[ROMAN] Guardian 1 – Seelenwächter von Priest

Autor*in: Priest
Übersetzer*innen: Monika Li, Sarah Ozolnieks
Hardcover: 448 Seiten
ISBN: 978-3426563786
Preis: 9,99 EUR (eBook) / 24,00 EUR (Hardcover)
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Story:
Ein mysteriöser Mordfall an einer Universität ruft den Ermittler Zhao Yunlan auf den Plan, der Leiter einer verdeckten Abteilung ist, die sich mit übernatürlichen Fällen beschäftigt. Ähnlich außergewöhnlich ist sein Team, in dem fast niemand ein gewöhnlicher Mensch ist. Bei den Ermittlungen wird Zhao Yunlan auf den mysteriösen Professor Shen Wei aufmerksam, der ihn nicht nur fasziniert. Und während sich schon bald zeigt, dass der Fall größere Kreise zieht, die bis in die Unterwelt reichen, lernt Zhao Yunlan den abweisenden, nicht durchschaubaren Mann immer besser kennen und deckt das ein oder andere Geheimnis auf …

Eigene Meinung:
„Seelenwächter“ ist der erste Band der „Guardian“-Trilogie von Priest, die aufgrund ihres Erfolges in China eine 40-teilige Live Action Adaption bekam, die 2018 einige Preise gewinnen konnte. Die deutsche Übersetzung erschien 2025 als schön aufgemachte Hardcover Ausgabe bei Bramble Books und enthält einige Illustrationen, sowie eine Character Card. Mit „Gesandter der Unterwelt“ liegt Band 2 bereits vor, Band 3 soll im Winter 2026 erscheinen.

Die Geschichte beginnt gemächlich und lässt sich viel Zeit, um den ersten Spannungsbogen aufzubauen – man lernt die Figuren kennen, bemerkt recht schnell die vielen Geheimnisse, die den ein oder anderen umgeben und wird mit den seltsamen Vorfällen an der Universität konfrontiert. Diese sind der Grundstein für die weiterführende Geschichte, die sehr stark ins Mythische und Übernatürliche abdriftet, so dass Leser*innen insgesamt eine Mischung aus Krimi, Fantasy, chinesischen Mystizismen und angedeuteter Romantik erwartet. Wer auf eine übernatürliche Mordserie hofft, wird jedoch enttäuscht, denn eine größere Rolle spielen die Ereignisse an der Universität irgendwann nicht mehr, zumal es keine weiteren Morde mehr gibt. Insgesamt hat man immer wieder den Eindruck den roten Faden zu verlieren und das Große Ganze nur schwer fassen zu können, was vor allem am etwas holprigen Schreibstil liegt. Es dauert, bis man in die Geschichte hineingefunden und die Figuren kennengelernt hat, einen groben Überblick hat und sich in der Welt zurechtfindet, die die Autorin geschaffen hat. Auch die Liebesgeschichte kommt nur sehr verborgen zum Tragen – was aber bei der Autorin nicht ungewöhnlich ist. Zhao Yunlan und Shen Wei bleiben zumeist auf Distanz, auch wenn ersterer durchaus versucht, den geheimnisvollen Mann für sich zu gewinnen. Dennoch kann man die Beziehung der beiden nicht mit den westlichen Liebesgeschichten vergleichen, die es in Romanen gibt -sie ist wesentlich versteckter und subtiler, findet eher Platz zwischen den Zeilen. Es wird sich zeigen, wie sich die Liebe zwischen den beiden Figuren weiterentwickelt und wie viel Raum sie in den nächsten Bänden einnehmen wird.

Die Figuren sind ein wenig gewöhnungsbedürftig – Zhao Yunlan ist ein vielschichtiger Charakter, eine Mischung aus charmantem Draufgänger und fähigem Ermittler, der mit einem scharfen Verstand und einem enormen arkanem Wissensschatz ausgestattet ist. Er steht gerne im Zentrum und zeigt, gerade gegenüber Shen Wei was in ihm steckt und wie viel er von der Welt weiß, die für normale Menschen unsichtbar ist. Gleichzeitig ist er jedoch auch ein wenig überheblich und hat seine Ecken und Kanten. Shen Wei wiederrum ist sehr zurückhaltend, still und lässt sich selten etwas anmerken. Er ist das genaue Gegenteil von Zhao Yunlan, verbirgt jedoch einiges, was ihm eine geheimnisvolle Aura verleiht.
Die restlichen Mitglieder des Teams rund um Zhao Yunlan sind eine bunte Mischung aus Geistern und übernatürlichen Wesen, darunter auch die sprechende Katze Daqing. Einzig der Neuzugang der Truppe Guo Changcheng ist ein Mensch, jedoch stark mit der Gesamtsituation überfordert, zumal er panische Angst vor Geistern hat. Er wird zumeist als unwissender Trottel dargestellt, der kaum etwas zu den Ermittlungen beitragen kann, was beim Lesen negativ auffällt. Er ist das Teammitglied, auf das die anderen hinabblicken und über das sie sich lustig machen, was die Figuren alles andere als sympathisch macht und im Laufe der Geschichte immer störender ins Gewicht fällt.

Stilistisch ist „Guardian – Seelenwächter“ wie für chinesische Romane in der auktorialen Erzählperspektive geschrieben, sprich man schwebt zumeist über dem Geschehen und bekommt die Eindrücke, Gedanken und Gefühle von den aktiv handelnden Figuren mit. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig, zumal man immer ein wenig distanziert von den Hauptfiguren bleibt und sich nur bedingt mit ihnen identifizieren kann. Auch springt man mitten in den Szenen von einer Figur zur anderen, was den Lesefluss stört und auch den Spannungsbogen aus einigen Szenen nimmt. Die Beschreibungen sind ansonsten stimmig und passend, auch die Dialoge können größtenteils überzeugen, ganz besonders die witzigen Kommentare des Katers Daqing. Schön sind auch die Fußnoten und Erläuterungen, das Glossar und die Hintergründe am Ende des Buches – auf die Weise erhält man noch viele Informationen zum Buch und der Geschichte.

Fazit:
Mit „Seelenwächter“ legt die chinesische Danmei-Autorin Priest den ersten Band ihrer fantastischen Krimi-Trilogie „Guardian“ vor, der nur schwer überzeugen kann. So spannend die Rahmenhandlung voller mystischer Elemente ist, so schwerfällig und abgehakt lesen sich die einzelnen Kapitel, ganz gleich, ob es sich um die Fälle oder die Liebesgeschichte zwischen Zhao Yunlan und Shen Wei handelt. Es dauert bis man mit den Figuren warm wird, mit einigen kann man sich bis zum Ende nur schwer arrangieren. Auch der sprunghafte Schreibstil sorgt dafür, dass man nur schwer am Ball bleiben kann und richtig in die Geschichte eintauchen kann. Wer Danmei-Romane mit realem Setting mag, sollte einen Blick riskieren – ich empfehle aber zuvor ins Buch reinzulesen, um zu schauen, ob der Stil von Priest überzeugen kann.

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