[ROMAN] Weinen möcht ich wie ein Kind von Jordan T. A. Wegberg

Autor: Jordan T. A. Wegberg
eBook:  335 Seiten
ASIN: B08YP7H8PY
Preis: 8,99 EUR (eBook)
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Story:
Der Kommissar Joris Eichendorf ist von Essen nach Berlin gezogen, um dort neu anzufangen. Er ist noch nicht einmal zum Auspacken seiner Kisten gekommen, da bekommt er seinen ersten Mordfall – die sechzehnjährige Danielle wird tot in einem Park aufgefunden. Schnell wird klar, dass sie auf einem Konzert ihrer Lieblingsband gewesen und dort verschwunden ist. Doch danach verlieren sich die Spuren, zumal es überraschend viele Personen gibt, die ein Tatmotiv haben könnten: eine Bekannte aus der Schule, die Danielle gemobbt hat und ebenfalls auf dem Konzert war, die Familie Klewa, deren vierjährigen Sohn das Mädchen betreut hat und bei denen sie überlegt hat, das Jugendamt einzuschalten und schließlich sogar die Mitglieder der Band, da sie ungewollt einen Unfall des Sängers auf der Bühne provoziert hat …

Eigene Meinung:
Mit dem Krimi “Weinen möcht ich wie ein Kind” legt Jordan T. A. Wegberg den ersten Band seiner neuen Reihe “Kommissar Eichendorf ermittelt” vor. Der Roman erschien (leider nur digital) im aufbau Verlag, neben dem eBook gibt es vom ersten Band auch eine Hörbuchfassung. Mit “So sternklar war die Nacht” liegt seit März 2022 bereits die Fortsetzung vor, weitere Bände sind in Arbeit. Der Autor ist hauptsächlich für seine Jugendbücher bekannt und konnte bereits mehrere Auszeichnungen gewinnen.

Die Geschichte entspinnt sich über wenige Tage und beleuchtet aus verschiedenen Perspektiven die Tage nach dem Mord an Danielle. Man begleitet die Ermittlungen, die vorwiegend von Joris und seinem Kollegen Bernd geführt werden, ist hautnah bei den Befragungen dabei und lernt alle handelnden Personen sehr gut kennen. Der Autor baut einen authentischen Kriminalfall auf, der zwar nicht unbedingt überraschen kann (gerade Leser*innen des Krimigenres haben recht schnell eine Vermutung, wer Danielle getötet hat), dennoch bleibt die Geschichte spannend und lässt den/die Leser*in nicht los. Sehr gelungen sind auch die Beschreibungen von Berlin – selbst wenn man die Stadt nur von Urlauben kennt, wird sie doch sehr lebendig beschrieben, so dass man das Gefühl hat, durch die Straßen zu gehen.
Die queere Komponente des Krimis kommt erst ganz am Schluss heraus, denn Joris Eichendorf hat seine Gründe Essen für immer hinter sich gelassen zu haben und einen Neustart in Berlin zu wagen. Man darf gespannt sein, ob dies in den Folgebänden eine größere Rolle spielt, denn es bietet auf jeden Fall eine Menge Potenzial zu Nebenhandlungen und möglicherweise auch Konflikten.

Die Figuren sind sehr authentisch und realistisch in Szene gesetzt – allen voran Joris Eicherdorf, der sehr ruhig, sensibel und bodenständig ist, und ein sehr feines Gespür für Menschen hat. Ihn scheint nichts aus der Ruhe zu bringen und er zieht keine voreiligen Schlüsse. Auch seinen Partner Bernd mag man, da er Joris sehr gut ergänzt und dieser ähnlich tickt wie Joris. Auch die übrigen Akteure lernt man sehr gut kennen, kann ihr guten und schlechten Seiten ausloten und ist gespannt, wie sie sich in den Folgeromanen entwickeln werden. Jordan T. A. Wegberg hat ein Händchen für lebendige, nachvollziehbare Charaktere.

Stilistisch gibt es wenig zu bemängeln – Jordan T. A. Wegberg hat einen sehr stimmigen, fesselnden Stil, der die Leser*innen fesselt und mitreißt. Einzig die vielen Perspektiven (immerhin gut 12 an der Zahl) muss man mögen, denn der Autor legt wert darauf, jede Figur (ach die Nebenfiguren) zu Wort kommen zu lassen. Sicherlich lernt man auf diesem Weg sowohl die ermittelnden Beamten, als auch die Zeugen und die potenziellen Täter besser kennen, doch nicht jedem liegen Romane mit derartig vielen Perspektiven – zumal es auch vorkommen kann, dass man aus der Geschichte gerissen wird, weil es einen Sprung zu einem Nebenschauplatz gibt. Das hat durchaus seinen Reiz und ergibt am Ende ein stimmiges Gesamtbild, doch wahrscheinlich wird nicht jeder warm damit. Wen das nicht stört bekommt neben tollen Ortsbeschreibungen, authentischen Ermittlungen und stimmigen Dialogen einen spannenden Krimi geliefert, der Lust auf mehr macht.

Fazit:
“Weinen möcht ich wie ein Kind” ist ein gelungener Auftakt der Berliner Krimi-Reihe “Kommissar Eichendorf ermittelt” von Jordan T. A. Wegberg und besticht durch realistische, nachvollziehbare Figuren, und einen soliden Schreibstil mit griffigen Dialogen und tollen Beschreibungen. Der Kriminalfall kann nicht ganz überraschen, dank der realistischen Ermittlungsarbeit macht es jedoch Spaß die Beamten zu begleiten. Wen die vielen Perspektive nicht stören, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren, zumal Joris Eichendorf von seiner ganzen Art her eher ungewöhnlicher Ermittler ist. Zudem darf man gespannt sein, wie es ihm nach Preisgabe seines Geheimnisses in Berlin ergeht. Wer Krimis mag sollte einen Blick riskieren.

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