[ROMAN] So sternenklar war die Nacht von Jordan T. A. Wegberg

Autor: Jordan T. A. Wegberg
eBook:  449 Seiten
ASIN: B09R21MR63
Preis: 8,99 EUR (eBook)
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Story:
Den Beginn der Sommerferien hat sich der Berliner Kommissar Joris Eichendorf anders vorgestellt, als seine Tochter Stella urplötzlich vor seiner Wohnung zu finden, nachdem sie sich mit Joris Exmann und dessen Frau gestritten hat. Kurzerhand darf sie bleiben, auch wenn das für Joris bedeutet, dass er Stella teilweise mit zu seinen Ermittlungen nehmen muss, denn ein neuer Mordfall gibt Rätsel auf. Nicht nur ist der Mann des Opfers gerade erst tödlich verunglückt, von dem erwachsenen Sohn fehlt seit dem Unfall jegliche Spur …

Eigene Meinung:
Mit dem Roman “So sternenklar war die Nacht” legt Jordan T. A. Wegberg den zweiten Band seiner Berliner Krimireihe “Kommissar Eichendorf ermittelt” vor. Das Buch schließt nur grob an den vorangegangenen Krimi an – diesen sollte man lediglich kennen, um alle Hintergründe nachvollziehen zu können. Das Buch erschien im März 2022 als eBook bei aufbau digital, ein Hörbuch gibt es zur Zeit leider noch nicht.

Die Geschichte umfasst dieses Mal einen längeren Zeitraum und beleuchtet auch die Zeit vor dem eigentlichen Mord, so dass man als Leser*in die Hintergründe besser nachvollziehen kann. Das hat durchaus seinen Reiz, dennoch ahnt man früh, was genau zu den Ereignissen geführt hat und wer der/die Mörder*in ist, was ein wenig Spannung aus der Geschichte nimmt. Man kommt nicht dazu, mitzufiebern und eigene Theorien aufzustellen, sondern hat sehr schnell eine Ahnung, was passiert ist. Das Finale wirkt leider etwas übertrieben und scheint nicht so recht zu dem eher ruhigen Krimi und zu Joris als bedächtigen, empathischen Ermittler zu passen – eine Entführung, Geiselnahme und Verfolgungsjagd? Da fühlt man sich dann eher wie in einem amerikanischen Krimi, aber nicht in Berlin.
Nichtsdestotrotz sind die Ermittlungen und Befragungen spannend und man lernt die Personen sehr gut kennen. Auch die Beschreibungen von Berlin sind wieder sehr gelungen, so dass man das Gefühl hat mit Joris durch die Stadt zu streifen und auf die Suche nach dem/der Täter*in zu gehen. Durch Stella lernt man Joris zudem auch privater kennen, gerade die Szenen mit ihr sind erfrischend und bieten auch in Hinsicht auf Joris’ Vergangenheit einige schöne, zusätzliche Eckpunkte. Auch die Beziehung zu der Gerichtsmedizinerin Elizabeth nimmt ein wenig Fahrt auf, zumal Joris sich immer stärker zu ihr hingezogen fühlt. Dass er Angst davor hat, ihr und anderen von seiner Vergangenheit zu erzählen, kann man gut verstehen, zumal Joris über sein Leben als Frau nicht offen spricht und möglichst wenigen davon erzählt. Allerdings dreht er sich damit zunehmend im Kreis und man würde sich wünschen, dass er nicht alles zurückhält, sondern zumindest einigen Menschen gegenüber offener werden würde.

Die Figuren sind sehr authentisch und realistisch gezeichnet – man kann sich problemlos in jeden hineinversetzen, ganz gleich ob Opfer, Töter*in, Zeuge oder Ermittler*in. Dieses Mal kommen noch mehr Personen zu Wort, als im ersten Krimi, was dafür sorgt, dass einige liebgewonnene Figuren ein wenig zu kurz kommen – gerade Joris’ Partner Bernd, der im ersten Band eine wichtige Rolle gespielt hat, kommt hier nur am Rande vor, was schade ist. Gerade seine Sicht auf die eher privateren Ereignisse wäre spannend gewesen, da er auch der Einzige ist, der von Joris’ Vergangenheit weiß. Hoffentlich bekommt er im dritten Band wieder eine größere Rolle zugesprochen.

Stilistisch legt Jordan T. A. Wegberg einen solide geschriebenen, sehr authentischen Krimi vor, der durch einen feinen, gut nachvollziehbaren Stil besticht. Er hat ein Händchen für Figuren und kann sich in jede Persönlichkeit hineindenken und diese bildlich und glaubwürdig transportieren. Es ist schon ein Kunststück eine Geschichte aus so vielen Perspektiven zu erzählen und jeder Figure seine/ihre eigene Stimme zu geben. Als Leser*in muss man diesen Stil jedoch mögen, denn man bekommt ihr durchaus 20+ Perspektiven geliefert, die die Geschichte erzählen. Wer eher zu Büchern greift, die den Blick auf eine Figur lenken, der wird mit “So sternenklar war die Nacht” eher nicht glücklich werden.

Fazit:
“So sternenklar war die Nacht” ist eine solide Fortsetzung der Berliner Krimireihe “Kommissar Eichendorf ermittelt” von Jordan T. A. Wegberg, kommt jedoch nicht ganz an den ersten Band heran. Dafür weiß man als Leser*in zu schnell, wer hinter dem Mord steckt und wie die Zusammenhänge sind. Auch das Ende der Geschichte wirkt zu überboostet, Joris Eichendorf handelt überhaupt nicht so, wie man es von ihm erwarten würde. Das ist schade, denn ansonsten macht der Krimi durchaus Spaß, bietet authentische Einblicke in die Polizeiarbeit und kann gut unterhalten. Daher freut man sich dennoch auf den dritten Band der Reihe.

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