[LIKE A DREAM] Vorstellung: Thomas Pregel

Hallo in die Runde,

pünktlich zum vierten Advent habe ich ein neues Interview für euch und Thomas Pregel im Gepäck, der sich den 15 Fragen stellt. Der Berliner Autor hat bereits einige Veröffentlichungen vorzuweisen – demnächst werde ich hier eines seiner Bücher vorstellen.

Erzähl ein bisschen was über dich. Wo kommst du her? Was für Hobbys hast du? Schreibst du Hauptberuflich oder hast du einen „Brot-Job“?
Ich heiße Thomas Pregel, komme gebürtig aus Schleswig-Holstein und lebe nun schon seit siebzehn Jahren in Berlin. Ich bin als Student in die Stadt gekommen und arbeite dort inzwischen als Lektor, Autor und Dozent. Literatur ist meine große Leidenschaft, aber ich kann leider (noch) nicht vom Schreiben allein leben.

Was hat dich dazu gebracht, mit dem Schreiben anzufangen?
Ich kam über das Lesen zum Schreiben. Mit elf, wölf fing ich an, freiwillig Bücher zu lesen, und da war es sofort um mich geschehen. Ich wollte auch schreiben, etwas Faszinierenderes gab es gar nicht mehr. Ich bin dabei geblieben und habe schließlich 2013 meinen ersten Roman mit dem Titel „Die unsicherste aller Tageszeiten“ im Größenwahn Verlag Frankfurt am Main veröffentlicht.

Was bedeutet das Schreiben für dich?
Das Schreiben ist, obwohl nach wie vor ein Hobby, das wichtigste für mich. Es ist das, was meinem Leben Sinn gibt. Außerdem tut es mir insofern gut, dass ich mich niemals ausgeglichener und wohler fühle, als wenn ich gerade geschrieben habe.

Dein Beitrag für die Anthologie ist die Geschichte „Unter dem Wasser“. Wie bist du auf diese Geschichte gekommen bzw. was hat dich dazu bewogen, gerade diese Geschichte zu schreiben?
Anlass für die Geschichte war tatsächlich das ausgegebene Motto/Thema der Anthologie, nämlich Traum. An Wettbewerben oder Anthologien kann ich mich nur beteiligen, wenn das Thema sofort etwas in mir auslöst, mir augenblicklich etwas dazu einfällt. Normalerweise ist das eine Idee, die schon länger in mir schlummert und jetzt erst freigelegt wird. Woher die Idee ursprünglich kommt, kann ich meistens gar nicht mehr sagen, sie ist einfach zur rechten Zeit da.

Was hast du neben „Unter dem Wasser“ noch für Projekte oder Veröffentlichungen?
Ich habe bereits drei Romane und eine Novelle veröffentlicht, alle im Größenwahn Verlag, und dazu noch einige Kurzgeschichten, zum Beispiel in der Reihe „Mein schwules Auge“. Zuletzt erschienen ist mein Roman „Kaltsommer“, eine Mischung aus Krimi und Familien-/Gesellschaftsroman, der zudem noch der Auftakt einer sogenannten „Holsteiner Trilogie“ rund um das holsteinische Dörfchen Kaltsommer ist. An Teil zwei arbeite ich gerade. Bevor der jedoch erscheint, wird im nächsten Jahr noch ein Band mit Erzählungen herauskommen, die in gewisser Weise sehr politisch sind, ohne dabei jedoch das Fiktionale zu vernachlässigen. Ich habe mir alles das vorgenommen, wovor die Anhänger von Pegida, AfD und Co. Angst haben, obwohl es sich dabei ja in der Regel nicht um Ängste handelt, sondern um Wahnvorstellungen, resultierend aus einem Gefühl des Machtverlustes, der sich in Feindlichkeiten ausdrückt. Es wird also um Fremdenfeindlichkeit gehen, um Frauenfeindlichkeit und ganz besonders um Schwulenfeindlichkeit bzw. um die Angst davor, selbst demnächst schwul sein/werden zu müssen, die ja scheinbar grundsätzlich wie ein Damoklesschwert über den männlichen Anhängern dieser Organisationen hängt. Warum auch immer … Neben realistischen Motiven beinhalten diese Geschichten auch immer wieder Horror- und dystopische Science-fiction-Elemente, weshalb ich sie als Schauergeschichten bezeichne. Und eins kann ich sagen: Es macht irre Spaß, diese Schauergeschichten zu schreiben und die ganze (Männer-)Welt schwul werden zu lassen!

Hast du einen bestimmten Ort oder eine bestimmte Person, die dir als Muse dienen? Woher bekommst du deine Ideen?
Nein, ich habe weder einen Ort noch eine Person, die ich brauche, um zu schreiben. Alles, was ich dafür brauche, ist ein ruhiger Platz. Meine Ideen trage ich im Kopf mit mir herum, dort werden sie geboren und gelagert, bis sie reif sind und weiterverarbeitet werden können. Manchmal gibt es eine konkrete Inspiration, oft aber auch nicht. In der Regel vergesse ich die ganz schnell wieder, denn nicht die Inspiration ist wichtig, sondern was am Ende daraus wird, nämlich ein eigenständiges Werk.

Welche Herangehensweise bevorzugst du bei deinen Geschichten?
Ich muss grundsätzlich abwarten, dass die Idee in meinem Kopf einen gewissen ausgereiften Zustand erreicht hat. Sie kann noch so gut sein, wenn ich mich zu früh an ihre Ausarbeitung setze, wird es zumeist nichts. Abwarten und Tee trinken ist manchmal das beste, danach klappt es dann von ganz alleine.

Gibt es etwas, dass dir beim Schreiben besonders schwer fällt?
Nein. Sobald mir die Idee klar vor Augen steht, kann es losgehen. In der Regel brauche ich mehrere Entwürfe, bis alles seinen richtigen Platz gefunden hat, aber das ist nichts, was ich als negativ empfinde. Für mich muss Schreiben ein natürlicher Prozess sein, ein Text muss wachsen, und manchmal braucht er dafür eben länger und mehrere Versuche.

Schreibst du mit Musik oder anderen Geräuschkulissen im Hintergrund oder brauchst du dazu absolute Ruhe?
Früher habe ich zur Musik geschrieben, heute bevorzuge ich Ruhe. Umweltgeräusche dürfen mir dabei gerne ans Ohr dringen, ich muss nicht das Gefühl haben, isoliert und abgeschnitten von der Welt zu sein, also menschliche Unterhaltungen auf der Straße, Vogelgezwitscher oder vorbeifahrende Autos. Aber Musik oder echter Lärm stören meine Konzentration dann doch.

Lässt du dich auch von anderen Autoren inspirieren?
Nein. Ich bewundere viele Autoren, zum einen für das, was sie schreiben, und zum anderen dafür, wie sie etwas schreiben. Aber ich habe genug eigene Ideen und inzwischen auch meine eigene Sprache gefunden, dass ich auf diese Art von Inspiration verzichten kann. Ich möchte ja etwas Eigenes erschaffen, und mich zu sehr von einem anderen Autor beeinflussen zu lassen, gerade wenn ich ihn bewundere, erhöht zu sehr die Gefahr, sein Epigone zu werden und darüber die Eigenständigkeit zu verlieren.

In welchem Genre würdest du dich gerne einmal als Autor versuchen?
Ich probiere einiges aus, habe ja gerade erst einen Krimi geschrieben, obwohl ich als Leser dem Genre gar nichts abgewinnen kann. Als Autor war es dagegen spannend, einmal die Grenzen dieses Genres auszuloten und damit zu arbeiten. Ich habe also keine Berührungsängste und schreibe grundsätzlich, was ich möchte.

Wie würde für dich ein perfekter (Schreib-)Tag aussehen?
Gut schlafen, gut schreiben, gut essen, gut lesen, gut schlafen.

Was sagen deine Familie/deine Freunde zu deiner Autorentätigkeit?
Solange ich sie nicht als Testleser missbrauche und es ihnen überlasse, ob sie meine Sachen lesen wollen oder nicht, ist alles in Ordnung.

Was würdest du jemanden mit auf den Weg geben, der ebenfalls mit dem Schreiben anfangen möchte?
Einfach anfangen. Aber erstmal nicht mit dem Ziel, unbedingt veröffentlichen zu wollen. Schreiben soll Spaß machen. Es ist eine Möglichkeit, sich kreativ auszuleben und dabei auch Neues über sich selbst zu erfahren. Wenn man dann merkt oder denkt, Talent zu haben und immer besser zu werden, kann man auch daran denken, seine Sachen zu veröffentlichen.

Das Thema der Anthologie ist ja „Träume, Hoffnungen und Wünsche“. Wie sieht es denn damit bei dir aus? Was sind deine Träume, Hoffnungen und Wünsche?
Ich wünsche mir, weiterhin genügend Zeit zum Schreiben zu haben, denn da sind noch so viele Ideen in meinem Kopf – und es kommen mehr immer wieder neue hinzu, sodass ich es kaum jemals schaffen werde, sie alle aufzuschreiben –, die zu Papier gebracht werden möchten.


Vielen Dank an Thomas für das informative Interview und die tollen Antworten. Kommende Woche lege ich eine Pause ein – denn über Weihnachten bin ich bei meiner Familie. Im neuen Jahr geht es dann mit den sonntäglichen Special zu unserer Anthologie “Like a Dream” weiter 🙂

Liebe Grüße,
Juliane

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