[ROMAN] Luis & Dima – Forever our beginning von Kai Spellmeier

Autor*in: Kai Spellmeier
Übersetzer*innen: Svantje Volkens
Taschenbuch: 384 Seiten
ISBN: 978-3846602300
Preis: 6,99 EUR (eBook) / 15,00 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Ein Umzug in das idyllische Fountainbridge und das Zurücklassen all seiner Freunde ist das letzte, was Dima gewollt hat, zumal sich das kleine Örtchen im Dezember in eine wahre Weihnachtshölle verwandelt. Von leuchtenden Lichtern überall, Punsch und Gesang über Karaoke von Weihnachtsliedern bis hin zu Eisschwimmen und vielen weiteren schrägen Weihnachtstraditionen – der Ort hat alles zu bieten. Als der Nachbarsjunge Luis beginnt ihm nach und nach die weihnachtliche Stimmung näher zu bringen, kommen sich die beiden unwillkürlich näher. Doch Dima hadert mit seiner Sexualität, vor allem da hier der Grund für einen Streit mit seinem besten Freund liegt, den er seit seinem Umzug nicht mehr gesprochen hat …

Eigene Meinung:
Der weihnachtliche, queere Jugendroman „Luis & Dima – Forever our beginning“ von Kai Spellmeier erschien im Oktober 2024 im ONE Verlag und ist in sich abgeschlossen. Ähnlich einem Adventskalender hat es 24 + 2 Kapiteln, so dass man es in der Vorweihnachtszeit auch als kleines Adventsbüchlein lesen kann. Neben einer romantisch-kitschigen Grundstimmung greift die Geschichte auch einige ernste Themen wie Mobbing und Homophobie innerhalb der queeren Gemeinschaft auf.

Das Buch setzt kurz vor dem ersten Dezember an – Dima zieht mit seiner Mutter in das idyllische Fountainbridge, einem Dorf, in dem an jedem Tag verschiedene weihnachtliche Traditionen gepflegt werden, ganz gleich wie seltsam sie für Außenstehende anmuten. Natürlich gibt es pünktlich zum Start in die Weihnachtszeit Schnee, der die weihnachtliche Atmosphäre noch zusätzlich unterstreicht. Hier lernt man als Leser*in gemeinsam mit Dima den Nachbarsjungen Luis kennen, der Weihnachten liebt und mit seinen Freund*innen versucht einiges für queere Mitschüler zu verändern. Dass sich die beiden Teenager zwischen Weihnachtsgebäck, Schlittschuhlaufen und DIY-Nussknackern näher kommen ist genauso vorhersehbar und obligatorisch wie die Probleme die dies mit sich bringt. Kai Spellmeier legt daher eine klassische Liebesgeschichte für jugendliche Leser*innen vor, in der die weihnachtliche Romantik im Fokus steht. Nichtsdestotrotz greift er auch einige schwierigere Themen auf – der Kampf von Luis und seinen Freund*innen für genderneutrale Toiletten und die Gründung eines queeren Clubs an der Schule; ebenso Dimas Probleme mit seiner eigenen Sexualität und der Angst, davor in eine Schublade gesteckt zu werden, was zu teils homophoben Verhalten gegenüber queeren Menschen führt. Gerade letzteres liest man eher selten in Jugendbüchern, so dass dieser Aspekt der Geschichte etwas angenehm Neues ist, zumal der Autor sehr sensibel mit der Thematik umgeht. Von diesem Punkt abgesehen bietet „Luis & Dima – Forever our beginning“ wenig Neues – der Roman ist eine Mischung aus (teils unrealistischer), kitschiger Weihnachtsgeschichte, kombiniert viel Romantik und Herzschmerz. Zum Glück verzichtet der Autor auf Erotik, was nicht zum Grundtenor des Buches gepasst hätten.

Die Figuren sind sympathisch, bleiben aber insgesamt ein wenig blass. Von Luis erfährt man lediglich, dass er eine große Familie hat, offen schwul lebt und Weihnachten liebt; Dima bleibt ein wenig verschlossener, da er nicht geoutet ist und mit sich selbst zu kämpfen hat. Die beiden kommen schnell zusammen – im Grunde ist Luis schon beim ersten Aufeinandertreffen verliebt und auch Dima lässt sich schnell von Luis um den Finger wickeln. Die übrigen Figuren bleiben leider ähnlich blass – gerade Dimas Freund Alec ist genau das, wovor Dima Angst hat – gefühlt wird sein Charakter auf die sexuelle Identität beschränkt. Sicherlich bekommt man mit, dass Alec unsicher, aber durchaus kämpferisch ist, aber ansonsten erfährt man wenig von ihm. Auch Hannah ist in dem Punkt nicht mehr als die mürrische, lesbische Freundin, die für zynische Sprüche verantwortlich ist.

Aufgrund des Stils fällt der Einstieg in die Geschichte schwer, denn der Autor erzählt die Geschichte aus personaler Sicht im Präsens, was sich zumeist etwas hölzern liest und auch nicht immer eingehalten wird, da er oftmals in die Vergangenheitsform rutscht. Dadurch wirkt die Geschichte leider etwas hölzern und unpersönlich, als Leser*in bleibt man den Figuren fern, obwohl die Geschichte wechselnd aus Dimas und Luis‘ Sicht erzählt wird. Auch die, teils übertriebenen, weihnachtlichen Beschreibungen und Traditionen sind mit der Zeit etwas ermüdend, gerade weil sie so unrealistisch sind – wo gibt es 24 Tage im Dezember schon perfektes Wetter und Weihnachtstraditionen, die sämtliche Dorfbewohner*innen mittragen. Sicherlich – es ist ein Weihnachtsbuch, da darf es auch unrealistisch sein, damit die Stimmung passt, aber in „Luis & Dima – Forever our beginning“ ist es ein wenig too much.

Fazit:
„Luis & Dima – Forever our beginning“ von Kai Spellmeier bietet eine romantisch-kitschige Weihnachtsliebesgeschichte für jugendliche Leser*innen, die durch viel Romantik und schräge weihnachtliche Traditionen besticht. Zwar greift der Autor auch ernstere Themen auf, der Fokus liegt aber auf der Liebesgeschichte zwischen Dima und Luis. Leider sorgt der Stil dafür, dass einem die Figuren nicht so nahekommen, weswegen diese ein wenig blass bleiben. Gerade die Nebenfiguren werden fast nur über ihre Sexualität oder Identität definiert, was im Buch als untergeordnetes, problematisches Thema behandelt wird. Wen das nicht stört, bekommt eine romantische Weihnachtsgeschichte für Zwischendurch – passend in 24+2 Kapitel verpackt, um das Buch wie einen Adventskalender zu lesen.

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