Autor: Benjamin Alire Sáenz
Hardcover: 512 Seiten
ISBN: 978-3522202367
Preis: 13,99 EUR (eBook) | 16,99 EUR (Hardcover)
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Story:
Für den 17-jährigen Salvador stehen große Veränderungen ins Haus, denn das letzte Highschooljahr steht an und die Zeit der College-Bewerbungen beginnt. Doch im Gegensatz zu seiner platonischen Freundin Samantha, fühlt sich Sal noch nicht bereits, loszulassen und den nächsten Schritt zu gehen, insbesondere als seine Großmutter an Krebs erkrankt und die mexikanische Großfamilie seines schwulen Adoptivvaters vor große Hürden stellt. Zudem hat Salvador das Gefühl, die unzähmbare Wut in sich nicht kontrollieren zu können, was darin mündet, dass er öfters die Kontrolle verliert und zuschlägt. Die Frage, ob diese Gewaltbereitschaft nicht ein Erbe seines leiblichen Vaters ist, den er nie kennengelernt hat, beschäftigt ihn immer mehr – insbesondere als sein Ziehvater ihm einen Brief seiner Mutter übergibt. In dieser schwierigen Zeit findet Salvador Halt bei seiner Freundin Sam, die im Laufe der Geschichte ebenfalls einige Schicksalsschläge einstecken muss, dem schwulen Fito, dessen Leben eine reinste Katastrophe war, und seinen Vater, der unerwartet seine große Liebe Marcos wiedertrifft, was Salvador ebenfalls zum Nachdenken bringt …
Eigene Meinung:
Mit „Die unerklärliche Logik meines Lebens“ legt Benjamin Alire Sáenz ein weiteres Jugendbuch vor, das ein wenig an „Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums“ erinnert und thematisch in eine ähnliche Richtung geht, wenngleich das Thema Homosexualität und Coming-Out eher nebenbei behandelt werden. Es geht um die Entwicklung des jungen Salvador, um Freundschaft, Familie und der Zusammenhalt während schwieriger Zeiten.
Die Geschichte umfasst ungefähr ein Jahr aus dem Leben eines Jungen, der an der Schwelle zum Erwachsensein steht und damit hadert, den nächsten Schritt zu tun. Man spürte seine Unsicherheit und Ängste ganz deutlich, denn im Grunde fühlt sich Salvador noch nicht bereit, sein Heim und seine Familie zu verlassen und studieren zu gehen. Zudem kommt er nur schwer mit der Tatsache klar, dass seine Großmutter Krebs im Endstadium hat, seine beste Freundin Pläne für die Zukunft schmiedet und die Rückkehr des ehemaligen Partners seines Ziehvaters einiges durcheinanderwirbelt. Mit Fito rückt ein weiterer Freund an seine Seite, der zwar stark und eigenständig ist, jedoch dringend Hilfe braucht, um mit seinem Leben klarzukommen. Im Laufe der Monate müssen Salvador, seine Freunde und seine Familie einige Schicksalsschläge hinnehmen, die sie noch enger zusammenschweißen und den Zusammenhalt noch stärker festigen.
Benjamin Alire Sáenz erzählt in ruhigen Tönen vom Erwachsenwerden mit allem, was dazu gehört – innere Zerrissenheit, Unruhe, Ängsten, Sehnsüchte und Hoffnungen. Dabei muss sich nicht nur Salvador den Widrigkeiten des Lebens stellen, sondern auch Sam, Fito und Salvadors Vater Vicente. Sie alle haben ihr Päckchen zu tragen und reifen an den teils schrecklichen, teils schönen Ereignissen. Ein weiteres großes Thema ist Vicentes und Fitos Homosexualität, die vom Autor sehr angenehm und überzeugend dargestellt wurde – nämlich überraschend normal und vollkommen natürlich. Bis auf einige böse Bemerkungen und Kommentare von Nebenfiguren ist in „Die unerklärliche Logik meines Lebens“ kaum Homophobie zu finden, was bei einem Jugendbuch durchaus angenehm ist. Spannend ist in dem Zusammenhang natürlich Salvadors Sicht, der bei einem schwulen Mann aufgewachsen ist und ganz anders mit dem Thema umgeht, als viele seiner Schulkameraden. Dass Fito schwul ist, wird nur am Rande beleuchtet und nicht übermäßig stark behandelt, da es für Salvador einfach keine große Sache ist.
Die Figuren sind sehr gut in Szene gesetzt, wirken lebendig und sehr authentisch. Man kann sich sehr gut in Salvador, Fito und Sam hineinversetzen und begleitet sie gerne durch dieses ereignisreiche Jahr. Auch Salvadors Ziehvater und sein Partner Marcos sind sehr angenehme Figuren, die man schnell ins Herz schließt, insbesondere den sanften, gutmütigen Vicente, von dem man gerne mehr gelesen hätte. Nichtsdestotrotz fällt es schwer in Salvador einen fast erwachsenen, jungen Mann zu sehen, denn seine Denkweise und die Art, wie er behandelt wird, erinnern eher an einen Teenager mitten in der Pubertät. So wirkt er aufgrund seiner Handlungen und Sprache wesentlich jünger – als wäre er 14/15 (was wahrscheinlich auch der Grund dafür ist, dass Thienemann das Buch ab 13 Jahren empfiehlt). Es fällt dem Leser einfach schwer in ihm, Sam und Fito junge Erwachsene zu sehen, da sie sich zumeist nicht so verhalten. Erschwerend kommt hinzu, dass Salvador kaum Interesse an einer Beziehung hat, was ein wenig seltsam wirkt.
Stilistisch gibt es wenig zu bemängeln – Benjamin Alire Sáenz hat einen schönen, stimmungsvollen Schreibstil, der gut zur ruhigen, sich langsam entwickelnden Geschichte und den Charakteren passt. Gerade die Beschreibungen der Beziehungen zwischen den Figuren und der familiären Umstände sind sehr gut gelungen und entwickeln einen eigenen Sog. Viel Action und Spannung darf man nicht erwarten – „Die unerklärliche Logik meines Lebens“ ist ein reiner Entwicklungsroman, in dem das Erwachsenenwerden eines jungen Mannes in allen Lebenslagen beleuchtet wird.
Fazit:
„Die unerklärliche Logik meines Lebens“ ist ein gelungenes Jugendbuch von Benjamin Alire Sáenz, das nicht ganz an „Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums“ herankommt, diesem jedoch in vielen Punkten ähnelt. Wer ruhige, tiefgründige Jugendbücher mag und wem der Stil des Autors gefällt, der sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren – die Geschichte um Salvador, Samantha und Fito ist rundum gelungen und bietet einen schönen Einblick in die jugendliche Gefühls- und Gedankenwelt des Protagonisten. Zu empfehlen.