[LIKE A DREAM] Vorstellung Tanja Meurer

Hallo in die Runde,

dieses Wochenende habe ich eine weitere Autorin für euch – meine Frau Tanja Meurer, die mehr über sich, ihre Bücher und ihre Geschichten erzählt 🙂

Erzähl ein bisschen was über dich. Wo kommst du her? Was für Hobbys hast du? Schreibst du hauptberuflich oder hast du einen „Brot-Job“?
Über mich – hmmm …
Eigentlich hat sich seit dem letzten Interview auf LaD recht wenig verändert.
Ich komme aus Wiesbaden und wohne auch dort, schreibe seit ewigen Zeiten, bin Rollenspielerin / Spielleiterin verschiedener Systeme, zeichne und lese in erster Linie kriminalhistorische Fachbücher, was sich auch immer in den Romanen, Novellen, Kurzgeschichten und im Rollenspiel niederschlägt. Geschichte ist generell sehr wichtig für mich. Schwerpunkte hierbei sind Regionalgeschichte, Kriminalgeschichte, Architekturgeschichte, die Victorianische / Wilhelminische Zeit, aber auch die Schwerpunkte 1. und 2. Weltkrieg. Hierzu habe ich ein sehr großes Arsenal an Sachbüchern und Fachliteratur. Generell ist für mich – gerade auch in Hinsicht auf das Schreiben – gründliche Recherche wichtig. Aus der kriminalhistorischen Ecke bekomme ich zusätzlich als Bonus auch immer noch ein gutes Stück Zeitkolorit und psychologische Denkansätze der Vergangenheit mit.

Um vom Schreiben leben zu können, müsste ich definitiv anders schreiben und andere Themen aufgreifen. Nein, ich arbeite als Projektassistentin im Baubereich, aus dem ich auch komme.

Was hat dich dazu gebracht mit dem Schreiben anzufangen?
Als Kind empfand ich die üblichen Kinderkrimis als außerordentlich langweilig und unblutig, nachdem ich mit sieben Jahren die Edgar Wallace-Romane meiner Mutter in die Hände bekommen hatte. Also fing ich mit acht an, “spannendere” Krimis zu schrieben – vollkommener Quatsch. Meinen ersten wirklichen, ernstzunehmenden Krimi mit Recherche und viel Planung (nach dem allseits beliebten Who-done-it?-Schema) habe ich mit dreizehn geschrieben und auch gleichzeitig illustriert. Irgendwann werde ich Winnie Johnson auch wieder ausgraben und ihre Geschichte neu schreiben. An dem Buch hatte ich wirklich viel Spaß 🙂

Was bedeutet das Schreiben für dich?
Wenn ich nicht schreiben darf, müssen alle Ideen im Rollenspiel raus, aber auch das reicht mir nicht als Ausdrucksform. Ich hätte gerne viel mehr Zeit dafür. Aber leider lebe ich in der Realität, soll heißen, Haushalt und Leben müssen wichtiger sein. Deswegen bin ich auch oft unausstehlich und fühle mich wie in einen Panzer eingezwängt. Das Gefühl ist entsetzlich …

Dein Beitrag für die Anthologie ist die Geschichte „Bruderliebe“. Wie bist du auf diese Geschichte gekommen, bzw. was hat dich dazu bewogen gerade diese Geschichte zu schreiben?
Einigen sind Till und Tim bereits aus alten Geschichten und der Erwähnung bei “Der Rebell” ein Begriff. Diese beiden Jungs sind die eigentliche Basis der “Schattengrenzen” (Mystery-Thriller-) Reihe, die ursprünglich “Darkside” hieß. “Darkside” und „Blutmond“ beispielsweise sind alte Geschichten um Onkel Konstantin, Till und Timmy. Im XIMAG Magazin hatte ich die Geschichte sogar angefangen als Comic umzusetzen. Genaugenommen sind die beiden alte Begleiter aus der Mitte er 90er Jahre, die mit in die Gegenwart gewandert sind und nun im Rahmen der bald wieder auflebenden Schattengrenzen nach einem eigenen Buch schreien.

Was hast du neben „Bruderliebe“ noch für Projekte oder Veröffentlichungen?
Einige für 2017. “Glasseelen” soll im Mai bei “Edition Roter Drache” neu erscheinen, “Der Rebell” und dann auch der Folgeband mit dem Arbeitstitel “Hass” kommt im Frühsommer / Sommer bei “HOMO Littera” heraus und “Die Seelenlosen” (Die Stadt der Maschinenmagie) ist bei DeadSoft neu erschienen und die weiteren Bücher sollen dort ebenfalls herauskommen (ist ja eine Steamfantasy-Kriminalreihe). Dort soll auch “Verborgener Feind”, die Fortsetzung der Krimi-Reihe “9 mm” erscheinen. Der Folgeband ist (genau wie “Glasseelen” in der Überarbeitung). Dann möchte ich aber auch die Geschichte um Wolff (bekannt aus “Herbst”, “Der Misanthrop” und “Siegfrieds Lust”) weiterstricken, die Geschichte um Till und Tim, aber natürlich auch meine beiden Damen aus “Rauhnacht” in den Folgebüchern aufgreifen. Aber mir fehlt leider so verdammt viel Zeit …!

Hast du einen bestimmten Ort oder eine bestimmte Person, die dir als Muse dienen? Woher bekommst du deine Ideen?
Nein, ich habe keine direkte Muße … allenfalls vielleicht der von mir so sehr verehrte Ernst Gennat, seines Zeichens der Erfinder und Grundsteinleger moderner Kriminalistik. Er ist 1904 in den preußischen Polizeidienst eingetreten und hat die Prüfung im Mai 1905 absolviert. Danach stand seiner steilen Karriere im Polizeipräsidium am Alexanderplatz (Berlin) nichts mehr im Wege. Er hat erst die Grundlagen der Spurensicherung, der Vernehmung und der Katalogisierung der Berufsverbrecher geschaffen. Dieser Mann war weder besonders schön noch sportlich, aber er ist für mich einer der genialsten Männer überhaupt und er genoss auch bei den Verbrechern sehr hohes Ansehen. Wahrscheinlich habe ich ziemlich alles gelesen, was es über ihn zu lesen gibt. Seine Arbeit ist oft in meinen Romanen (auch in “Die Stadt der Maschinenmagie”) die Basis meiner Ermittler.

Meine Ideen sind ständige Begleiter, oft nur ein Ort, ein Name, ein Haus, bevor sie zu dem Rahmen und einer komplexen Handlung mutieren.

Welche Herangehensweise bevorzugst du bei deinen Geschichten?
Plot gut durchdenken, recherchieren und zusammenführen. Logik wird generell für die Handlung nicht gebogen, geschichtliche Fakten nicht verändert. Oft überarbeite ich das MS noch sehr gründlich, um noch mehr aus den Figuren und der Handlung herauszuholen. Jede Figur bringt ihr eigenes Spektrum, ihre eigene Geschichte, Widersprüche und Persönlichkeit mit, Handlung, Ort, Zeit und Fall tun ihr übriges. Das Zusammenspiel ist das einzig wichtige.

Gibt es etwas, dass dir beim Schreiben besonders schwer fällt?
Ja: die Zeit dafür zu finden; in meiner Freizeit. Aktuell versuche ich 20 bis 40 Minuten in der Mittagspause zu schreiben oder zu überarbeiten, je nachdem. Aber es ist sehr ineffizient mit vor dem Bürorechner aufgebautem Laptop zu sitzen, in der Sicherheit, ohnehin
jeden Anruf anzunehmen, nebenbei wichtige Mails zu beantworten oder die Schreiberei für den Tag zu lassen, wenn ein Projektleiter kommt und mir etwas diktiert.
Privat frisst mich allerdings auch die Zeit auf – der Haushalt, die Tiere … 🙁

Schreibst du mit Musik oder anderen Geräuschkulissen im Hintergrund oder brauchst du dazu absolute Ruhe?
Geräuschkulisse habe ich reichlich in der Mittagspause 😉 und nein, es stört mich absolut nicht. Ich habe auch schon auf dem Flughafen und im Zug gearbeitet. Mir ist generell vollkommen “rille”, was um mich herum passiert. Wenn ich in der Geschichte bin, dann zumeist ganz.
Ansonsten habe ich “Glasseelen” unter “Einfluss” von “Mortem Vlad Art” und “Chaostar” geschrieben. Die beiden Bands fassen as Feeling unter Berlin, die Morbidität, perfekt zusammen.
“Avantasia”, “Blind Guradian”, “Rhapsody”, etc. eignen sich für High-Fantasy-Schlachtszenen. Ansonsten unterstützen aber auch bestimmte Filme das Feeling perfekt.

Lässt du dich auch von anderen Autoren inspirieren?
Von Historikern ja, ansonsten nein, gar nicht. Schließlich trage ich meine eigenen Reihenwelten ohnehin immer mit mir spazieren.

In welchem Genre würdest du dich gerne einmal als Autor versuchen?
Würde? Ich glaube, wenn man etwas versuchen will, kann man das, ohne jedes vielleicht.

Wie würde für dich ein perfekter (Schreib)Tag aussehen?
Daheim (der Haushalt perfekt gemacht, sodass mich nichts mehr aus dem Konzept bringen kann), mit einem Anschluss meiner Tasse an die Kaffeemaschine in der Küche, sodass ich vom Wohnzimmer aus nur auf den Knopf zu drücken bräuchte, Mucke in der Dauerschleife (natürlich passend zum Buch) und zwei schlafende Katzen rechts und links von mir.

Was sagen deine Familie / deine Freunde zu deiner Autorentätigkeit?
Als meine Mutter noch lebte, war sie von der Schreiberei begeistert, aber das war alles nur handschriftliches Zeug. Sie hat nur die Veröffentlichungen von Kurzgeschichten miterlebt, aber zu dem Zeitpunkt nicht mehr wahr genommen. Mein Vater ist weniger begeistert. Laut ihm sollte ich mich in erster Linie auf meinen Brot-Job konzentrieren (was ich auch immer mache, denn ich liebe meinen Job, das Unstete und die vielen Aufgaben). Meine Tante hat auch nur meinen ersten Roman mitbekommen. Sie ist im gleichen Jahr und kurz vor Erscheinen des zweiten Buches gestorben.
Die meisten meiner Freunde kratzt es nur bedingt, dass ich schreibe, einige finden es cool, für andere ist es unwichtig, weil sie mit mir befreundet sind, nicht mit meinen Büchern. Was Juliane, meine Frau, dazu denkt – sie mag die Bücher und liest sie gerne.

Was würdest du jemanden mit auf den Weg geben, der ebenfalls mit dem Schreiben anfangen möchte?
Wenn Du Erfolg willst, schreib Mainstream und sei nach Kräften romantisch, sexy, erotiklastig und unlogisch oder am besten Amerikaner mit amerikanischem Großverlag dahinter. Wenn Du anders bist, außergewöhnlicher, nicht mainstreamig, mit mehr Handlung als Romanze, finde dich besser damit ab, dass Du für große Verlage nicht ganz so gut passt. Aber … Du hast eins: eine kleine, richtig starke und geniale Fangemeinde, die Dir persönlich etwas bedeutet, die Du mit Namen kennst und deren ganzes Leben Dich wie Dein eigenes begleitet. Und ernsthaft? Das ist um Längen besser und greifbarer als alles andere 🙂

Das Thema der Anthologie ist ja „Träume, Hoffnungen und Wünsche“. Wie sieht es denn damit bei dir aus? Was sind deine Träume, Hoffnungen und Wünsche?
Zu schreiben 😉


Vielen Dank an Tanja für die ausführlichen Antworten – ich hoffe euch in der kommenden Woche einen weiteren Autoren vorstellen zu können 🙂

Liebe Grüße,
Juliane

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