Mangaka: Tsumuji Yoshimura
Taschenbuch: 208 Seiten
ISBN: 978-3551621054
Preis: 6,99 EUR (eBook) / 8,00 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Hinase lebt in einer Welt, in der Kinder geschlechtslos auf die Welt kommen und erst mit 12 Jahren entscheiden, ob sie Junge oder Mädchen sein wollen. Während sich Shiori und Ritsu, Hinases beste Freunde, wie alle anderen für ein Geschlecht entschieden haben, ist Hinase auch mit 18 zufrieden damit ohne Geschlecht zu leben. Sier kommt jedoch ins Grübeln, als im Unterricht über die Mona Lisa gesprochen wird und aufgezeigt wird, dass sie weibliche und männliche Attribute in sich vereint. Gleichzeitig gestehen sowohl Ritsu als auch Shiori ihrm ihre Liebe und sind fest dazu entschlossen Hinase zu einem Mann oder einer Frau zu machen …
Eigene Meinung:
Der Seinen Manga „The Gender of Mona Lisa“ erscheint seit 2018 im digitalen Gangan Online- Magazin von Square Enix und stammt aus der Feder von Tsumuji Yoshimura. Seit Oktober 2021ist die Hauptgeschichte mit 7 Bänden abgeschlossen, jedoch wird es zwei alternative Enden der Geschichte geben, die beide Wege von Hinase zeigen – Route X und Route Y. In Deutschland erscheint der Manga seit Herbst 2021 bei Hayabusa, die Erstauflage besticht hierbei durch passende, sehr schöne türkise Farbelemente, um Augen und Auren hervorzuheben.
Die Grundidee der Geschichte ist äußerst spannend und regt zum Nachdenken an – was wäre, wenn man sein Geschlecht frei wählen könnte oder geschlechtslos bleibt, wenn man sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Spektrum zuordnet. Mangaka Tsumuji Yoshimura hat sich eines interessanten Themas angenommen, das viel Raum zum Nachdenken und Diskutieren lässt: Was sind Geschlechterrollen? Was passiert, wenn man sich seiner Identität nicht sicher ist bzw. weder männlich noch weiblich sein möchte? Mit welchen Problemen wird man konfrontiert – innerhalb der Familie, des Freundeskreises und der Gesellschaft? All diese Fragen werden im ersten Band eher sekundär behandelt, es gibt lediglich einige wenige Andeutungen, die in den späteren Bänden hoffentlich tiefergehend behandelt werden. Primär geht es eher um die Dreiecksbeziehung zwischen Hinase, Shiori und Ritsu, denn so recht kann sier sich nicht entscheiden, ob sier ein Mann oder eine Frau sein will – Hinases Freunde sprechen beides bei ihrm an. Dem/Der Leser*in bleibt nur abzuwarten, wie sich die Geschichte weiterentwickelt. Tsumuji Yoshimura hat viele Möglichkeiten, wohin die Reise gehen soll, zumal er zum Ende des ersten Bandes andeutet, welche gesundheitlichen Probleme Hinases Geschlechtslosigkeit mit sich bringt – niemand, der wie Hinase geschlechtlos ist, ist älter als 18 geworden. Man darf gespannt also sein, welche Themen die Mangaka außerhalb des Beziehungsdreiecks tiefergehend behandelt werden, denn Potenzial für mehr ist auf jeden Fall vorhanden.
Die Figuren sind sehr gut in Szene gesetzt, auch wenn sie noch etwas blass bleiben. Hinase kommt wirklich androgyn herüber – in Ritsus Nähe wirkt sier eher weiblich, bei Shiori eher männlich. Die Mangaka hat dies sehr gut herausgearbeitet, so dass auch der/der Leser*in nicht genau sagen kann, in welche Richtung Hinase geht. Shiori und Ritsu sind sympathisch, man lernt sie auch ein wenig genauer kennen, doch da ist noch viel Luft nach oben. Man darf gespannt sein, was man in den kommenden Bänden über die drei Freunde erfährt.
Stilistisch gibt es nichts zu bemängeln – Tsumuji Yoshimura hat einen sehr feinen Stil, der gut zu den Figuren passt und hervorragend geeignet ist Emotionen zu transportieren. Die Tatsache, dass Hinase geschlechtslos ist, ist sehr gut und glaubhaft umgesetzt. Hintergründe sind nicht ganz so fein und detailliert ausgearbeitet, da die Mangaka ihr Hauptaugenmerk auf die Figuren legt – die Gesichter stehen immer im Zentrum, was durch den Einsatz türkiser Farbelemente bei Augen , Auren oder wichtigen Elementen noch verstärkt wird. Es empfiehlt sich daher nach der Erstausgabe Ausschau zu halten, da die Farbelemente nur hier vorhanden sind.
Fazit:
„The Gender of Mona Lisa“ von Tsumuji Yoshimura ist ein gelungener Seinen Manga, der durch eine spannende, ungewöhnliche Grundidee und gelungene Zeichnungen besticht. Trotz klassischer Dreiecksbeziehung fällt die Geschichte um Hinase, Ritsu und Shiori angenehm aus dem Rahmen und bietet neben der romantischen Komponente viel Stoff für ernstere Themen wie eigene Identität, normalisierte Geschlechterrollen und gesellschaftliche Konventionen – bleibt zu hoffen, dass die Mangaka zumindest einige davon tiefergehend beleuchtet und sich nicht nur auf die Beziehungen zwischen den Figuren konzentriert. Wer ungewöhnliche queere Mangas sucht, ist mit „The Gender of Mona Lisa“ an der richtigen Adresse – unbedingt reinlesen.