[ROMAN] Operation »Forever K« von Georgie Severin

Autor*in: Georgie Severin
Taschenbuch:  388 Seiten
ISBN: 978-3959495912
Preis: 6,99 EUR (eBook) / 18,00 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Chris, Dawide, Callum und Florian sind auf der Suche nach einem Mitbewohner, denn seit Callum sich von seinem Partner getrennt hat, ist eins der Zimmer frei und soll natürlich einem queeren Mann vermietet werden. Unerwartet stolpert Katharina, kurz “K”, in ihr Leben und erhält, trotz einiger Vorbehalte das freie Zimmer. Schnell wir K zu einem festen Bestandteil ihrer WG, den niemand vermissen und jeder von ihnen beschützen will – notfalls auch gegen potenzielle Partner, die K verletzen können. So rufen sie gemeinsam „Operation Forever K“ ins Leben, mit dem Ziel jeden potenziellen Verehrer abzuschrecken. Doc sie haben nicht mit Simon gerechnet – einem Mann, bei dem sie so gar nicht einschätzen können, ob er hetero oder queer ist …

Eigene Meinung:
Mit dem Roman „Operation »Forever K«“ legt die Kölner Autorin Georgie Severin ihr Debüt vor. Das knapp 400 Seiten starke Buch über die chaotische Kölner WG erschien im Sommer 2022 im Main Verlag und ist in sich abgeschlossen.

Die Geschichte spielt in Köln und man lernt die vier queeren Männer eine WG kennen, die auf der Suche nach einem neue Mitbewohner sind und eine „Fee“ finden. Dass sie zu Beginn von Vorurteilen geprägt sind und auch das ein oder andere Klischee nicht auslassen, ist nachvollziehbar und gut in Szene gesetzt, denn gerade Callum tut sich schwer damit, eine Frau in der WG zu haben. Das ändert sich, als er sich mit K anfreundet und sie sich als unentbehrlich für die schräge Familie entpuppt. Im Laufe der Geschichte kommen immer mehr Probleme ans Licht, werden manchmal direkt gelöst, oftmals lediglich beiseite geschoben. So hat jeder der Männer mit seinen Dämonen zu kämpfen, in Form von Religion, Arbeitskolleg*innen, Familienangehörigen und Ex-Partnern. Georgie Severin liefert den Leser*innen einen „bunten Blumenstrauß“ an Sorgen und Problemen, die mal mit einem einfachen Gespräch aus der Welt geschafft werden können, mal das ganze Buch hindurch wie ein düsterer Schatten über allem liegen. Man hat das Gefühl, sie wollte so ziemlich alles, was einen queeren Mann passieren kann, in die Geschichte einbauen, um möglichst viele Aspekte zu beleuchten. Trotz der Fülle an ernsten Themen, die angesprochen werden, wirkt die Geschichte nicht überfrachtet, sondern funktioniert erstaunlich gut – was auch an der Prise Humor liegt, die immer dann eingestreut wird, wenn die ernsten Themen zu stark in den Fokus rücken.
Was ein wenig verwirrt und den Lesefluss hemmt sind die zeitlichen Sprünge und Perspektivwechsel. Oftmals steckt man gedanklich noch in einer Szene fest, da findet ein kompletter Wechsel statt – nicht nur zeitlich sondern auch perspektivisch und man muss sich komplett neu sortieren. Da die Autorin auch noch die auktoriale Erzählperspektive gewählt hat, weiß man oftmals nicht, aus welcher Sicht gerade erzählt wird. Das ist besonders ärgerlich, wenn Probleme und Themen angesprochen werden, aber nicht aufgelöst werden und man als Leser*in am Ende des Absatzes „in der Luft“ hängen bleibt. Zum Ende hin wird zudem ziemlich stark auf die verschiedenen Happy Endings der Figuren hingearbeitet – nahezu jeder bekommt sein Happy End, sowohl als Paar als auch in Form einer großen, glücklichen WG-Familie, die nichts auseinander bringen kann (was in Anbetracht der Umstände, in denen K sich befindet, so gar nicht mehr funktioniert).

Die Figuren sind gut ausgearbeitet und handeln in sich schlüssig, können jedoch nicht immer überzeugen. Oftmals sind die Aktionen und Reaktionen arg überspitzt gezeichnet und wirken aufgesetzt. Das fällt besonders bei Callum auf, dessen Gedanken die Leser*innen am häufigsten mitbekommen und der es nicht schafft, sich weiterzuentwickeln. Man hat den Eindruck er stagniert die meiste Zeit und ist nicht in der Lage, aus seinen Fehlern zu lernen. Auch die anderen Männer sind nur bedingt in der Lage, aus Fehlern zu lernen, drehen sich um sich selbst und immer dieselben Probleme. Die große Geheimnisse, die um Simon und K aufgebaut werden, sind mit der Zeit zudem etwas ermüdend, und die Auflösung wirkt nicht immer passend.

Stilistisch legt Georgie Severin einen gut geschrieben Roman vor, der durch viel Dramatik, Herzschmerz, Romantik und einer ordentlichen Prise Humor besticht. Allerdings muss man die auktoriale Erzählweise mögen und kein Problem mit schneller Perspektivwechseln haben, um „Operation »Forever K«“ richtig genießen zu können. Zudem bleiben einem die Charaktere trotz aller Offenbarungen, Geheimnisse und Wandlungen ein wenig fremd, da man ihnen nie nahekommt und kein wirklich enges Verhältnis zu ihnen aufbauen kann. Man fiebert selten mit ihnen mit, da die Autorin die Leser*innen eher auf Distanz hält. Das fällt ganz besonders auf, wenn bei wichtigen Gesprächen abgeblendet wird oder ein Szenenwechsel stattfindet.

Fazit:
Mit „Operation »Forever K«“ legt Georgie Severin en gelungenes Debüt vor, das trotz einiger Schwäche durchaus zu unterhalten weiß und zum Nachdenken anregen kann. Die Figuren sind zwar liebenswert und gut ausgearbeitet, bleiben den Leser*innen allerdings etwas fern; ebenso wirkt die Geschichte an einigen Stellen thematisch etwas überfrachtet, doch dank des Humors und der lockeren Szenen fällt das beim Lesen nur bedingt ins Gewicht. Wer kein Problem mit eine allwissenden Erzähler und vielen Szenenwechseln hat, sollte einen Blick riskieren, insbesondere weil das queere Leben aus einer anderen Perspektive erzählt wird und die Autorin den Finger auf so manches Klischee und Vorurteil legt. Empfehlung – Reinschauen.

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