[ROMAN] BRÏN von Sameena Jehanzeb

Autor: Sameena Jehanzeb
Taschenbuch: 428 Seiten
ISBN: 978-3-940611-57-4
Preis: 12,99 EUR (eBook) | 18,95 EUR (Taschenbuch)
Bestellen: Amazon

Story:
Die Edana, das Oberhaupt der Welt BRÏN wird bei einem Besuch auf der Erde (Terra) ermordet. Für ihre getreue Shi Kamika, Wächterin der Winde auf BRÏN, kommt der Tod der Frau einer Katastrophe gleich. Auch für die übrigen Shi und die Bevölkerung der magischen Welt BRÏN ist der Tod ihrer Edana eine Katastrophe, denn nur sie ist in der Lage das Schutzschild um den Planeten zu erneuern und die Welt vor den schattenhaften Skrae zu schützen. Glücklicherweise scheint die Macht der Edana bereits zu der hochnäsigen, arroganten Sofia übergegangen zu sein, ein einfaches, terranisches  Zimmermädchen, das die Edana als Letzte lebend gesehen hat – jetzt gilt es, das Mädchen auf ihre Aufgabe vorzubereiten.
Um BRÏN zu schützen werden alle Portale zur Erde geschlossen – dennoch kommt Juno noch in die Welt der Edana und Shi, ebenso gelingt einem Mann der Übergang, der im 19. Jahrhundert für eine der schlimmste Mordserien verantwortlich ist. Während sich Juno auf BRÏN einlebt und sich mit Kamika anfreundet, beginnt eine grausame Mordserie, der vorwiegend gestrandete Terranerinnen zum Opfer fallen …

Eigene Meinung:
Mit „BRÏN“ legt Sameena Jehanzeb ihr Debüt vor, das 2017 im Butze Verlag erschien, der sich erstmals in das Fantasygenre vorwagt. Als Grafikdesignerin hat die Autorin den Buchumschlag gestaltet, der sehr gut die einzelnen Handlungselemente einfängt und einen Vorgeschmack auf den Inhalt gibt. Die Geschichten um BRÏN soll zudem in nächster Zeit fortgeführt werden, denn die Autorin plant weitere Romane, die in ihrer Welt spielen.

Der Einstieg in die Geschichte fällt nicht gerade leicht, da es zu Beginn sehr durcheinander geht und man eine Weile braucht um einen Überblick über die verschiedenen Figuren und die Erzählebenen zu bekommen. Auch BRÏN – eine Welt, die von Magie durchtränkt ist und gänzlich anders funktioniert als die Erde – und dessen Bewohner wirken am Anfang noch ein wenig fremd, so dass man braucht, um sich mit den Figuren und den Handlungsbögen zu identifizieren, was für einige Längen im ersten Teil des Buches sorgt. Doch spätestens ab der Hälfte hat man einen guten Überblick und kann sich auf die Geschichte konzentrieren, die ein Mix aus Fantasy, Romantik und Krimi ist, was mal gut ineinandergreift, mal weniger gut. Nicht jedem mag die Einflechtung von Jack the Ripper gefallen – gerade denjenigen, die sich intensiv mit dem Serienmörder beschäftigt haben, könnten die Erklärungen der Autorin negativ auffallen. Darüber hinaus gibt es an einigen Stellen s kleinere und größere Logiklücken, die den Lesefluss hemmen, die zum Ende hin jedoch überwiegend aufgelöst werden und die gesamten Ereignisse in einem vollkommen anderen Licht präsentieren. Sameena Jehanzeb gelingt nämlich ein wahrlich genialer Dreh am Ende, der die Geschichte ungemein aufwertet und mit dem der Leser überhaupt nicht gerechnet hat. Ein paar Punkte bleiben zwar ungeklärt und damit auch in sich nicht vollständig schlüssig, doch darüber kann man hinwegsehen. Auch ist die Liebesgeschichte ein wenig vorhersehbar, denn es ist relativ schnell klar, in wen Juno sich verguckt, während sie sich in BRÏN einlebt. Angenehm ist jedoch, dass sich die Beziehung zwischen den beiden Frauen langsam entwickelt und nicht der Schwerpunkt der Geschichte ist – die anderen Handlungselemente stehen klar im Vordergrund.

Sameena Jehanzeb hat eine Vielzahl verschiedener Charaktere erschaffen, die durchaus lebendig und liebenswert sind. So kann man sich gut mit der sanften, offenen Juno anfreunden, ebenso mit der forschen, kämpferischen Kamika. Auch die übrigen Shi fallen positiv ins Gewicht und sind sehr sympathisch. Allerdings sind die guten wirklich auffallend gut, da sie alle im Grunde keine Makel aufweisen, was sie einfach zu perfekt macht. Im Gegenzug dazu scheint Sofia nur negative Charaktereigenschaften abbekommen zu haben – an ihr ist nichts Positives, so dass man ihr überhaupt keine Chance gibt. Diese extreme Schwarz/Weiß-Sicht mag nicht jedermanns Sache sein, da sie doch stark polarisiert und die Figuren unglaubwürdig macht – niemand ist nur gut oder nur böse.

Stilistisch legt Sameena Jehanzeb ein beeindruckendes, sprachgewandtes Debüt vor, da sie einen Hang zu ausufernden Beschreibungen hat, mit der sie ihre Fantasywelt beschreibt. Der Leser wird mittels wechselnder Perspektiven durch „BRÏN“ geführt – zumeist erlebt man die Ereignisse aus Kamikas oder Junos Sicht, aber auch Jack und Sofia kommen zu Wort.
Die Autorin wird manchmal ein bisschen zu ausführlich, was für Längen sorgt, doch insgesamt lässt sie das Buch gut lesen. Auch die Dialoge sind toll umgesetzt, ebenso die Actionszenen und auch die humoristischen Einlagen, denn die Autorin hat ein Gespür dafür. Dem gegenüber stehen die blutigen Mordszenen von Jack (die ebenfalls ausführlich beschrieben werden) – da hätte man auch abblenden können.

Fazit:
„BRÏN“ ist ein gelungener, lesbischer Fantasyroman, der den Leser in eine vollkommen andere Welt entführt und durch eine komplexe Handlung und einen schönen Schreibstil besticht. Die Geschichte ist manchmal etwas zu langatmig und unlogisch, auch die Schwarz/Weiß-Charaktere können nur bedingt überzeugen, doch die Wendung am Schluss entschädigt dafür. Wer ungewöhnliche Fantasy mag und zu Beginn ein wenig Durchhaltevermögen beweist, bekommt einen schönen Fantasyroman, der durchaus Lust auf mehr macht – vier schwache Sternchen von mir.

rainbowstarrainbowstarrainbowstarrainbowstarrainbowstar_grey

2 Gedanken zu „[ROMAN] BRÏN von Sameena Jehanzeb“

  1. Guten Morgen!

    Freut mich dass es dich am Ende doch noch überzeugen konnte auch wenn du einige Kritik hast. Dass die Figuren so stereotyp sind fand ich jetzt gar nicht – bis auf die Böse … aber das fand ich jetzt nicht so schlimm, da sie für mich eher eine Randfigur war und ich mich eher auf die anderen konzentriert hatte.
    Bei Jack the Ripper weiß ich nicht, was da von dem “echten” Mythos her nicht stimmig ist, ich fand es einfach eine gelungene Idee diese Figur mit einzubauen und ihn auf seine ganz eigene Weise und für die Geschichte passend reagieren zu lassen.
    Ich war einfach nur super unterhalten, darum sind mir vielleicht diese Dinge gar nicht so aufgefallen 😉

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Huhu,
      ich denke, da sind Geschmäcker wirklich verschieden – was ja nicht schlimm ist, im Gegenteil. Mich haben am meisten die Logiklücken rund um Akko gestört – das hier auszuwalzen würde nur zu viel werden und zudem Spoilern, deswegen hab ich das auch nicht in die Rezi eingebaut. Aber ich habe ja die Gelegenheit demnächst mal direkt mit der Autorin zu reden 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert