[ROMAN] Wir sind unsichtbar von Maike Stein

Autoren: Maike Stein
Taschenbuch:  192 Seiten
ISBN: 978-3-8415-0309-1
Preis: 7,99 EUR (ebook) | 8,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Die 16-jährige Valeska hatte vor einiger Zeit ihr Coming-Out und kämpft mit den Spätfolgen ihrer Entscheidung: Ihre Mutter scheint sie zu verachten, hat sie Leska doch zu ihrem Ex-Mann gebracht, der mit der Homosexualität seiner Tochter besser umgehen kann. Fortan gestalten sich Valeskas wöchentliche Treffen mit ihrer Mutter als schwierig, doch in ihrer besten Freundin Rina hat sie eine unerschütterliche Stütze an ihrer Seite. Ihr Leben gerät aus den Fugen, als sie auf einer Party beim Flaschendrehen ihre Mitschülerin Inken küssen soll. Bereits während des Kusses wird offensichtlich, dass Inken Leskas Liebe für Mädchen teilt. Die beiden beginnen eine Beziehung, auf Inkens Wunsch hin halten sie die Sache geheim. Fortan ist ihre Zweisamkeit von der Angst vor Entdeckung und beständiger Unsicherheit geprägt, ein Zustand, der gerade Leska zusetzt.

Als Leska endlich erfährt, warum Inken so vehement dagegen ist ihre Liebe öffentlich zu machen, ist das junge Mädchen entsetzt … und entschließt sich zu einem folgeschweren Racheakt an Inkens ehemaliger Schule.

Eigene Meinung:
Der kurze Roman „Wir sind unsichtbar“ stammt von Maike Stein, die für die Hörbuchfassung des Märchens „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ verantwortlich ist und das Jugendbuch „Tagebücher lügen nicht“ geschrieben hat, in dem es um Valeskas Bruder Tim geht. Bei Magellan erschien zudem ihr Mysterythriller „Du oder sie oder beide“.

Mit „Wir sind unsichtbar“ legt Maike Stein eines der ersten deutschen, lesbisches Jugendbücher vor. Während es zumindest im schwulen Jugendbuchbereich einige Veröffentlichungen gibt („Die Mitte der Welt“, „Ihr mich auch“, „Adrian Mayfield“, die Werke von David Levithan), sieht es im lesbischen Bereich recht mager aus, daher ist es erfreulich, dass Oetinger dem Buch eine Chance eingeräumt hat. Inhaltlich legt Maike Stein eine gut lesbare Geschichte vor, in der es um erste Liebe, Akzeptanz, Offenheit und Respekt geht. Allerdings geht es zwischenzeitlich doch recht schnell, denn auf den knapp 200 Seiten passiert eine Menge. Gerade zum Ende hin rasen die Ereignisse und mitunter wünscht man sich, die Autorin hätte sich mehr Zeit gelassen. Immerhin wird es erst ab der zweiten Hälfte wirklich spannend, als die Geheimnisse um Inken gelüftet werden und Rina zum Kampf gegen Homophobie bläst. Am Ende hätte man gerne mehr über den Ausgang der Protestaktion erfahren, die lediglich am Rande Erwähnung findet. Auch bei den ernsten Themen (Mobbing, Homophobie) wünscht man sich ein wenig mehr Tiefgang, immerhin bieten sie Stoff für mehr Drama und einer kritischeren Auseinandersetzung mit dem Thema. Sicher „Wir sind unsichtbar“ ist ein Jugendbuch und der Schwerpunkt liegt auf Leska und ihre Sichtweise, doch insgesamt fehlen mir einfach Dialoge und Erklärungen.

Dennoch ist die Geschichte in sich schlüssig und gut lesbar. Das liegt vor allem an den sympathischen Charakteren, mit denen man sich sofort identifizieren kann. Besonders Leska mit ihrer impulsiven, treuen Offenheit schließt man schnell ins Herz, ebenso Rina, die für ihre Freundin durchs Feuer gehen würde und Inken, die man sehr gut verstehen kann. Auch die übrigen Nebenfiguren wie Valeskas Eltern und ihre Klassenkameraden sind toll in Szene gesetzt und können überzeugen. Es macht Spaß die Jugendlichen zu begleiten und zu sehen, wie sie im Angesicht der Probleme zusammenhalten.

Stilistisch ist „Wir sind unsichtbar“ gelungen – Maike Stein hat einen schönen, leicht lesbaren, flüssigen Schreibstil und bemüht sich um Abwechslung. Aus diesem Grund gibt es nicht nur Einträge auf Leskas Coming-Out Blog, sondern auch kurze Einblicke in Inkens Gedanken- und Gefühlswelt. Letztere versteht man erst im Laufe der Zeit, mitunter denkt man sogar in eine falsche Richtung, was ihre Ängste anbelangt. Ansonsten ist es der Autorin gelungen, ihrer jungen Heldin eine passende Stimme zu geben und sie lebendig zu gestalten. Der Leser fühlt mit Valeska, versteht ihre Sorgen und Probleme und wünscht ihr ein Happy End. Maike Stein trifft die aktuelle Jugendsprache, so dass „Wir sind unsichtbar“ Jugendlichen ab 14 zu empfehlen ist.

Fazit:
„Wir sind unsichtbar“ ist ein gelungener, lesbischer Jugendroman, dem ein paar weitere Seiten und eine ausführlichere Ausarbeitung der ernsten Themen gut getan hätten. Nichtsdestotrotz macht die Lektüre Spaß, was vor allem an den sympathischen Charakteren und dem soliden, flüssigen Schreibstil liegt. Wer auf der Suche nach lesbischen Jugendbüchern ist, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen. Es lohnt sich!

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