[ROMAN] Fans es unmöglichen Lebens von Kate Scelsa

Autor*in: Kate Scelsa
Übersetzer*in: Catrin Frischer
Hardcover:  384 Seiten
ISBN: 978-3570164211
Preis: 11,99 EUR (eBook) / 18,00 EUR (Hardcover)
Bestellen: Amazon

Story:
Mira, Jeremy und Sebby haben jeder für sich mit Problemen zu kämpfen, die ihnen viel abverlangen. Mira leidet unter Depressionen, die sich auch im Rahmen von Selbstverletzung zeigen, Jeremy wurde Opfer einer größeren Mobbingkampagne an seiner Schule, weil er schwul ist und von zwei Vätern aufgezogen wird und Sebby, der bei einer Pflegemutter lebt hält sich mit Diebstählen über Wasser, nimmt Drogen und sieht sich auf einem absteigenden Ast. Während Mira und Sebby bereits Freunde sind, stößt Jeremy eher zufällig in das Duo und wird schnell von den beiden als zusätzliches Mitglied ihrer Gruppe akzeptiert. Gemeinsam stellen sie sich den Problemen, die sie umtreiben und während sie einige Dinge in den Griff bekommen, sorgen andere, tiefergehende dafür, dass das Trio allmählich auseinandertriftet und sich neu finden muss – und damit auch Mira, Jeremy und Sebby.

Eigene Meinung:
„Fans des unmöglichen Lebens“ ist das Debüt er amerikanischen Autorin Kate Scelsa und ist als Songwriterin und Bühnenautorin bekannt. Das Buch wurde mehrfach ausgezeichnet, ebenso ihr Bühnenstück „Everyone’s Fine With Virginia Woolf“. Der Roman um Mira, Jeremy und Sebby erschien 2015 in den USA. Ob weitere Bücher in Planung sind, steht aktuell noch nicht fest.

Die Geschichte ist durchzogen von Problemen, die man in der Masse nur selten bei Jugendbüchern findet – Depression, Mobbing, Selbstverletzung und Selbstmord, verschiedene Sexualitäten und die damit einhergehenden Probleme. Die Handlung beginnt am ersten Schultag von Mira und Jeremy – Mira wechselt zu einer ihr fremden Schule, Jeremy kehrt nach langer Zeit zurück an den Ort, der ihm dank seiner Mitschüler so schmerzhaft in Erinnerung geblieben war. Sebby ist die meiste Zeit an Miras Seite, auch wenn er nicht an dieselbe Schule geht, wie sie, was bedeutet, dass er vor der Schule auf sie wartet und Teil des Kunstklubs wird, die Jeremy ins Leben ruft. Anschließend zieht sie die Handlung ohne große Höhen und Tiefen durch die Geschichte der drei Jugendlichen, die alle ihr Päckchen zu tragen haben. Nach und nach lernt man alle drei kennen, begleitet Jeremy dabei, wie er sich allmählich aus seinem Schneckenhaus herauswagt und zu Mira und Sebby Vertrauen fast. Insbesondere zu dem stets fröhlichen, unerschütterlichen Sebby entwickelt sich bald mehr – was von diesem erwidert wird. Auch Miras Probleme werden im Laufe der Wochen und Monate, die die drei zusammen unterwegs sind, immer offensichtlicher, ihre Unsicherheiten und Depressionen, die sie die meiste Zeit im Griff hat. Sebby wiederum hat Probleme, die er nur selten nach außen dringen lässt – die Tatsache, dass er schwul ist, ist für ihn kein großes Ding, denn er zeigt sehr offensiv, dass er an Männern interessiert ist. Dass er bei einer streng religiösen Pflegemutter lebt, mit der er nur leidlich zurechtkommt und Drogen nimmt, verschweigt er meistens. Generell scheint er eher darum bemüht, ein Bild von sich aufrecht zu erhalten, anstatt sein wahres Ich zu zeigen.
Dass sich zwischen den dreien darüber hinaus mehr entwickelt, auch Mira Teil der intimeren Beziehung zwischen Jeremy und Sebby wird, wirkt im ersten Moment verwirrend, passt aber gut zu der zerrissenen Natur der Charaktere. Die polyamorösen Züge ihrer Freundschaft machen deutlich, wie eng sie im Laufe der Geschichte zusammenwachsen und wie stark das Vertrauen der der Drei zueinander ist. Und es macht deutlich, das Sexualität nicht immer in eng gesteckte Grenzen bleibt, sondern durchaus wandlungsfähig ist.

Die Autorin hat drei Figuren erschaffen, die nicht nur zerrissen und mit sich und der Welt nur schwer kompatibel sind, sondern teilweise so kaputt, dass sie nach und nach jeden Bezugspunkt verlieren. Insbesondere Sebby triftet dank seines Drogenkonsums und falscher Freunde immer weiter weg und Mira und Jeremy, die nicht wissen, wie sie ihm helfen sollen. Während er immer haltloser wird, finden Mira und Jeremy nach und nach ihren Platz, auch wenn sie sehr angreifbar sind und ihre Probleme nur ansatzweise überwunden haben. Es fällt schwer, sich mit ihnen zu identifizieren, wenngleich sie sehr authentisch sind und man ihre Gedanken und Gefühle gut nachvollziehen kann.

Stilistisch fordert die Autorin einiges von ihren Leser*innen – „Fans des unmöglichen Lebens“ ist kein leichtes Buch für Zwischendurch – die ernsten Themen verdienen einen entsprechend anspruchsvollen Schreibstil. So fällt direkt ins Auge, dass Kate Scelsa jeder Figur eine andere Perspektive zugedacht hat – Jeremys Passagen werden aus der Ich-Perspektive erzählt, Miras aus der 3. Person und Sebbys wenige Szenen aus der 2. Person. Gerade letztere ist sehr ungewohnt und fordert viel Konzentration beim Lesen, passt aber sehr gut zu ihm und gibt in seiner Gesamtheit ein sehr stimmiges Bild. Die stilistischen Wechsel machen schnell deutlich, wer erzählt (auch wenn die Namen des Erzählers über den Kapiteln stehen und geben jedem Hautcharakter eine eigene Stimme.

Fazit:
„Fans es unmöglichen Lebens“ ist ein emotionaler, tiefgründiger Coming-of-Age, der eine Vielzahl ernster Themen aufgreift, die Kate Scelsas Debüt zu einem anspruchsvollen Wer machen. Es ist kein Buch für Zwischendurch, ebenso wenig darf man einen allumfassenden Spannungsbogen und ein ausgearbeitetes Happy End erwarten – die Autorin beleuchtet vielmehr einen Lebensabschnitt dreier Jugendlicher, die mit vielen Problemen zu kämpfen haben und zusammen, Trost, Unterstützung und Liebe erfahren. Einzig eine Triggerwarnung im Klappentext oder zumindest ein deutlicherer Hinweis auf die Themenwahl wäre wünschenswert gewesen, davon abgesehen ist „Fans es unmöglichen Lebens“ allen zu empfehlen, die ernstere Themen in Jugendbüchern bevorzugen.

rainbowstarrainbowstarrainbowstarrainbowstarrainbowstar_grey

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert