Autor*in: F.T. Lukens
Übersetzer*in: Michael Krug
Taschenbuch: 368 Seiten
ISBN: 978-3846601754
Preis: 9,99 EUR (eBook) / 18,00 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Seitdem sich bei Prinz Tal dieselbe zerstörerische Magie gezeigt hat, wie bei seinem Urgroßvater, wächst er abgeschirmt vom Volk und anderen Menschen im Palast auf. Nichtsdestotrotz soll er, wie auch seine Geschwister auf seine eigene Coming-of-Age-Reise gehen, um das Land kennenzulernen und Erfahrungen zu sammeln. Doch kaum haben sie den Hafen erreicht, von dem aus seine Reise beginnen soll, gerät er in Gefangenschaft und wird von Söldnern verschleppt, die herausfinden sollen, ob er Magie beherrscht oder nicht. Es gelingt ihm, seine wahre Macht zu verbergen, denn schon bald findet er heraus, dass man ihn entweder als magischen Kämpfer oder als Druckmittel einsetzen will, um einen Krieg vom Zaun zu brechen. Als ihm die Flucht gelingt, hilft ihm ausgerechnet Athlen, den er selbst gerettet hat und der ihm nicht mehr aus dem Kopf geht …
Eigene Meinung:
Mit „In Deeper Waters“ legt ONE die erste Übersetzung eines queeren Romans von F.T. Lukens vor. Der High Fantasy über die Geschichte von Tal und Athlen hat es 2022 auf die „ALA Rainbow Booklist“ in der Kategorie „Junior Library Guild Selection“ geschafft. Inzwischen ist auch der queere Roman „So this is ever after“ im Herbst 2023 bei ONE auf den deutschen Markt gekommen. F.T. Lukens schaffte es inzwischen mit deren Büchern auch auf New York Times Bestsellerliste.
Die Geschichte ist in einer fiktiven Welt angesiedelt, in der die Magie nur noch selten auftritt, seitdem der damalige König seine Magie genutzt hat, um den Kontinent in einen blutigen Krieg zu stürzen und jeglichen anderen Magier getötet hat. Dementsprechend ablehnend reagieren die Menschen auf derartige Magier, weswegen Tal sehr abgeschieden aufwächst und seinen eigenen Kräften eher skeptisch gegenübersteht. Seine geplante Coming-of-Age-Reise und die Ereignisse, mit denen zu kämpfen hat, sorgen in mehrfacher Hinsicht, dass er erwachsen wird und lernt, wo sein Platz ist – und wen er fortan an seiner Seite haben will. F.T. Lukens hat eine solide, aber etwas unausgereifte, blasse Fantasywelt erschaffen, in der Homosexualität kein Problem ist, sondern vollkommen normal aufgefasst wird. Die Hintergründe der Welt lernt man nach und nach kennen, aber wirklich in die Tiefe gehen die Beschreibungen der Autor*in nicht, denn vieles bleibt oberflächlich. Man hat die meiste Zeit nur bedingt den Eindruck einen Fantasyroman zu lesen, was vor allem am Stil und den gewählten Begriffen liegt.
Auch die Handlung an sich bietet wenig Überraschungen und verläuft in den üblichen Bahnen – Tals Reise, seine Entführung und das Komplott gegen seine Familie, das er aufdeckt, bietet Leser*innen keinerlei spannende Wendungen und überraschende Wahrheiten. Gerade das große Finale wirkt seltsam ernüchternd und ohne wirkliche Action – die Übeltäterin gesteht sofort ihr großen Pläne (ganz gleich wie wenig Sinn es macht, sich vor allen zu offenbaren) und auch die üblichen Probleme lösen sich ohne große Anstrengungen in Wohlgefallen auf. Wer nun auf eine ergreifende, prickelnde Liebesgeschichte hofft, wird ebenfalls nur bedingt auf seine Kosten kommen. Sicherlich geben Tal und Athlen ein hübsches Paar ab und es gibt mehr als genügend Szenen, in den sich die beiden näher kommen, doch am Ende wirkt ihre Beziehung ein wenig obligatorisch, so als müsste es diese queere Komponente geben. Das macht die gesamte Geschichte leider sehr vorhersehbar und wenig abwechslungsreich.
Die Figuren entsprechen den typischen stereotypen, queeren Charakteren, haben nur bedingt eine eigene Stimme und bleiben den Leser*innen seltsam distanziert. Sicherlich lernt man Tal gut kennen, nimmt seine inneren Konflikte wahr und fühlt mir ihm mit, doch insgesamt bleibt er recht blass. Auch Athlen lernt man eher oberflächlich kennen, da F.T. Lukens zwar sein Äußeres, seine Vergangenheit und seine beschreibt, doch selten wirklich in die Tiefe geht. Als sich die beiden näher kommen fehlt leider auch das Prickeln und die Emotionen.
Auch die Nebencharaktere bleiben eher am Rande und kommen selten über ihre Rolle als Tals Unterstützung heraus. Sicherlich sind sie sympathisch und unterscheiden sich in ihrem Auftreten, doch insgesamt bleiben sie ähnlich blass wie die Hauptfiguren.
Stilistisch legt F.T. Lukens eher ein Jugendbuch den einen richtigen Fantasyroman vor, denn sprachlich hat man nicht den Eindruck in eine fantastische Welt einzutauchen, da die Beschreibungen, Wörter und der Satzbau zu umgangssprachlich gehalten sind. Allein der Begriff „Coming-of-Age“-Reise sorgt nicht für das Feeling in eine Fantasywelt voller Magie einzutauchen. Auch die Dialoge sind eher modern gehalten, so dass man mitunter vergisst, dass man eine Geschichte liest, die im Fantasy Genre angesiedelt ist. Das macht „In Deeper Waters“ leider sehr schwer greifbar, auch die Vergleiche zu „Fluch der Karibik“ sind nicht wirklich nachvollziehbar – nur weil sich die Geschichte teilweise auf einem Schiff abspielt und Piraten bzw. Söldner eine Rolle spielen, ist es nicht automatisch ein Piraten Fantasy. Dazu mangelt es an Atmosphäre, Spannung und wirklicher Fantasy, die man miterleben kann.
Fazit:
Insgesamt bietet „In Deeper Waters“ kurzweiliges Lesevergnügen und solide Unterhaltung, allerdings darf man keinen gut ausgearbeiteten, atmosphärischen Fantasy in einer komplexen Welt erwarten, denn dazu ist die Geschichte zu jugendlich gehalten und zielt auch sprachlich eher auf eine jüngere Zielgruppe ab. Sowohl die Handlung, als auch die Figuren sind recht simpel gestrickt und bieten wenig Neues, so dass gerade Fantasyfans wenig Freude an „In Deeper Waters“ haben dürften. Wer jedoch auf der Suche nach eine leichten queeren Fantasygeschichte ist, wem jugendliche Helden gefallen und wer Liebesgeschichten ohne Erotik bevorzugt, dem dürfte F.T. Lukens‘ Roman gefallen. Am Besten reinlesen und selbst entscheiden.
