[AUTOBIOGRAFIE] Geheilte Seele – Befreites Ich von Valerie Schnitzer

Autor: Valerie Schnitzer
Taschenbuch: 266 Seiten
ISBN-13: 978-3961115167
Preis: 4,99 EUR (eBook) | 11,99 EUR (Taschenbuch)
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Inhalt:
Als Mann geboren, sich jedoch schon immer als Frau gefühlt, hat Valerie Schnitzer ein halbes Leben im falschen Körper gelebt und versucht damit klar zu kommen. Sie wird Lehrerin für Musik, lebt sich und ihre Gefühle mittels Musik und innerhalb der Kirche aus und versucht ein normales Leben zu führen. Erst mit Mitte 40 entscheidet sie sich, ihr Geschlecht anzupassen und den Schritt zu wagen, als Frau zu leben …

Eigene Meinung:
Die Autobiografie „Geheilte Seele – Befreites Ich“ erschien 2018 im Rabenwald Verlag. Valerie Schnitzer erzählt auf knapp 270 Seiten aus ihrem ereignisreichen Leben, ihre Beziehung zu Musik und Kirchen und natürlich auch ihrem Leben im falschen Körper, was zu einem umfangreichen Coming-Out Prozess und schließlich zur Anpassung führt.

Ungeschönt und sehr offen erzählt Valerie Schnitzer aus ihrem Leben, beginnend mit der Kindheit und Jugend, die Problemen, die sie schon frühzeitig hatte und ihrem Leben als Pädagogin für Musik und Musikwissenschaften. Auch ihr Glaube und ihre Beziehung zur Kirche wird stark thematisiert und nimmt ganze Kapitel ein – fast mehr als das eigentliche Thema der Biografie. Ganz gleich, wie oft darauf eingegangen wird, dass sie sich von klein auf als Frau fühlte und wie stark diese Gedanken ihr Leben prägten, die Nähe zum christlichen Glauben wird mindestens genauso intensiv beleuchtet und beschrieben. Besonders zum Ende hin nimmt dieser Teil fast Überhand, gerade wenn man mehr über den Anpassungsprozess erfahren möchte oder mit den Hürden, die es in diesem Zusammenhang zu überwinden gab. Stattdessen beleuchtet die Autorin sehr intensiv ihr Innenleben, was sicherlich nicht uninteressant ist, sich jedoch zunehmend wiederholt und immer stärker von Glaubensdingen und religiösen Momenten geprägt ist. Das macht gerade die letzten 80 Seiten anstrengend und zäh, da man immer wieder dieselben Dinge liest und der Glaubensaspekt stark in den Fokus gesetzt wird. Hier wäre es schöner gewesen, mehr Wert auf die Dinge zu legen, die „außerhalb“ stattfanden und mit dem eigentlichen Thema Transsexualität in Zusammenhang standen – die Probleme, mit denen die Autorin und ihre Partnerin zu kämpfen hatten, die Schwierigkeiten mit der Anpassung und eine umfassender Einbeziehung der allgemeine Sicht auf Freunde, Arbeitskollegen, Schüler etc. In dem Zusammenhang wäre es schön gewesen, mehr von Valerie Schnitzers Partnerin zu hören – Zwischeneinschübe, um ihre Sicht darzulegen. Das hätte für mehr Abwechslung gesorgt und eine zusätzliche Perspektive eingebracht, die mindestens genauso spannend gewesen wäre.
Nichtsdestotrotz erhält man einen tiefen Einblick in die Gedanken und Gefühle von Valerie Schnitzer und bekommt gerade am Anfang hautnah mit, wie extrem die Restriktionen vor einigen Jahrzehnten waren und wie streng und engstirnig die Ansichten hinsichtlich der Erziehung von Jungen und Mädchen waren.

Stilistisch legt Valerie Schnitzer ein gut und flüssig geschriebenes Buch vor, für das man sich jedoch Zeit nehmen sollte. Mit der Zeit sind die Formulierungen recht anstrengend und fordern den Leser wesentlich mehr als andere Autobiografien im Transgender Bereich (so ist „Ich bin Ben“ wesentlich lockerer und leichter geschrieben, was eher junge Leute anspricht, die sich mit dem Thema auseinander setzen wollen). Man spürt, dass dieses Buch von einer Pädagogin verfasst wurde, denn es ist sprachlich wesentlich gewandter und verschachtelter, zudem versteht man als Laie nur wenig von den Abhandlungen über Musik und die historischen Zusammenhänge, ebenso wirken die Ausführungen über die Glaubensaspekte hin und wieder erschlagend.

Fazit:
„Geheilte Seele – Befreites Ich“ ist eine gut geschriebene, teils aber auch etwas langatmige Autobiografie mit einem starken Fokus auf Musik und Glauben, was teils von der Thematik Transsexualität ablenkt. Das ist nicht verkehrt, denn Valerie Schnitzer wird schließlich nicht nur durch das Thema Transsexualität und Anpassung geprägt, sondern auch durch ihren Glauben und die Musik, die sie begleitet – nichtsdestotrotz sollte man dies im Hinterkopf behalten, wenn man das Buch lesen möchte. Bei „Geheilte Seele – Befreites Ich“ handelt s sich nicht um eine reine Trans-Autobiografie, sondern es zeigt all das, was die Autorin ausmacht – teils etwas vager, teils sehr direkt und ausschweifend formuliert. Ob das Buch gefällt, muss jeder selbst entscheiden – am besten in die Leseprobe schnuppern und dann entscheiden.

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