Autor: AnnSophie Frind
Taschenbuch: 328 Seiten
ISBN: 978-3961920396
Preis: 5,99 EUR (eBook) | 11,95 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Die Nacht des Johannisfreuers verändert das Leben des 18-jährigen Matties grundlegend – statt in den Flammen zu sterben, in der er beim Sprung gestürzt ist, überlebt er unverletzt. Die Gläubigen des kleinen, mittelalterlichen Dorfes schwanken zwischen Wunder und Teufelswerk, daran ändert auch das Auftauchen der Engel Gabriel und Raziel nichts, die vom Herrn geschickt wurden, um Matties von seiner göttlichen Aufgabe in Kenntnis zu setzen. Der junge Mann soll eine Wahl treffen, die über die Zukunft der Welt entscheidet. Und während Matties an der Aufgabe, die ihm zuteilwurde, immer mehr verzweifelt, werden die Engel menschlicher und beginnen Gefühle zu entwickeln. Damit hat ganz besonders Raziel Probleme, der sich immer stärker zu Matties hingezogen fühlt.
Eigene Meinung:
„Die Flammen der Engel“ ist der Debütroman von AnnSophie Frind und spielt im ausgehenden 15. Jahrhundert. Das knapp 330 seitige Buch erschien im Dezember 2017 im Weibsbilder Verlag und ist in sich abgeschlossen. Inzwischen liegen von der Autorin weitere Romane vor, die in der heutigen Zeit angesiedelt sind.
Die Geschichte beginnt spannend und bietet eine Menge Potenzial für ein ungewöhnliches Abenteuer, ganz besonders wenn man Engel mag und eine Vorliebe für historische Romane mit einem Hauch Fantasy hat. Der Einstieg in die Geschichte ist AnnSophie Frind auf jeden Fall gelungen, die Beschreibungen sind bildhaft und man hat den Eindruck, dass sich die Autorin über die Zeit und das Leben im Mittelalter informiert hat. Leider ändert sich das, je mehr Kapitel man liest und je mehr Unlogik in den Handlungssträngen auftaucht. Vieles ist den Handlungen der Charaktere geschuldet, die mitunter nicht so reagieren und agieren, wie man es erwartet. Da passieren viele Dinge aufgrund fragwürdiger Entscheidungen und Aktionen, die dem Leser unverständlich sind oder in einigen Situationen keinen Sinn mehr machen – alles, um die Handlung in eine gewisse Richtung zu treiben. Das ist schade, insbesondere weil die Autorin gerade im Mittelteil des Buches viel Potenzial verschenkt und sich die Handlung in die Länge zieht. Denn nach Matties Sturz ins Feuer und dem Auftauchen der Engel passiert im Grunde nichts – es ist ein Warten auf den Tag von Matties finaler Entscheidung, der mehrere Monate später ansteht. Sicherlich sind einige Dinge interessant, zum Beispiel die Tatsache, dass die Engel immer menschlicher werden, aber ansonsten hätte man in dieser Zeit einfach mehr Spannung aufbauen können.
Auch die Liebesgeschichte kommt teilweise nicht beim Leser an, denn man hat nicht den Eindruck, dass sich wirklich etwas zwischen Matties und Raziel entwickelt. Matties ist die meiste Zeit beleidigend und herablassend, was Raziel in dem Bauern sieht, weiß man auch nicht so genau.
Ein großer Schwachpunkt sind leider auch die Figuren – im Grunde gab es niemanden, den man wirklich ins Herz schloss. Matties ist ein Charakter, der unheimlich sprunghaft ist und nur selten mit der Meinung anderer zurechtkommt, wenn sie konträr zu seiner eigenen stehen. Statt eine ehrliche Antwort hinzunehmen, wird er schnell beleidigend und abfällig – auch den Engeln gegenüber. Sicher steht er unter enormen Druck, aber sein Denken und Handeln geht einem mit der Zeit wirklich auf die Nerven. Die beiden Engel sind leider ein wenig blass und auch sie handeln nicht immer logisch. Viele Dinge, die sie tun, wirken nicht schlüssig und hinterlassen eher Fragen.
Leider können auch die Nebenfiguren nicht punkten – auch wenn sie mitunter am, sympathischsten sind, wie zum Beispiel Matties Familie. Was jedoch stark ins Gewicht fällt ist die Inaktivität der Bewohner des Dorfes und das Fehlen des dörflichen Lebens. Bis auf die Tatsache, dass die Dörfler nach Matties‘ Sturz da sind und entsprechend diskutieren, bekommt man nichts von ihnen mit. Da sind zwei Engel in ihrem Dorf, wandeln über Monate zwischen ihnen und niemand scheint es zu stören. Auch scheinen keine Händler oder Reisende durch das Dorf zu kommen – obwohl sich das Auftauchen zweier Engel mit Sicherheit herumsprechen würde. Da fehlen die Reaktionen, ein realistisches Bild der breiten Masse, die nun einmal den Rahmen einer Geschichte ausmachen und ein historisches Buch erst authentisch machen. Leider konzentriert sich AnnSophie Frind nur auf Matties und die beiden Engel – der Rest bleibt auf der Strecke.
Stilistisch gibt es ein paar Dinge anzumerken, wenn man „Die Flammen der Engel“ lesen will. AnnSophie Frind hat einen soliden Stil, der gerade zu Beginn der Geschichte tolle Bilder im Kopf erzeugt, allerdings schleichen sich im Laufe der Zeit immer mehr stilistische und grammatikalische Fehler ein, die den Lesefluss hemmen – hier hat das Lektorat geschlafen, denn viele Dinge hätte man vor Veröffentlichung ausmerzen können. Zum einen hat sie eine sehr adjektivreiche Sprache, die den Text ungemein aufbläht und schnell ermüdet, zum anderen sind die geschwollenen Dialoge, die hin und wieder auch mit Wörtern gespickt sind, die nicht in die Zeit des 15. Jahrhunderts passen, nicht jedermanns Sache. Wer es authentisch und realistisch mag, wird mit „Die Flammen der Engel“ leider nicht glücklich werden.
Fazit:
„Die Flammen der Engel“ von AnnSophie Frind ist ein Gay Fantasy, der den Leser mit gemischten Gefühlen zurücklässt und der so viel mehr hätte sein können. Leider kann das Buch inhaltlich nur bedingt überzeugen, was vor allem an den unausgegorenen und sprunghaften Charakteren liegt und daran, dass die Zeit und die Randfiguren nicht nachvollziehbar umgesetzt wurden. Auch stilistisch schleichen sich Fehler ein, die man im Vorfeld hätte ausmerzen können. Schade …