Autor*in: T. J. Klune
Übersetzer*in: Michael Pfingstl
Sprecher*in: Julian Horeyseck
Taschenbuch: 688 Seiten
Hörbuch: 19 Stunden, 43 Minuten
ISBN: 978-3453323605
Preis: 10,99 EUR (eBook) / 18,00 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Nachdem sein Vater die Familie verlassen hat, lebt Oxnard Matheson mit seiner Mutter in Green Creek und ist ein introvertierter Außenseiter, der lieber für sich bleibt. Das ändert sich als in das scheinbar verlassene Nachbarhaus die ungewöhnliche Familie Bennett zieht und Oxnard sich mit dem zehnjährigen Joe anfreundet. Wie selbstverständlich wird Oxnard in die Familie aufgenommen und schon bald erfährt er das Geheimnis der Bennetts – sie sind Werwölfe und das Land um Green Creek gehört ihnen. Während Joe zum neuen Alpha heranwächst, erfährt Oxnard mehr über die Welt der Werwölfe und ist bald untrennbar mit den Bennetts verbunden. Das friedliche Leben endet, als ein fremder Werwolf mit seinem Gefolge auftaucht und den Alpha der Bennetts tötet. Getrieben von dem Wunsch nach Rache, nimmt Joe die Verfolgung auf und lässt Oxnard zurück, was diesen dazu bringt selbst in die Rolle eines Alphas zu schlüpfen, um die zu schützen, die ihm lieb und teuer sind.
Eigene Meinung:
Mit „Das Lied das Wolfes“ legt T.J. Klune den ersten Band der vierteiligen „Green Creek“ Reihe vor, in dem Oxnard und dessen Entwicklung im Zentrum steht. Das Buch kam 2016 beim Verlag Dreamspinner Press auf den Markt, 2023 erfolgte die Neuauflage im Tor Verlag. Der Heyne Verlag brachte den Roman im Frühjahr 2025 auf den deutschen Markt, wo auch die bisherigen Bücher von T.J. Klune erschienen sind. In regelmäßigen Abständen erscheinen die weiteren Bände der Reihe, die immer andere Figuren ins Zentrum stellen. Neben den vier Romanen gibt es noch mehrere Kurzgeschichten, die in englischer Sprache auf der Homepage des Autors zu finden sind.
Die Geschichte setzt zu einer Zeit an, in der Oxnard sechzehn ist – er arbeitet in der Werkstatt eines Freundes seines Vaters und lebt ein stilles, zurückgezogenes Leben mit seiner Mutter. Als die Bennetts in die Stadt zurückkehren, ändert sich Oxnards Leben nach und nach, denn mit jedem Geheimnis, das Ox lüftet, taucht er tiefer in die Welt der Werwölfe ein. Seine Bindung an Joe, den jüngsten Sohn der Bennetts wächst Jahr um Jahr, was auch Ox‘ Verbindung zu den Werwölfen prägt. Als Leserin ist man die ganze Zeit beobachtend dabei, denn T.J. Klune erzählt die Geschichte von Oxnard und Joe von Anfang an – das Kennenlernen, die Geheimnisse der Bennetts, Oxnards Platz im Rudel und die Gefahren, die nach und nach Einzug in Green Creek halten. Die Geschichte allein umspannt etliche Jahre, was bedeutet, dass zwar immer wieder Wochen und Monate übersprungen werden, jedoch auch Ereignisse beleuchtet werden, die nicht vor Action und Spannung strotzen. Die meiste Zeit plätschert die Geschichte recht ruhig vor sich hin, abgelöst von einigen Kämpfen, die das Rudel bestreiten muss. T.J. Klune setzt Oxnard ins Zentrum der Geschichte, der als menschliches Rudelmitglied seinen Weg und seine eigene Stärke finden muss, um die zu schützen, die er liebt. Das bedeutet auch, dass die Liebesgeschichte zwischen Ox und Joe auch aufgrund des Age Gaps zu Beginn der Geschichte eine untergeordnete Rolle einnimmt – sie ist zwar präsent, doch der Fokus der Handlung liegt auf die Familienbande und den Zusammenhalt der Figuren untereinander.
Die Welt der Werwölfe bietet grundsätzlich keine neuen Aspekte – es gibt Alphas, Betas und Omegas, wobei letztere kein Teil eines regulären Rudels sind. Dennoch stellt der Autor seinen Wolfsrudeln menschlichen Hexen zur Seite, die die Macht eines Alphas stärken und das Rudel schützen können. Das Konzept ist durchaus spannend und bietet viel Potenzial – man darf gespannt sein, was sich T.J. Klune für die nächsten Bände ausgedacht hat, in denen die Geschichte einer Nebenfigur des ersten Bandes erzählt wird.
Die Figuren sind sympathisch, greifbar und sehr gut in Szene gesetzt – man kann sich sehr gut in Oxnard hineindenken, denn man erlebt die Ereignisse durch seine Augen. Er reift im Laufe der Ereignisse spürbar und findet seinen Platz im Rudel, ganz besonders als Joe und ein Teil der Rudelmitglieder auf Rachefeldzug sind. Joe wiederrum ist im Grunde ein witziger, offener Charakter, der als Kind viel schlimmes mitmachen musste, weswegen die Familie überhaupt nach Green Creek zurückgezogen ist, Da man Joe als Kind kennenlernt, fällt es ein wenig schwer, ihn und Oxnard später als Pärchen zu sehen. Die übrigen Figuren sind sehr verschieden, passen aber gut zur Geschichte. Sie geben Oxnard und Joe einen passenden Rahmen sich zu entwickeln und dürfen teilweise in den nächsten Bänden zeigen, was sie können.
Stilistisch gibt es nichts zu bemängeln – T.J. Klune legt einen atmosphärischen Roman vor, der durch Witz, Charme und gelungene Dialoge besticht. Nichtsdestotrotz braucht man Geduld, wenn man „Das Lied des Wolfes“ lesen oder hören will, denn so stimmungsvoll und rund die kleinen Szenen in Green Creek sind, in denen man die Figuren besser kennenlernt, so sehr zieht sich die eigentliche Geschichte in die Länge. Die erste Hälfte des Buches passiert wenig und auch danach bestimmen die ruhigen, eindringlich geschriebenen Szenen die Geschichte.
Julian Horeyseck ist als etablierter Hörbuchsprecher der T.J. Klune Romane die perfekte Wahl um die Geschichte zu erzählen. Er gibt jeder Figur eine eigene Stimme und weiß, wie man eine Geschichte lebendig werden lässt. Es macht Spaß ihm zuzuhören und sich von ihm in die Welt von Green Creek entführen zu lassen.
Fazit:
„Das Lied des Wolfes“ ist ein solider Auftakte der „Green Creek“-Reihe und besticht durch eine ruhige, emotionale Geschichte, sympathische, gut nachvollziehbare Figuren und einen soliden Schreibstil. Statt der Liebesgeschichte steht spürbar Oxnards Entwicklung, die Familienbande und der Zusammenhalt im Zentrum, weswegen Gay Romance Fans nur bedingt auf ihre Kosten kommen dürften, zumal der Age Gap zu Beginn der Geschichte nicht jedem gefällt. Wen das nicht stört, bekommt einen schönen, atmosphärischen Roman, der zwar ein wenig Zeit braucht, um anzulaufen, aber nichtsdestotrotz Lust auf mehr macht. Und wer queere Hörbücher sucht, macht mit dem Sprecher Julian Horeyseck nichts falsch –seine Stimme ist perfekt, um in die Welt von Green Creek zu entführen.