[ROMAN] Zwischen Herz und Thron von Christin Thomas

Autor*in: Christin Thomas
Taschenbuch: 256 Seiten
ISBN: 978-3959916233
Preis: 8,99 EUR (eBook) / 15,00 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Als Etienne, Thronfolger von Fuchsfelsen, bei einem Kuss mit dem Stallburschen Noel gesehen wird, ändert sich das Leben des Prinzen schlagartig. Nicht nur muss er seinem Vater versprechen, Noel nicht wiederzusehen, es wird auch eine zeitnahe Vermählung mit einer Prinzessin aus dem Südreich ins Auge gefasst. Etienne versucht alles, um in der Gunst seines Vaters wieder zu steigen, doch er kann Noel nicht für immer aus seine Herzen verbannen – dafür verbindet ihn zu viel mit dem jungen Mann. Unterstützung findet er in seinem Lehrer und Vertrauten Pierre, der nicht der Meinung ist, dass Etienne einfach so aufgeben sollte, auch wenn er als Thronerbe gewisse Pflichten hat, um das Land zu schützen …

Eigene Meinung:
„Zwischen Herz und Thron“ erschien ursprünglich unter dem Titel „Die Last der Krone“ im Selbstverlag, bevor der Roman von Christin Thomas ein neues Zuhause beim Drachenmond Verlag fand – etwas was man im Klappentext der Neuauflage hätte erwähnen müssen. Das Buch ist in sich abgeschlossen und ist eine Mischung aus Selbstfindung und Drama mit einem Hauch Fantasy und Romance.

Die Geschichte um Etienne und Noel setzt nach dem Kuss der beiden an und beleuchtet sehr genau, was mit Etienne in den folgenden Wochen passiert, was er erlebt und wie er sich fühlt. Da die gesamte Handlung aus seiner Sicht erzählt wird, ist es nicht verwunderlich, dass man all seine Gedanken mitbekommt und ihn als äußerst zerrissenen, unsicheren Mann kennenlernt. Die Tatsache, dass er als zukünftiger König heiraten muss, um der Königslinie einen neuen Erben zu schenken, macht ihm zu schaffen; dass er Noel nicht mehr sehen kann und dass er stets das Gefühl hat, seinen Vater zu enttäuschen. Die Autorin scheint sich insgesamt eher an einem Psychogramm von Etienne zu versuchen, als das sich wirklich eine Geschichte erzählt – denn die gesamte Geschichte dreht sich um Etienne und seine Liebe zu Noel. Das ist im Grunde nicht verkehrt, wenn man die Liebe zwischen den beiden Männern wenigstens hätte nachvollziehen können. Doch da ist nichts – kein Prickeln, kein Kribbeln, kein wohliges Gefühl, wenn die beiden aufeinander treffen (was nicht wirklich oft passiert, denn interessanterweise gibt es kaum Szenen, in denen die beiden wirklich allein sind). Stattdessen kommt es zu Gesprächen, bei denen sie sich im Kreis drehen. Man bekommt nicht einmal den Eindruck, was die beiden wollen – Noel ist sauer und verletzt, dass eine Prinzessin für Etienne ausgewählt wurde und möchte kein Leben im Schatten führen, stößt Etienne aber von sich, als dieser anbietet auf die Krone zu verzichten. So recht weiß man nicht, was ihn überhaupt antreibt und wie er sich eine Zukunft der beiden vorstellt, denn im Grunde tut er gar nichts. Auch Etienne fällt in dem Punkt hin und her – mal kann er nicht ohne Noel leben, dann wieder will er sich von ihm in einem erneuten Gespräch lossagen und entschuldigen (dieses Gespräch wird mehrfach geführt – warum auch immer!).
Auch der fantastische Aspekt kann nicht überzeugen, denn man lernt so gut wie nichts über die Welt kennen – bis auf den magischen Fuchsfelsen gibt es nichts, was überhaupt auf eine Fantasywelt hindeutet. Weder erfährt man mehr über die Länder und Völker, noch gibt es passende Traditionen und Legenden. Man weiß lediglich, dass Fuchsfelsen im Norden liegt und es Reiche im Süden gibt, das irgendwo Kriege geführt werden und es missgünstige Nachbarreiche gibt. Wer darauf hofft, dass sic die Handlung irgendwann stärker auf die Welt konzentriert, wird enttäuscht – die Autorin fokussiert sich nur auf Etienne und seine Probleme, die den Leser*innen im Laufe der Zeit immer belangloser erscheinen. Was ebenfalls nicht gut gelungen ist, ist die Darstellung des Lebens am Hof des Königs – mir ist klar, dass es eine Fantasywelt sein soll, doch wenigstens ein bisschen mehr höfische Atmosphäre hätte man einbauen können. Da reist die zukünftige Braut nicht allein und wird direkt nach der Ankunft mit dem Prinzen (zum besseren Kennenlernen) allein zum Zimmer geschickt. Sie hätte zumindest Zofen und Anstandsdamen gehabt, damit ihre Ehre bis zur Hochzeit gewahrt bleibt. Etienne wäre nie mit ihr allein gewesen, ebenso wenig hätte man sich nach zwei Tagen auf das Du geeinigt. In diesem Punkt gibt es so viele unlogische Punkte, die Leser*innen von historischen Romanen sauer aufstoßen könnten.

Die Figuren, selbst Etienne, bleiben ungeheuer blass – man hat nicht wirklich das Gefühl sie     kennenzulernen. Trotz der Tatsache, dass alles aus Etiennes Sicht erzählt wird, findet man kaum Zugang zu ihm – er ist wahnsinnig inaktiv, da er nur wenig tut, um seinen eigenen Weg zu finden. Die meiste Zeit ist er am Jammern, wie ungerecht die Welt zu ihm ist und wie schwer er es durch die Krone hat, anstatt wirklich etwas zu unternehmen. Er scheint sich so gar nicht weiterzuentwickeln, alle Änderungen fallen ihm quasi eher zufällig in den Schoß – das Einlenken seines Vaters, die Sache mit der Prinzessin und sogar Noels Rückkehr nach der Verbannung. Nichts davon hat Etienne wirklich aktiv selbst herbeigeführt, die meiste Zeit wartet er einfach ab. Für die Geschichte ist das Gift, denn nicht die Figuren treiben die Handlung voran und sorgen für Dynamik, sondern die Autorin, indem sie ihren Figuren den Weg ebnet.
Auch kann man so gar nicht nachvollziehen, warum er so sehr an Noel hängt – es gibt keine Szene, in denen wirklich deutlich wird, warum er ihn liebt. Das liegt vorwiegend daran, dass man so gut wie nichts über Noel erfährt. Weder weiß man, was ihn umtreibt, noch welche Ziele er verfolgt oder wie er Etienne überhaupt kennenlernte. Man hat sogar eher den Eindruck, dass Noel für die Geschichte eher Makulatur ist, da es nun mal einen Mann geben musste, in den sich Etienne verliebt, um den Rest erzählen zu können. Die Liebe zwischen den beiden spielt darüber hinaus so gut wie gar keine Rolle, im Gegensatz zu der Freundschaft, die Etienne mit seinem Lehrer und Vertrauten Pierre verbindet – zwischen den beiden gibt s wesentlich mehr Szenen und Gespräche, als zwischen dem Prinzen und Noel. Ihre Beziehung zueinander geht soweit, dass man sich als Leser*in sogar fragt, warum Etienne nicht in Pierre verliebt ist, denn er hat einen viel stärkeren Bezug zu ihm.

Stilistisch kann Christin Thomas leider nicht ganz überzeugen, was vor allem daran liegt, dass sich die Geschichte endlos zieht und keinerlei Spannungsbogen vorhanden ist. Die Dialoge sind zumeist seltsam gestelzt und kommen nur selten zu einem Punkt, es gibt wahnsinnig viele Wiederholungen (gerade was die Gespräche zwischen Etienne und Noel betrifft, die alle nach demselben Schema ablaufen) und man bekommt vorwiegend Etiennes Gefühlswelt präsentiert – es ist bewundernswert, dass man trotzdem nicht das Gefühl hat, den Prinzen wirklich zu kennen. Das liegt vor allem daran, dass die Autorin die Regel „Show, don’t tell“ wirklich ignoriert – statt zu zeigen, was passiert, wird vieles nachträglich erzählt und in der Retrospektive zusammengefasst (wichtige Gespräche und Ereignisse). Das sorgt leider dafür, dass man keinerlei Bezug zu den Figuren und Ereignissen aufbauen kann.

Fazit:
„Zwischen Herz und Thron“ kann Leser*innen von queerer Fantasy und Gay Romance leider nicht so wirklich überzeugen. Die Geschichte von Christin Thomas ist zu langatmig und unspannend, die Figuren kommen zu oberflächlich daher und entwickeln sich nicht wirklich weiter, und auch Schreibstil kann weder fesseln noch mitreißen. Der Fokus liegt zu sehr auf Etiennes Gefühlen und Problemen, ohne dass dieser wirklich aktiv an einer Lösung arbeitet. Von der Liebesgeschichte bleibt nichts bei den Leser*innen hängen, da kein Prickeln aufkommt; Fantasyfans werden aufgrund des fehlenden Weltenbaus und der mangelnden Atmosphäre enttäuscht sein. Schade – hier hätte man wesentlich mehr draus machen können, so kann ich das Buch leider nicht empfehlen.

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5 Gedanken zu „[ROMAN] Zwischen Herz und Thron von Christin Thomas“

  1. Hallo 🙂

    das Buch ist mir wegen der Farben im Cover und des Titels schon mehrfach aufgefallen. Schade, dass es dir nicht gefallen hat.
    Deine Rezension hat mich auf jeden Fall davon überzeugt, da lieber auch die Finger von zu lassen. Die Punkte die du angesprochen hast, nerven mich an Büchern extrem, also ist es wahrscheinlich kein Verlust, dieses Buch lieber nicht zu lesen.

    Liebe Grüße,
    Rebecca

    1. Huhu,
      ich bin kein wirklicher Maßstab, zumal ich schon sehr viele Bücher gelesen habe und daher nur noch schwer zu begeistern bin. Ich empfehle immer, in die Leseprobe zu schauen, um Stil und Inhalt anzutesten. Vielleicht ist das Buch ja trotzdem für dich perfekt 🙂 Meins war’s halt leider nicht.

      1. Oh, so geht es mir auch. Ich bin mittlerweile bei Fantasy oder Romantasy ziemlich anspruchsvoll. Es ist leider echt selten geworden, dass mir ein Buch gut gefällt. Und das was du in deiner Rezension ansprichst sind genau die Dinge, die dafür sorgen, dass mir das Buch nicht gefällt. Aber klar, ist ja auch Geschmacksache. Ich habe aber sowieso noch so viele Bücher auf dem SuB, da macht es nicht aus, wenn dieses nicht darauf landet 🙂

    1. Naja, das ist meine persönliche Sicht auf das Buch – es hat aus Leser*innen, die das Buch mögen. Von daher würde ich jetzt nicht per se sagen, dass es schlecht ist.

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