[ROMAN] Stolen Kisses von Andreas Suchanek

Autor*in: Andreas Suchanek
Taschenbuch: 320 Seiten
ISBN: 978-3492064255
Preis: 9,99 EUR (eBook) / 15,00 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Während Jannis‘ Leben voller Freiheiten und Akzeptanz ist, wagt Kai es nicht einmal seinem strengen, konservativen Vater zu wiedersprechen oder auch nur über ein Coming-Out nachzudenken. Ein One-Night-Stand in einem Hotel führt die beiden grundverschiedenen Männer zusammen und obwohl es knistert, bleibt Kai nichts anderes übrig als am nächsten Morgen zu verschwinden. Unerwartet treffen die beiden sich wieder – als die Modellabels ihrer Familien bei einem Investor nach weiterem Kapital fragen, um sich in der Modewelt zu halten. Da der Investor nur eines der beiden Labels unterstützen kann, schlägt er einen Wettkampf vor – die Firma, die ihn binnen kurzer Zeit mit einer neuen Kollektion und einer Modeschau überzeugen kann, erhält das notwendige Kapitel …

Eigene Meinung:
Mit „Stolen Kisses“ legt Andreas Suchanek einen Gay New Adult Roman vor, der in Berlin spielt und Leser*innen in die Welt der Mode entführt. Die Geschichte von Jannis und Kai erschien im Sommer 2023 beim Label everlove des Piper Verlags und ist in sich abgeschlossen. Der Autor stellt immer wieder queere Haupt- und Nebenfiguren ins Zentrum und ist mit seinen Büchern in verschiedenen Genres unterwegs – von Fantasy und SciFi, über Krimi und Thriller bis hin zu Kinder- und Jugendbüchern.

Inhaltlich legt der Auto einen recht generischen Gay Romance vor, der im vom Grundplot her ein wenig an Romeo und Julia erinnert, nur dass sie in der heutigen Zeit angesiedelt sind und die Modewelt eine zentrale Rolle spielt. Neben dem Wettkampf der beiden Modelabels, die beide auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind, geht es um Freundschaft, queere Akzeptanz und die Sehnsucht nach Freiheit. Gerade Kai, der es seinem Vater gefühlt nie recht machen kann, droht unter dem beständigen Druck und der hohen Verantwortung zu zerbrechen, während Jannis viele Probleme nicht nachvollziehen kann, da er in einem sehr liberalen Haushalt aufgewachsen ist. Insgesamt wirkt die Rahmenhandlung leider an den Haaren herbei gezogen, denn das Vorgehen eines Investors, zwei Modellabels Mit einem derartigen Wettbewerb zu testen, erscheint doch recht unrealistisch. Auch die Wendung zum Ende und die Offenbarung des eigentlichen „Bösen“ kann nicht wirklich überzeugen, denn das ist einfach zu viel des Guten. Hier wurde fast schon „mit dem Holzhammer“ dafür gesorgt, dass die Leser*innen ein Happy End auf so vielen Ebenen wie möglich bekommen – Jannis und Kai müssen natürlich ihre Chance bekommen, ebenso dürfen die Modelabels nicht gänzlich untergehen, da sie den Helden zu viel bedeuten. Und natürlich muss der konservative Vater Halt einen kompletten Sinneswandel durchmachen und seine moralischen Einstellungen um 180° drehen, damit nichts dem Happy End entgegensteht. Die Tatsache, dass auch noch ein Cameo von Barbara Schöneberger mit einigen Drag Queens vorkommt, wirkt sehr befremdlich, immerhin ist die Fernsehmoderatorin nicht unbedingt positiv in Erinnerung geblieben, wenn es um Drag Queens geht.
Trotz aller Kritikpunkte werden auch wichtige Themen angesprochen wie Zwangsouting und Homophobie. Gerade das Thema Zwangsouting wird sehr ausführlich dargestellt und zeigt auf, mit welchen Problemen Betroffene zu kämpfen haben.

Die Figuren sind sympathisch, entsprechen aber größtenteils der üblichen Klischees – sowohl Jannis als auch Kai bleiben recht blass, da sie die üblichen charakterlichen Punkte abdecken. An welchem Punkt sie sich ineinander verliebt haben, verpasst man als Leser*in, da die Nacht im Hotel nur in Rückblenden in die laufende Handlung eingebaut werden, was jedoch eher störend auffällt, da man aus dem Lesefluss gerissen wird. Daher fehlt ein wenig das Verständnis, warum sie so sehr am jeweils anderen hängen.
Die übrigen Figuren sind teilweise interessanter und lebendiger als die Hauptfiguren, allen voran Jannis‘ Mutter, die mit ihrer alternativen Art und ihrem Charme alle anderen in den Schatten stellt.

Stilistisch legt Andreas Suchanek einen lockerleichten Roman vor, der vor allem durch seine flapsigen, modernen Dialoge besticht und wechselnd aus Jannis‘ und Kais Sicht erzählt wird. Dadurch lernt man die Figuren und ihre Gedanken und Gefühle sehr gut kennen. Auch die Beschreibungen sind gelungen, allerdings nehmen diese manchmal sehr viel Raum ein, was die Geschichte an einigen Stellen unnötig aufbläht und in die Länge zieht – hier wäre weniger mehr gewesen.

Fazit:
„Stolen Kisses“ ist ein Gay Romance mit etlichen Schwächen, die das Lesevergnügen spürbar trüben – allen voran fällt die unlogische Handlung ins Gewicht und das übertriebene Happy End, das in der Form weder glaubwürdig ist, noch zufriedenstellen kann. Die Figuren sind recht stereotyp geraten und wirken, bis auf wenige Ausnahmen, recht statisch und unspektakulär – Andreas Suchanek bietet wenig Neues, denn die meisten Handlungselemente hat man in dieser Form schon gelesen. Auch die prickelnde Liebesgeschichte bleibt weitestgehend auf der Strecke, denn man ist nicht dabei, wenn sich Jannis und Kai näherkommen – die Rückblenden können da wenig retten. Wer lockerleicht geschriebene New Adult Bücher mit queeren Figuren mag, kann einen Blick riskieren.

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