[ROMAN] Herz der Meerjungfrau von Nana Chiu

Autor: Nana Chiu
Taschenbuch: 224 Seiten
ISBN:978-3946408154
Preis: 4,99 EUR ( eBook) |10,95 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Ein Fluch verändert Lex‘ Leben vollständig – statt höhere Magie wirken und Dämonen jagen zu können, bleibt nur noch ein Dasein mit kleineren Aufträgen und der Gefahr bei innerlich zu verbrennen. Abhilfe könnte das Angebot der Meerjungfrau Kel schaffen: Im Austausch für ihr mächtiges, heilendes Blut muss Lex einen Tag mit ihr verbringen und ihr Hong Kong zeigen. Zudem bietet sie ihre Hilfe an, einen vermissten Junge zu finden, den Lex im Auftrag einer alten Schamanin sucht. Trotz Unsicherheit nimmt Lex das Angebot an, ohne zu ahnen, welche Probleme die wachsende Beziehung zu Kel heraufbeschwört und welches Geheimnis unter Hong Kong schlummert …

Eigene Meinung:
Mit „Herz der Meerjungsfrau“ legt Nana Chiu ihren Debütroman vor. Das 220 Seiten starke Büchlein erschien bei tensual publishing, einem Label des deadsoft Verlags. Die Geschichte wartet mit einigen queeren Charakteren auf, allen voran Lex, der/die zwischen den Geschlechtern wechseln kann und sich eher dem Partner anpasst, mit dem er/sie zusammen ist.

Die Geschichte spielt in Hong Kong und bietet dem Leser daher ein ungewöhnliches Setting für einen düsteren Urban Fantasy Roman. Auch die Anderen sind mit den üblichen, teil klischeeartigen Wesen der gängigen Fantasy Romane nicht zu vergleichen – die Autorin hat ihre ganz eigene Welt mit ganz eigenen Figuren erschaffen und greift dabei eher unbekannte Legenden und Sagen auf. Leider fällt der Einstieg in die Geschichte nicht leicht, da dem Leser viele Informationen vorenthalten werden und man sehr lange braucht um die Zusammenhänge zu begreifen (wenn einem das überhaupt gelingt). Sicherlich sind Infodumps nicht angenehm, doch ein gewisses Grundmaß an Hintergrundinformationen ist generell notwendig, um der Handlung folgen zu können. Dies fehlt leider im Buch, so dass man teilweise den Dialogen und Ereignissen nicht folgen kann. Auch die einzelnen Szenen sind nicht immer schlüssig, teils versteht man gar nicht, was passiert und wie die Zusammenhänge sind. Das sorgt dafür, dass man nichts ins Buch eintauchen kann und auch zu den Figuren keine gesteigerte Verbindung aufbaut. Lex bleibt dem Leser eine lange Zeit vollkommen fremd – die Hintergründe seines/ihres Fluches sind ebenfalls nicht wirklich logisch geklärt, insbesondere die Sache mit May, die ihn/sie verflucht hat. Glaubt man am Anfang noch, sie wären ein Paar gewesen, wird diese Erklärung zum Ende hin komplett überworfen, was dafür sorgt, dass man überhaupt nicht mehr verstehen kann, warum May diesen Fluch überhaupt gewirkt hat.
Auch die Geschichte dümpelt lange Zeit vor sich hin, da der Tag, den Lex und Kel miteinander verbringen eine Menge Raum einnimmt und die beiden im Laufe dieser Zeit natürlich ihre Zuneigung füreinander entdecken. Diese Liebesgeschichte wird generell nur zwischen den Zeilen erzählt, da Nana Chiu keine direkten Worte wählt – egal ob es um die Beziehung der beiden geht oder um die großen Kämpfe geht. Dadurch muss der Leser sich viele Dinge selbst herleiten und sich selbst Gedanken machen. Positiv ist die Aufklärung am Ende, bei der ein Großteil der offenen Fragen beantwortet werden und Kels Schicksal erst richtig deutlich wird.

Die Figuren sind ungewöhnlich, allen voran Lex, der/die zwischen den Geschlechtern wechseln kann und sich selbst weder als Mann noch als Frau definiert. Dieser Aspekt ist Nana Chiu gut gelungen, denn bisher ist mir noch kein genderneutraler Charakter in einem Roman begegnet. Leider bleibt er/sie relativ blass, da man nicht immer nachvollziehen kann, was in ihm/ihr vorgeht. Allgemein wird die Gefühlswelt nicht schlüssig erläutert, so sind seine/ihre Gefühle für May sehr diffus, ebenso für Kel. So wirklich nachvollziehen kann man die Liebe zu Kel leider nicht. Auch Kel lernt man recht oberflächlich kennen, da sie ebenso ungreifbar ist wie Lex. Ihre wahren Beweggründe ergeben erst zum Ende hin Sinn und was sie genau mit Lex verbindet bleibt auch weitestgehend im Verborgenen. Eine wirklich intensive, nachvollziehbare Liebesgeschichte sollte man hier nicht erwarten, wenngleich dieser Punkt sogar interessant ist und in gewisser Weise etwas Neues.
Die übrigen Figuren kommen nur am Rande vor und bilden den passende Rahmen, sind jedoch leider ebenso wenig verständlich, wie die Hauptfiguren – insbesondere die alte Schamanin, die Lex nach dem Fluch das Leben rettet.

Nana Chius Stil ist Geschmackssache, denn nicht jeder wird mit ihren Beschreibungen und Dialogen etwas anfangen können. Teils legt sie einige wunderschöne, bildlich beschriebene Szenen vor, die das fantastische Hong Kong zum Leben erwecken, teil kann man ihren Beschreibungen und Ausführungen nicht folgen und hat Probleme den Inhalt zu erfassen. Gerade die Hintergründe von Lex sind unheimlich verworren – man hat das Gefühl, dass einem ganze Passagen fehlen; Dinge, die die Autorin kennt (immerhin ist es ihre Welt), der Leser aber leider nicht. Das macht es schwer, die Zusammenhänge und die Hintergründe zu verstehen und sich wirklich auf die Figuren einzulassen.

Fazit:
Insgesamt ist „Das Herz der Meerjungfrau“ Geschmackssache, denn die Geschichte kommt sehr verworren und unausgegoren daher und der Schreibstil von Nana Chiu ist Geschmackssache. Positiv sind die Genderkonzepte und das überraschende Finale der Geschichte, der zumindest einige Punkte erklärt und die Handlung zu einem zufriedenstellenden Abschluss bringt. Nichtsdestotrotz schafft es das Buch nicht, gänzlich zu überzeugen und kann den Leser nicht fesseln. Schade – die Grundidee ist nicht schlecht, sie hätte nur besser und mitreißender ausgebaut werden müssen.

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