[ROMAN] Der Mondtränendieb von Michael Hamannt


Autor: Michael Hamannt
Taschenbuch:  184 Seiten
ISBN: 979-8801674933
Preis: 0,99 EUR (eBook) / 6,95 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Seit er denken kann, sehen andere aufgrund seiner feuerroten Haare ein schlechtes Omen in Will. Ein normales Leben ist unmöglich, so dass er sich als Dieb durchschlägt. Einzig seine Schwester hält zu ihm, doch diese war gezwungen sich in die Hände eines windigen Kaufmanns zu begeben. Nur wenn Will ihm die legendäre Mondträne aus dem Land der Feen bringt, soll das Mädchen die Freiheit erhalten. Trotz der Tatsache, dass er die Reise wahrscheinlich nicht überlebt, macht sich Will auf dem Weg und trifft im Reich der Feen auf den Krieger Leigh, der gar nicht so ist, wie man den Feen nachsagt. Auf ihrem Weg in die Hauptstadt der Feen, lernt Will Leigh nicht nur besser kennen, er beginnt auch sich zu verlieben …

Eigene Meinung:
Mit dem Roman “Der Mondtränendieb” legt Michael Hamannt seinen ersten Fantasyroman mit schwulen Helden vor. Der Autor hat bereits mehrere Romane – teils für Kinder und Jugendliche, teils für Erwachsene – veröffentlicht und ist sowohl als Verlagsautor, als auch als Selfpublisher erfolgreich. Die Geschichte um Leigh und Will ist in sich abgeschlossen, bietet aber Potenzial für weitere Abenteuer in der Welt, die der Autor sich ausgedacht hat.

Die Geschichte beginnt etwas holprig, denn man braucht ein wenig, um sich auf Will als Erzähler einzulassen – man erlebt alles aus seiner Sicht und erfährt erst nach und nach, welches Leben er führt und warum er auf dem Weg ins Reich der Feen ist. Mit der Zeit stellt man sich aber auf ihn ein und kann in die Geschichte einsteigen. Diese schreitet recht schnell voran, im Grunde geht es für einen Fantasyroman fast zu schnell – man hat den Eindruck die Handlung läuft nach festgelegten Punkten ab, die beschrieben werden, der Rest wird eher in wenigen Sätzen umrissen. Das können Tage sein, die nur in einem Nebensatz zusammengefasst werden, manchmal auch längere Zeiträume. Dadurch wirkt die Geschichte sehr gehetzt und man kann nicht wirklich tief eintauchen. Das wirkt sich auch auf die Welt aus – der Autor gibt sich Mühe eine fantastische Welt zu entwerfen, viele Rassen mit irrwitzigen Namen zu präsentieren und fremdartig klingende Orte zu erwähnen, die man eher durch Redewendungen und Vergleiche kennenlernt, aber das macht eine fantastische Welt nicht lebendiger. Man hat leider nicht den Eindruck, in diese Welt einzutauchen und diese wirklich zu erleben, denn nur eine Aufzählung von fantastischen Namen und Begrifflichkeiten macht keine Fantasy-Welt aus. Dazu sind mehr Beschreibungen notwendig, denn erst diese sorgen dafür, dass man in eine fremde Welt eintauchen und sie nachvollziehen kann. Bei “Der Mondtränendieb” hat man eher den Eindruck, dass der Autor möglichst viel Fantasievolles hineingepackt hat, ohne dass es zu einem stimmigen, nachvollziehbaren Gesamtbild kommt.
Die Liebesgeschichte läuft ebenfalls nach dem bekannten Muster ab – Will, der sein Interesse an Männern versteckt, da er nur schlechte Erfahrungen gesammelt hat, verliebt sich (natürlich) sofort in den gutaussehenden Krieger, der ihn gefangen nimmt. Das diese Gefühle irgendwann erwidert werden, ist nur bedingt nachvollziehbar, denn Will ist nicht gerade der perfekte Partner. Natürlich darf auch die Ex von Leigh nicht fehlen, um ein wenig Drama in die Liebesgeschichte zu bringen – wer hier etwas wirklich Neues erwartet, wird leider nicht fündig.

Die Figuren wirken recht stereotyp, was jedoch größtenteils der stark gestrafften Handlung geschuldet ist. Will wirkt nicht so recht greifbar, da er für das Leben, das er geführt hat, viel zu kindisch und unreif daher kommt. Man hat nicht den Eindruck, dass er wirklich auf der Straße aufgewachsen ist, zumal er Dinge tut, die keinen Sinn ergeben. So ist er verständlicherweise notorisch misstrauisch gegenüber anderen, glaubt aber, dass sich der Kaufmann an sein Wort hält, wenn er die Mondträne zurück bringt. Dafür ist er Leigh gegenüber beständig misstrauisch, obwohl dieser ihm bewiesen hat, dass man sich auf ihn verlassen kann. Viele Dinge, die passieren und handlungsrelevant sind, wären nicht möglich, wenn Will sich wirklich ein Straßendieb verhalte würde.
Leigh bleibt wiederrum recht blass, da man ihn nur durch Wills Augen kennenlernt – er ist der typisch gutaussehende, gutmütige Krieger, der Will mehr als einmal das Leben retten muss und eine Geduld an den Tag legt, die (egal wie oft Will ihn hintergeht) bewundernswert ist. Aus welchem Grund er sich in Will verliebt, ist vollkommen schleierhaft.

Stilistisch ist “Der Mondtränendieb” Geschmackssache – Michael Hamannt hat einen lockerleichten, rasanten und witzigen Stil, der jedoch nicht so recht zu einem High Fantasy Roman passt. Diese leben durch ausführliche Beschreibungen und Dialogen, die eher altertümlich klingen – etwas das dem Autor nicht gelingt, denn so ziemlich jeder Charakter nutzt eine sehr moderne Sprache und Begriffe, die in einem mittelalterlich angehauchten Fantasyroman nichts zu suchen haben. Zudem ist die Tatsache, dass Will sich mitunter an den/die Leser*in wendet und direkt mit ihnen kommuniziert gerade in einem Fantasyroman unüblich – man muss für sich entscheiden, ob man das mag.

Fazit:
“Der Mondtränendieb” ist ein queerer Fantasy-Roman mit etlichen Schwächen, der nur bedingt überzeugen kann. Gerade versierte Fantasyleser*innen werden mit dem modernen, auf Humor getrimmten Schreibstil ihre Probleme haben, ist er zu wenig detailliert. So wirkt weder die Welt lebendig und greifbar, noch die Figuren. Dafür schreitet die Handlung recht schnell voran, man hat leider das Gefühl, dass festgelegte Handlungspunkte abgearbeitet werden. Das ist schade, denn die Grundidee ist durchaus spannend und hätte Potenzial gehabt. Wer epische Fantasyromane mag, wird mit dem Roman nicht glücklich werden, wer neugierig geworden ist, sollte zumindest einen Blick in die Leseprobe werfen und entscheiden, ob der Schreibstil gefällt.

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