[ROMAN] Trusting you von Sven Krüdenscheidt

Autor: Sven Krüdenscheidt
Taschenbuch:  280 Seiten
ISBN: 978-3958189645
Preis: 3,99 EUR (eBook) / 14,00 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Nachdem Mikes letztes Beziehung wegen Untreue zerbrochen ist, fällt es dem jungen Mann schwer, seinen Ex zu vergessen und sein Leben in geregelte Bahnen zu bekommen. Da kommt ihm der spontane Urlaubstrip in die Karibik mit seiner besten Freundin Kathey gerade recht – Sonne, Strand und Meer um endlich abzuschließen. Dass er sich in den gutaussehenden Sunnyboy Jeffrey verliebt, war nicht geplant, doch beide gehen eine Beziehung miteinander ein als sie zurück in Deutschland sind. Die ersten Probleme tauchen auf, als klar wird, dass Jeffrey nicht geoutet ist und mehr als ein Geheimnis vor Mike hat. Als die Wahrheit ans Licht kommt, überschlagen sich die Ereignisse und Mike muss entscheiden, ob er stark genug ist, um an Jeffreys Seite zu bleiben …

Eigene Meinung:
Der Gay Romance „Trusting you“ stammt aus der Feder von Sven Krüdenscheidt und erschien bei Ullstein Forever. Es handelt sich um den zweiten Roman des Autors, in dem er einige brandaktuelle Themen behandelt und denen er wesentlich mehr Raum hätte bieten können.

Inhaltlich wirkt die Geschichte sehr vollgestopft, da enorm viel passiert – wenn man all die Ereignisse zusammenfasst, könnte man damit problemfrei mehrere Romane füllen. Entgegen dem Klappentext spielt das Buch nicht nur in der Karibik, sondern zum größten Teil in Deutschland. Auch erwartet den Leser bei weitem kein lockerleichter Sommerroman, denn Sven Krüdenscheidt spricht viele wichtige Themen an, darunter auch Homophobie und das Coming-Out im Profisport. Auch sollte man auf Todesfälle gefasst sein, denn der Autor lässt seine Protagonisten einiges durchleben, bevor sie glücklich miteinander sein können. Leider liegt genau hier das Problem des Buches – thematisch ist einfach zu viel in 240 Seiten gepresst. Vieles wird einfach nur runtererzählt, so dass man überhaupt keinen Bezug zu den Figuren aufbauen kann und mitunter ihre Handlungen und Reaktionen nicht nachvollziehen kann. Der Autor wäre besser beraten gewesen, die Hälfte der dramatischen Ereignisse zu streichen und sich auf einige wenige Kernthemen zu konzentrieren und diese passend auszubauen, anstatt alle Ideen reinzupacken und dadurch die Geschichte zu überfrachten. Zudem hätte es der Geschichte gut getan, wenn gründlicher recherchiert worden wäre, denn einige Dinge wirken unglaubwürdig und können nicht überzeugen. Leider wird auch der Grundsatz „Show, don’t tell“ so oft umgangen und mit ihm gebrochen, dass man zwischenzeitlich ein wenig gefrustet ist, weil emotionale Beschreibungen der Umgebung, der Charaktere und ganz besonders der Gefühlswelten fehlen. Es wirkt alles sehr blass und es fällt einem schwer, wirklich in die Geschichte einzutauchen.

Die Charaktere bleiben leider sehr blass, auch wenn ihnen eine Menge widerfährt. Selbst Mike, aus dessen Augen man die Ereignisse sieht, lernt man nur oberflächlich kennen. Er ist ein sehr wechselhafter Charakter, den man in einigen Szenen nur bedingt begreifen und dessen Handlungen man nicht immer nachvollziehen kann. Dadurch wirkt er leider nicht authentisch, sondern vielmehr stark klischeehaft. Auch Jeffrey handelt mitunter ebenfalls unlogisch (um nicht zu spoilern, kann ich hier nicht ins Detail gehen), gerade als alle Geheimnisse gelüftet sind und er sich endlich offiziell zu Mike bekennt.
Die Nebenfiguren wirken leider vielfach aufgesetzt und unrealistisch – Kathey ist mit ihrer übertreten sprunghaften Art nur schwer nachvollziehbar, gerade am Anfang, wo sie ihren Freund zu einem Trip in die Karibik überredet. Auch sonst sticht keine Figur aus der breiten Masse hervor – die meisten wirken ein wenig gekünstelt und handeln aufgesetzt, ganz nach einem vorgeschriebenen Schema.

Sven Krüdenscheidt hat einen sehr lockeren, teilweise aber auch flachen, weil umgangssprachlichen Stil, der jedoch nicht in die Tiefe geht und nur schwer Gefühle transportieren kann. Wie auch die Figuren bleiben die Beschreibungen sehr blass und man kann sich vieles nicht wirklich vorstellen. Sei es das karibische Flair, die Beschreibungen deutscher Städte oder Mikes Gefühlswelten – alles wirkt nur grob umrissen, nicht gefühlvoll, plastisch und authentisch beschrieben. Vielmehr wirken die Beschreibungen flach und fremd, so dass dem Leser teilweise egal ist, was mit den Charakteren passiert und welche schockierenden Ereignisse Mike, Jeffrey und dessen Freunde durchleben. Auch häufen sich die Fehler – rechtschreibtechnisch und grammatikalisch, was den Lesefluss hemmt. Hier hätte das Lektorat gründlicher arbeiten müssen.

Fazit:
„Trusting you“ ist nur bedingt zu empfehlen, denn Sven Krüdenscheidts Roman besticht leider durch eine Überfrachtung der Geschichte mit zu vielen dramatischen Ereignissen, klischeehafte Charaktere und einen recht flachen Schreibstil, der leider einige grundlegende stilistische Fehler aufweist. Man liest die Geschichte um Mike und Jeffrey zwar schnell, doch leider werden kaum Gefühle transportiert und je mehr passiert, umso desinteressierter ist man, da man von der Masse an Schicksalsschlägen förmlich erschlagen wird. Wären diese auf mehrere Bände aufgeteilt gewesen und hätte der Autor sich für einzelne Dinge mehr Zeit gelassen, wäre das in Ordnung – so wirkt alles gehetzt und zusammengestopft. Schade – gerade die Grundidee um Jeffrey und die ernsten Themen hätten Potenzial für mehr gehabt. Am besten in die Leseprobe schauen und entscheiden, ob einem der Stil des Autors zusagt.

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Ein Gedanke zu „[ROMAN] Trusting you von Sven Krüdenscheidt“

  1. Ich muss ehrlich gestehen: Über die ersten zwei Seiten der Leseprobe bin ich noch nicht hinaus gekommen, weil mich der Schreibstil nicht überzeugen konnte. Mal sehen, ob ich dem Buch irgendwann noch einmal die Chance gebe.

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