevel, denn die Ereignisse finden im Laufe einer Woche statt. Man ist immer nah bei Flynn, der selbst die Sache in die Hand nimmt, und die Hintergründe zum Verschwinden seiner (Ex)Freundin herausfinden will. Dabei stößt er nicht nur auf die Intrigen und die dunklen Geheimnisse der neuen Familie Januarys – ihre Mutter hat erst vor kurzem geheiratet und ist mit January in einen wahren Palast gezogen – er muss sich auch mit seinen eigenen Geheimnissen auseinandersetzen, denn bisher hat er nicht einmal sich selbst eingestanden, dass er mit Mädchen nichts anfangen kann und er January in dieser Hinsicht belogen hat. Dabei ist ihm Kaz, der ehemalige Arbeitskollege Januarys, eine große Hilfe, denn er hat ebenfalls Interesse daran, herauszufinden, was mit der jungen Frau passiert ist.
Nach und nach findet Flynn heraus, was January widerfahren ist und wie falsch er in einigen Punkten gelegen hat, allerdings muss man sagen, dass die Geschichte zum Ende hin ein wenig konstruiert und vorhersehbar wirkt. Da hätte man durchaus mehr draus machen können. Dafür ist es schön, dass Flynn im Laufe der Handlung nicht nur den Mörder seiner (Ex)Freundin entlarvt, sondern auch lernt zu sich und seinen Gefühlen zu stehen, denn in dieser Beziehung entwickelt sich Flynn spürbar weiter.

Die Charaktere sind sehr authentisch und handeln in sich schlüssig – allen voran Flynn, dem man problemfrei den fünfzehnjährigen Jugendlich abnimmt, der Probleme damit hat, zu sich selbst und seinen sexuellen Präferenzen zu stehen. Er verstrickt sich lieber in Lügen, als ehrlich zu sein und versucht die meiste Zeit im Hintergrund zu bleiben und nicht aufzufallen. Erst im Laufe der Geschichte wird er mutiger und offener – er wächst sichtlich an den Aufgaben und Probleme, denen er sich stellen muss. Im Gegensatz zu ihm bleiben die übrigen Figuren fast ein wenig blass, wobei es auch nicht so viele aktiv handelnde Charaktere gibt – mit Ausnahme von Kaz, über den man durchaus ein wenig mehr erfährt. Auch January wird in Form von Rückblenden besser beleuchtet – man kann sie und ihre Ängste, Sorgen und Probleme sehr gut nachvollziehen, und versteht, was sie zu ihren Handlungen und Entscheidungen gebracht hat.

Stilistisch legt Caleb Roehrig ein solides, gut geschriebenes Debüt vor. Sein Schreibstil wirkt authentisch, ist nah an der Welt eines fünfzehnjährigen Teenagers und gut nachvollziehbar. Man ist stets nah bei Flynn, da aus seiner (Ich-)Perspektive geschrieben wird und man alles durch seine Augen wahrnimmt. Caleb Roehrig hat ein Händchen für Beschreibungen – gerade Flynns Gefühle sind gut nachvollziehbar und überzeugend in Szene gesetzt.

Fazit:
„Niemand wird sie finden“ ist ein spannender, gut geschriebener Jugendthriller, der durch authentische Charaktere und einen flüssigen Schreibstil besticht. Flynn ist ein sympathischer Held, der einem ans Herz wächst und im Laufe der schrecklichen Ereignisse erwachsen wird. Das Thema Homosexualität und Coming-Out nimmt einen gewissen Anteil der Geschichte ein, ohne von der Haupthandlung, der Suche nach January und der Jagd nach dem vermeintlichen Täter abzulenken. Wer Jugendthriller mag und keine Probleme mit den teils recht offensichtlichen Handlungselementen hat, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren.

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